Torsten Dohrs: „Die Fans tragen den WSV“
Vor einem Jahr lieferte Torsten Dohrs die Vorlage für den Umbruch im Club. Als Verwaltungsrat betreut er nun die Fanszene, aus der er einst selbst kam.
Wuppertal. Ein Gruß an seiner Online-Pinwand hat Torsten Dohrs gerade erst daran erinnert, welch turbulentes Jahr es für ihn und den Wuppertaler SV gewesen ist. „Danke, was Sie mit ihrem Brief alles angestoßen haben“, schrieb da ein Facebook-Freund. Gemeint war Dohrs’ Schreiben im WSV-Fanportal Rot-blau.com, mit dem er Anfang Januar den damaligen Präsidenten Friedhelm Runge zum Rücktritt aufgefordert hatte, und dem sich prompt knapp 400 Fans anschlossen hatten.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich damit ein so riesiges Echo auslösen würde. Es war wohl die richtige Äußerung zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Dohrs in der Rückschau.
Eine Woche nach dem Brief war Runge bekanntlich zurückgetreten. Er forderte andere — namentlich Torsten Dohrs — auf, Verantwortung zu übernehmen. Der wusste damals nach eigenem Bekunden noch nicht, dass sich tatsächlich eine Gruppe zusammenfinden würde, die dann im März unter dem Namen WSV 2.0 an die Öffentlichkeit ging.
„Ich war froh, als ich mein Schicksal mit 20 anderen teilen konnte und nicht mehr allein im Wind stand“, verrät Dohrs über diese Wochen, die im triumphalen Sieg von WSV 2.0 bei der Mitgliederversammlung gipfelten.
Seitdem ist er als Verwaltungsrat für den Bereich Fanbetreuung zuständig. „Mein Zittern beschränkt sich nun auf jedes Spiel — sportlich aber auch, was die Fans betrifft“, verrät Dohrs, der von 2004 bis 2007 selbst in der WSV-Supporter-Bewegung sehr aktiv gewesen war und schon damals einen Verwaltungsratsposten anstrebte.
Das Wort „Fanproblematik“, das den WSV in den ersten Wochen der Oberliga stark beschäftigte, nimmt er nicht gerne in den Mund. „Ich habe immer die Zahlen von potenziell 300 gewaltbereiten Fans beim WSV angezweifelt, die von der Polizei genannt worden waren und zur Grundlage der Sicherheitsauflagen wurden“, sagt Dohrs sehr froh darüber, dass das Fanverhalten ihm nachträglich Recht gegen habe.
Nach einem Gespräch im Ministerium mit Polizei und Fußballverband und dem Schnüren eines eigenen Sicherheitspakets durfte der WSV bekanntlich erst am sechsten Spieltag sein erstes Auswärtsspiel bestreiten, damals in Rhede. Vereinbart war, sich nach drei Auswärtsspielen noch einmal zusammenzusetzen und Bilanz zu ziehen.
Dohrs: „Meine Anspannung war da schon groß. Mir war klar, dass selbst der kleinste Vorfall ein Riesenecho nach sich gezogen hätte.“ Stattdessen gab es Lob vom Gegner für das vorbildliche Fanverhalten. Dass regelmäßig mehr als 500 WSV-Fans in der Provinz aufliefen, war dort ein Ereignis. Das Bilanzgespräch, so Dohrs, habe es bisher nicht gegeben, „auch wenn wir daran Interesse angemeldet haben.“
Ist der WSV vom Wohlverhalten seiner Fans abhängig geworden? Dohrs: „Das weiß nicht, aber in diesem Jahr haben die Fans den Verein sicher getragen.“ Er ist zuversichtlich, dass das auch weiter der Fall sein wird und nicht mehr allein an den sportlichen Erfolg gekoppelt ist. „Dass die Spieler selbst nach dem 1:6 gegen Oberhausen in der Kurve aufgemuntert wurden, macht mich sehr zuversichtlich.“
Dohrs will sich ebenfalls weiter zur Verfügung stellen, auch wenn der Zeitaufwand unverändert hoch sei. Nur die Teamarbeit und die vielen ehrenamtlichen Helfer machten alles möglich. „Dass ein halbes Jahr nach einer Mitgliederversammlung noch alle Vorstands- und Verwaltungsratsmitglieder im Amt sind, ist wohl auch Rekord in der WSV-Geschichte“, sagt er lächelnd. Nur Zeit, um in den Fanforen zu surfen, bleibe ihm kaum noch. Dafür hat er den direkten Kontakt im Block — und darf an offizieller Stelle daran mitwirken, wofür er einst eingetreten ist: Mehr Demokratie im Verein.