WSV bleibt im Burggraben sitzen
Beim 0:1 in Burghausen fehlte nur der krönende Abschluss vor dem Tor.
Wuppertal. Mit 1.043 Metern ist die Burg von Burghausen nicht nur die längste in Europa. Bekannt war sie während ihrer Blütezeit im Mittelalter auch für ihre Uneinnehmbarkeit. Ein paar Österreicher haben später mal aufgemuckt, wurden aber schnell wieder verscheucht.
Der Strafraum in der Wacker-Arena von Burghausen ist horizontal gemessen wie üblich 16 Meter lang. Der WSV hat ihn bei der 0:1-Niederlage in beiden Halbzeiten gleich mehrfach eingenommen, bis zum Burgfräulein sind die Spieler von Trainer Uwe Fuchs trotzdem nicht vorgedrungen. "Ritter" Riemann hatte etwas dagegen.
Der Wacker-Torhüter reagierte gleich mehrfach glänzend bei den zahlreichen guten WSV-Chancen und bewahrte so sein Team vor der Niederlage. Lohn für ihn und seine Mitstreiter: Tabellenplatz eins, trotz eines negativen Torverhältnisses. Das hat auch der WSV, bleibt allerdings Erster von ganz unten und sitzt weiter tief unten im Burggraben der 3.Liga fest. Was tun?
In der Liga erst mal nichts. Denn am Samstag muss sich der WSV im Niederrhein-Pokal gegen den TSV Eller 04 (14 Uhr/ Flingern) mit einem Gegner von niederem Stand beschäftigen. Im Meisterschaftsbetrieb geht es erst am 17. Oktober im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig weiter.
Bis dahin verlegt sich WSV-Trainer Uwe Fuchs nicht auf Durchhalteparolen, sondern fordert: "Das Ziel ist, weiter die Grundlagen zu schaffen, um Leistungen wie in Burghausen zu bringen."
Tatsächlich knüpfte der WSV an die passable Vorstellung vom 5:3-Sieg gegen Kiel an ("wir haben sogar noch eine Schippe draufgepackt"), stand in der Abwehr bis auf eine Szene sicher (Gegentor von Wolf in der 70. Minute), kombinierte phasenweise ordentlich, und WSV-Torhüter Christian Maly hielt sogar einen Elfmeter.
Nur im Abschluss haperte es. So vergab Salih Altin die wohl beste Möglichkeit, als er im Stile eines unbedarften Fußball-Jünglings den Ball zwar über den herausgeeilten Riemann setzte, aber eben auch über das Tor.
Fuchs fand dennoch lobende Worte für den Vata-Ersatz. "Diesen Ball muss er mit dem Spann nehmen und nicht mit der Innenseite. Er hat aber in der ersten Halbzeit überragend gespielt. Nachher ließen etwas die Kräfte nach ", sagte Fuchs, der unmittelbar nach dem Schlusspfiff jeden einzelnen seiner Spieler auf dem Rasen abklatschte und so bewusst Zuversicht demonstrierte.
"Die Jungs haben gemerkt, dass sie in der Lage sind, ein Spiel über lange Zeit zu dominieren. Im Abschluss war neben Unvermögen auch viel Pech dabei. Gegen Braunschweig müssen wir ähnlich präsent sein und die Chancen besser nutzen."
Anders als noch bei den abstiegsreifen Vorstellungen gegen Osnabrück (0:4) und Dortmund (0:2) zeigen die Vorstellungen gegen Kiel und Burghausen, dass doch Qualität in der Mannschaft vorhanden ist und Grund zum Optimismus besteht, bald aus dem Burggraben herauszuklettern.
Jedenfalls blieb dem WSV in Burghausen eine Strafe des Mittelalters völlig zu Recht erspart: Wer sich nach Passieren eines bestimmten Tores unbefugt im Inneren der Burg aufhielt, dem wurden die Ohren abgeschnitten.