WSV: Investoren steigen nicht ein
Friedhelm Runge zeigt sich enttäuscht über die geplatzten Verhandlungen. Gut eineinhalb Stunden verhandelten am Montagnachmittag beide Seiten, am Abend wurde nach der Sitzung des WSV-Verwaltungsrates das Scheitern verkündet.
Wuppertal. Friedhelm Runge (70) war schon mal besser gelaunt. Gestern Abend gab er offen zu, dass "ich stinkig darüber bin, dass sechs Monate Arbeit und Hoffnung umsonst waren". Grund dafür ist der nicht ganz unerwartet geplatzte Einstieg von Investoren beim WSV.
Investmentberater Uwe Christoffer (63), der mit seiner Firma im Zoo-Viertel ansässig ist und sich als langjährigen WSV-Sympathisanten bezeichnet, hatte mögliche Geldgeber angesprochen (darunter Familien aus London und den ehemaligen Chef der Düsseldorfer Sparkasse Heinz-Martin Humme).
Gut eineinhalb Stunden verhandelten am Montagnachmittag beide Seiten, am Abend wurde nach der Sitzung des WSV-Verwaltungsrates das Scheitern verkündet. "Die Investoren hätten den Nachweis erbringen müssen, dass sie den WSV über fünf Jahre mindestens zu den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen hätten weiterführen können. Das konnten sie aber nicht", sagte Runge. Der Etat des WSV beträgt aktuell 3,4 Millionen Euro, wovon Runge den Hauptanteil als Sponsor und privater Gönner trägt.
Auf rund zwei Millionen Euro bezifferte Christoffer die jährliche Summe, die von den Investoren hätte erbracht werden müssen. Zu viel für die Herren, denen außerdem nicht garantiert werden konnte, dass der WSV in dieser Saison überhaupt den Klassenerhalt schafft.
Dass Runge zudem nicht Einblick in konkretes Zahlenwerk gestattete, bestritt der WSV-Boss vehement. "Die komplette Summe etwa über die Personalkosten der 73 Mitarbeiter war bekannt. Aber ich rücke doch keine einzelnen Arbeitsverträge raus, wenn es sich nur um vage Übernahmeabsichten handelt", sagte Runge.
Christoffer gab zu, dass er den finanziellen Aufwand für einen Einstieg beim WSV unterschätzt habe. Dafür holte er sich beim Verwaltungsrat einen Rüffel ab. "Ich habe keine unseriösen Versprechungen gemacht. Aber die Investoren sehen bei den Summen, die sie bringen sollen, keine Chance auf ein Return-Investment", sagte Christoffer, der sein Amt als Verwaltungsratvorsitzender nach nur dreimonatiger Amtszeit wieder aufgab.
Das Tischtuch scheint aber nicht gänzlich zerschnitten, denn Christoffer kündigte an, im Dezember nach London fliegen zu wollen, um mit den Investoren über ein mögliches Sponsorenengagement beim WSV zu sprechen.
"Im Moment gibt es einen Denkpause", bezeichnete er den Stand der Dinge. Runge steht neuen Sponsoren positiv gegenüber, wurde aber in seinem Fazit deutlicher: "Wir sind keinen Schritt weitergekommen."