WSV-Vorstand Achim Weber: „Wir bauen komplett neu auf“
Achim Weber, Sportvorstand des WSV, über die Lage des Vereins kurz vor Saisonbeginn.
Ziemlich genau 60 Tage ist es her, dass die Führungsmannschaft der Opposition bei der Jahreshauptversammlung den Verein „quasi im Handstreich“ übernommen hat . Wie fällt Ihr Fazit der ersten Monate aus?
Achim Weber (lacht): Normalerweise wird ja immer erst nach 100 Tagen eine erste Bilanz gezogen. Aber ich denke, bis jetzt haben wir alle Dinge, die auf uns zugekommen sind, gut gemeistert. Man darf nicht vergessen, woher wir kommen. Vor ein paar Wochen war der Verein tot, musste Insolvenz anmelden und wir hatten nicht einmal das Geld für Briefmarken. Sehr positiv ist natürlich der größer als erwartet ausgefallene Zuspruch der Wuppertaler Fußballfans.
Der sich nicht zuletzt an der Anzahl der verkauften Dauerkarten ablesen lässt?
Weber: Das stimmt. Der Käufer der 555. darf bei einem Spiel — das wir aussuchen — mit auf der Trainerbank sitzen. Und für den 600. denken wir uns auch etwas Schönes aus. Eine riesige Steigerung im Vergleich zur vergangenen Saison, als der Verein gerade einmal 300 Saisontickets absetzen konnte. Und da wurden die Sponsorenkarten sogar noch dazu gerechnet. Das tun wir jetzt nicht.
Wie ist es es zu erklären, dass der Verein momentan so viel Zulauf erfährt?
Weber: Ich glaube, weil wir nach Außen transportieren können, dass sich der WSV wieder um seine Fans kümmert. Ich erinnere mich noch an eine Weihnachtsfeier vor drei Jahren, als der WSV alle Mitglieder zu Hako eingeladen hat. Damals war ich noch Geschäftsführer. Das war eine Sache, die den Verein keinen einzigen Cent gekostet hat, da die Feier komplett über Sponsoren finanziert wurde, aber super bei den Leuten ankam. Danach wurde so etwas aber nie wieder gemacht.
Mit wievielen Zuschauern kalkuliert der WSV?
Weber: Mit 750. Diese Zahl haben wir also schon fast über den Dauerkartenverkauf gesichert. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass wir uns mit 750 zufrieden geben. Unsere Ansprüche sind da schon höher, aber wir wissen auch, dass wir am Anfang eines langen Weges stehen und es noch längere Zeit dauern wird, bis wir die Leute nachhaltig positiv vom WSV überzeugt haben.
Am Sonntag steht nun das erste Pflichtspiel gegen Ratingen auf dem Programm. Wie schätzen Sie die sportliche Situation der Mannschaft momentan ein?
Weber: Ganz schwer zu sagen, da tappt man im Dunkeln. Normalerweise findet man bei einem Kader ein Fundament vor und baut das dann mit drei, vier — manchmal auch zehn oder zwölf — neuen Leuten um. Bei uns gab es das nicht. Wir bauen eine Mannschaft, ja sogar einen kompletten Verein neu auf. Da kein einziger Spieler der vergangenen Saison noch einen laufenden Vertrag besaß, haben wir ganz bewusst darauf verzichtet, die Leute zu halten. Wir wollten nicht, dass Probleme aus der Vorsaison — egal, ob wegen der Insolvenz, beim Training oder innerhalb der Fahrgemeinschaft — mitgeschleppt werden. Wir wollten viel neues, frisches Blut und einen neuen Spirit und Grundgedanken in die Mannschaft bekommen.
Aber mit einem komplett neuen Kader wird es gerade zu Saisonbeginn sicher nicht einfach werden?
Weber: Wir dürfen die Erwartungen an die Mannschaft nicht auf den Saisonstart reduzieren. Erst im Herbst werden wir sehen, wo wir sportlich stehen. Bis dahin sind es noch etwa zehn Wochen. Erst dann werden sich Abstimmung, Hierarchie und Leistungsvermögen herauskristallisieren. Am Ende ist natürlich das Ergebnis auf dem Platz entscheidend.
Der WSV hat eine ausgesprochen junge Mannschaft zusammengestellt, oder?
Weber: Das stimmt. Neuzugang Michael Bemben (37, siehe Infokasten) und Martin Klafflsberger mit seinen 29 Jahren sind mit Abstand die Ältesten. Ansonsten spielen wir im Prinzip mit einer U23, mit Leuten, die am Beginn ihrer Karriere stehen. Ich erwarte auf dem Platz Begeisterung und Willen zu sehen. Die Aufgabe von Trainer Peter Radojewski ist es dann, diese Leute im ersten Jahr um 20, 30 Prozent weiterzuentwickeln.