WSV-Vorstand Achim Weber: "Wir wollen eine Familie werden"

WSV-Vorstand Achim Weber über Rekordversuche und Nachwuchsarbeit.

Foto: Andreas Fischer

Herr Weber, mit der U19 wagt der WSV im Mai einen Rekordversuch: Zum letzten A-Jugend-Bundesligaspiel gegen Schalke 04 im Stadion am Zoo (25. Mai, 11 Uhr) soll die Marke von 4500 Zuschauern geknackt werden. Wie sind Sie im Verein darauf gekommen?

Achim Weber: Der Name Wuppertal und das Wort Rekord werden nicht oft in einem Satz genannt. Und da wir uns mehr auf den Jugend- und Nachwuchsbereich konzentrieren wollen, lag es nahe, zu recherchieren, wo liegt die Rekordmarke in der A-Jugend-Bundesliga.

Und wo liegt der Rekord?

Weber: Wir haben den DFB angerufen und erfahren: 2007 kamen zum A-Jugend-Bundesligaspiel Mainz gegen Bayern München 4500 Zuschauer. Wenn man sieht, was beim U19-Länderspiel der Nationalmannschaft im Stadion am Zoo los gewesen ist, dann ist es für uns nicht unrealistisch, diese Marke zu erreichen und zu überbieten.

Wie Sie sagen, will sich der Verein noch mehr auf die Jugendarbeit konzentrieren. Dabei ist dieser Bereich doch bereits erfolgreich?

Weber: Sicherlich mit einer U 19 in der Bundesliga haben wir eine Mannschaft vorgefunden, die bereits erfolgreich ist. Der WSV kann aus der U19-Bundesliga keine Spieler von anderen Vereinen verpflichten. Denn diese Spieler bekommen zum Teil schon in der A-Jugend ein vernünftiges Einkommen. Das ist für den WSV nicht machbar, war bereits zu Drittligazeiten schwer und geht in der Oberliga gar nicht mehr.

Was bedeutet das konkret?

Weber: Das bedeutet, wir müssen damit anfangen, den Fokus mehr denn je auf die eigene Jugend zu legen, um dann in den nächsten Jahren die Früchte dieses Engagements ernten zu können. Und wir wollen für diese jungen Spieler dann ein Sprungbrett sein. Dass wir einen Spieler über viele Jahre entsprechend unserer Philosophie ausbilden, damit wollen wir ihn auch emotional binden. Ihm soll wichtiger sein, vor 2000 bis 3000 Zuschauern zu spielen, als irgendwo anders fürs Fußballspielen 200 oder 300 Euro mehr zu bekommen.

Was sind in der Jugendarbeit die nächsten Schritte?

Weber: Die Nevigeser Straße wird eine Art Begegnungsstätte, wo wir allen WSV-Abteilungen eine Heimat bieten — egal, ob es Handballer oder Leichtathleten sind. Es geht aber auch darum, dass eine Abteilung die andere unterstützt. Zum Beispiel, dass bei einem Fußball-Jugendturnier die Handballer sagen: Hey, da helfen wir und schmeißen den Grill an. Der Jugendbereich wie auch die einzelnen Sparten im Seniorenbereich sollen zu einer WSV-Familie zusammenwachsen.

Zudem öffnen wir uns durch die Horst-Buhtz-Stiftung auch noch mehr für Unternehmen. Eigene Jugendturniere, eine professionelle Fußballschule, Sichtungstraining etc. — es gibt vieles, was wir angehen werden, aber alles im Rahmen unserer Möglichkeiten. Auch eine Kooperation mit einem Bundesligisten im Nachwuchsbereich ist denkbar, wir können von denen enorm profitieren, sollten nie meinen, den Fußball selbst erfunden zu haben.

Im Frauenfußballbereich kooperieren Sie mit Union Wuppertal. Wie profitieren andere Vereine vom neuen WSV?

Weber: Wir haben Trainer in unseren Reihen, die höhere Ausbildungen genießen konnten, entsprechend höhere Lizenzen haben. Hier bietet sich die Möglichkeit des Austausches an. Nehmen wir als Beispiel Stefan Vollmerhausen, den Trainer der A-Jugend, der seine Erfahrung an die Jugendtrainer eines anderen Vereins weitergeben kann. Ich sehe es als Win-Win-Situation für beide Parteien an, wenn im Gegenzug ein Verein, der ein Talent in seinen Reihen hat, auf den WSV zukommt. Letztlich soll die gesamte Wuppertaler Sportlandschaft profitieren, spätestens, wenn sich ein Jugendspieler bei uns einmal nicht durchsetzt und zu seinem Stammverein zurückkehrt.