WSV: Warum die Oberliga Angst vor den Wuppertalern hat
Der WSV darf auswärts nicht antreten — wegen angeblich 300 gewaltbereiter Anhänger.
Wuppertal. Ein Spiel, ein 2:0-Sieg gegen den FC Kray, aber Abstiegsplatz 17 in der Fußball-Oberliga-Niederrhein:
Der Fall des zweifellos prominentesten Fünftligisten am Niederrhein, des Wuppertaler SV, ist kurios: Weil der in der Vorsaison insolvent abgestürzte Verein zu viele gewaltbereite Fans haben soll, werden derzeit die Auswärtsspiele gleich reihenweise abgesagt.
Man könnte es auf einen Nenner bringen: Der Wuppertaler SV ist zu klein für den großen, aber zu groß für den kleinen Fußball. Die Auflagen für die von der Polizei zu Sicherheitsspielen erklärten Fußballspiele kann oder will kaum ein Gegner in der Oberliga erfüllen.
Nach Darstellung der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS), die die Polizeieinsätze koordiniert, soll es rund 300 gewaltbereite Personen unter den WSV-Anhängern geben. Bei solchem Gewaltpotenzial könne kaum ein Gastgeber-Verein für Sicherheit garantieren.
So sind die Spiele bei Germania Ratingen und beim SV Hönnepel-Niedermörmter bereits etwas hilflos in den Herbst verlegt worden, auch die nächsten Auswärtsspiele beim VfL Rhede (1. September) und PSV Wesel-Lackhausen (22. September) sind von der Absage bedroht.
Die Auflagen mit zu trennenden Fangruppen, mehreren Eingängen, zusätzlichen Ordnern und Zäunen — das verschlinge rund 10 000 Euro, hat Paul Heuer, Vorsitzender des VfL Rhede, errechnet.
In Wuppertal hat man sich längst des Problems angenommen, verteidigt sich aber auch. „Unsere Fans sind bestimmt keine Schülerlotsen“, sagte WSV-Vorstansmitglied und Ex-Profi Achim Weber kürzlich „Spiegel online“, „aber die Zahl 300 ist völlig aus der Luft gegriffen.“
Der WSV geht das Dilemma offensiv an, will die Konkurrenten mit Ordnern, Fanbegleitern und auch beim Vorverkauf unterstützen — und das Konzept am Freitag im Innenministerium bei einem Besuch im Dezernat Einsätze der Polizei erläutern. Der WSV wirbt für die eigene Sache.
„Wir wollen auch deutlich machen, dass wir völlig neu aufgestellt sind und mit der Unterstützung der Fans rechnen“, sagt Verwaltungsrat Bernd Gläßel. Das Thema bleibt auf der Tagesordnung: Am 26. August hat der Fußballverband Niederrhein (FVN) zur Gesprächsrunde mit allen Ligavertretern gebeten. Eine Lösung muss her. Möglichst schnell.
Weber regt sich auf, dass Fünftliga-Spiele des WSV in Ratingen oder Rhede von der Polizei wie das Ostderby Rostock gegen Dresden behandelt würden. „Da stimmen die Relationen nicht.“
Auf ähnliche Probleme war in der vergangenen Saison der spätere Regionalliga-Aufsteiger KFC Uerdingen in der Oberliga gestoßen. Die damalige Lösung: Gegen eine finanzielle Entschädigung traten die Gegner vereinzelt ihr Heimrecht an die Krefelder ab. Red