WSV zeigt sein schönes Gesicht

Nach einer Galavorstellung und einem verdienten 3:0-Sieg stürzt der WSV Tabellenführer Gladbach II.

Wuppertal. „Wundertüte, Überraschungsei, zwei Gesichter“ — hochzufrieden und zugleich mit leichtem Kopfschütteln verließen viele der nur noch 916 Fans am Samstag nach dem 3:0-Sieg des WSV über Borussia Mönchengladbach II und der wohl besten Saisonleistung das Stadion am Zoo. Gegen den Tabellenletzten Koblenz und in Verl sang- und klanglos 0:1 verlieren und dann den Tabellenführer auch spielerisch aus den Angeln heben — wie kann das sein?, lautete die Frage unisono.

Freilich, völlig unerklärlich war diese „Galavorstellung“ (Trainer Hans-Günter Bruns) nicht. Endlich hatte der WSV einen Gegner, der mitspielte und dazu einen „klaren Plan, wie der zu bezwingen ist“. So sprudelte es nachher aus Christian Knappmann heraus.

„Das war ein Sieg unseres 4—2—3—1-Systems“, meinte der Torjäger sichtlich euphorisiert davon, dass er nach für ihn schier endlosen 644 Minuten endlich wieder getroffen und später noch sein 18. Saisontor hinzugefügt hatte.

Dass sein Trainer eigentlich vom einem 4—4—2-System ausgegangen war („Da hat Knappi vielleicht etwas falsch verstanden“), war zweitrangig, denn in der Tat war die klar strukturierte Offensiv-, wie Defensivformation des WSV ein Schlüssel zum Erfolg.

Diese Struktur brachte die jeweiligen Stärken der WSV-Kicker voll zur Geltung. Marco Quotschalla wirbelte als zweite (oder hängende?) Spitze um Knappmann herum, leistete ein Riesenlaufpensum, und auf den Flügeln hatten Maciej Zieba (links) und Marcel Landers (rechts) Unterstützung und endlich auch Platz, nachdem der erste Ansturm der Gladbacher abgefangen war.

Die Viererkette, in der Tom Moosmayer wieder auf seiner angestammten linken Verteidigerpostion spielte, hielt dabei ebenso dicht wie das defensive Mittelfeld mit Felix Haas und Robert Fleßers. Und so wurde der WSV nun ebenfalls aktiv gegen die Gladbacher, die nicht reagierten.

„Das kam mir entgegen, endlich habe ich mal so gespielt, wie ich mir das vorstelle“, sagte Marcel Landers, der gefährliche Flanken nach innen bringen konnte und sein bestes Spiel im WSV-Dress machte. Übertroffen wurde er noch vom kleinen Maciej Zieba, der auch spielerische Glanzlicher setzte und seinen Gegenspielern Knoten in die Beine drehte.

Maßgerecht seine Flanke zum 1:0, als Christian Knappmann nur noch einnicken musste, maßgerecht auch die Replique von Marcel Landers, der beim 2:0 Zieba bediente. Auch am letzten Tor war der Deutsch-Pole beteiligt: Gegen drei Gladbacher setzte er sich im Strafraum durch, legt auf Jörn Zimmermann ab, der Knappmann in der Mitte fand.

„Das ist eine schöne Bestätigung dafür, dass viel Potenzial in dieser Mannschaft steckt“, sagte Hans-Günter Bruns rundum zufrieden. Nun gelte alle Konzentration dem Prestigeduell in Essen, wo der WSV seit 1997 nicht mehr gewonnen hat.

Wer allerdings die jüngste 1:4-Niederlage der Essener gegen Gladbach und den 3:0-Sieg des WSV gegeneinander aufrechnet, könnte die nächste Wundertüte erleben. Solche Quervergleiche sind bekanntermaßen so viel wert wie derzeit Schuldscheine aus Athen.