Streit mit dem Vermarkter: WSV verzichtet auf Berufung

Der Verein hatte seinem Vermarkter Banf fristlos gekündigt. Das Landgericht wies die Kündigung zurück. Beide Seiten fordern voneinander Geld.

Wuppertal. Sportlich ist beim WSV in dieser Saison zwar die Luft raus, aber juristisch verspricht der Rest der Spielzeit Spannung. Es geht um die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen dem WSV und der Agentur für Marketing und Sponsoring Banf. Die Banf hatte vor dem Landgericht Wuppertal erfolgreich gegen eine fristlose Kündigung des Vertragsverhältnisses durch den WSV geklagt. Für den 13. März war beim Oberlandesgericht Düsseldorf eine Berufungsverhandlung (Streitwert 300.000 Euro) angesetzt, doch zu dem „Wiederholungsspiel“ wird es nun nicht mehr kommen. „Die Berufung ziehen wir zurück, weil wir auf einem anderen juristischen Weg bessere Chancen sehen, unsere Forderungen durchzusetzen“, sagte WSV-Präsident Friedhelm Runge der WZ. Dann werde es um gegenseitige finanzielle Ansprüche gehen. Die Aussichten des WSV, in einer Berufungsverhandlung die Kündigung durchzusetzen, waren vom Oberlandesgericht schon im Vorfeld als gering eingestuft worden.

Am 30. Juli 2009 schloss der WSV mit Banf einen Agenturvertrag über die Vermarktung aller dem WSV zustehenden Werbe- und Marketingrechte über vier Jahre ab. Dabei sollte die Banf potenzielle Sponsoren an den WSV vermitteln und dafür eine Provision von 20 Prozent der Nettoerlöse aus der Vermarktung erhalten. Die Agentur Banf soll nach WZ-Information 150.000 Euro für die Vermarktungsrechte an den WSV gezahlt haben.

Am 5. August 2010 kündigte der WSV seinem Vermarkter fristlos. Die Banf zog vor das Landgericht Wuppertal, das am 20. Juli 2011 die fristlose Kündigung für unwirksam erklärte. In seiner Urteilsbegründung weist das Landgericht die vom WSV gegenüber der Banf aufgeführten Kündigungsgründe zurück. So hatte der WSV behauptet, dass die Banf lediglich vier Sponsorenverträge in zusammen fünfstelliger Höhe vermittelt habe. Es habe sich dabei nicht um Neukunden, sondern um bereits vorhandene Sponsoren gehandelt. Ein Ausrüstervertrag mit Puma sei mit 80.000 Euro pro Jahr unter Wert abgeschlossen worden. Außerdem habe der Mitarbeiter der Banf die Vermarktungstätigkeiten beinahe durchgehend nicht selbst erbracht, sondern Mitarbeiter des WSV eingesetzt. So sei beispielsweise Achim Weber, damals Sportlicher Leiter, zu 90 Prozent seiner Arbeitszeit für die Banf tätig gewesen. Das sieht das Gericht anders: Der WSV habe jederzeit seine Mitarbeiter anweisen können, keine Arbeiten für die Banf auszuführen. Stattdessen sei die Vorgehensweise der Banf offensichtlich geduldet worden. Dass dem WSV die laut Banf trotz der schlechten sportlichen Entwicklung in der Abstiegssaison erzielte Umsatzsteigerung nicht ausgereicht habe, sieht das Gericht nicht als Grund, den Vertrag vor Ablauf der regulären Vertragszeit aufzulösen.

Auch die vom WSV geäußerten Vorwürfe, Banf-Mitarbeiter Dirk Polenk sei bei den Sponsoren „nicht gut angekommen“, lässt das Gericht nicht als Grund für eine fristlose Kündigung gelten. Pikante Note: Polenk war für den WSV schon in der Saison 2006/2007 im Marketingbereich tätig, war also in der Geschäftsstelle alles andere als ein Unbekannter. Und: In der Jahreshauptversammlung im Mai 2011 hatte Friedhelm Runge gegenüber den WSV-Mitgliedern noch bestritten, dass es eine gerichtliche Auseinandersetzung mit der Banf gibt. Nach Informationen der WZ wurde der Banf aber erst kurz nach der Mitgliederversammlung eine außergerichtliche Einigung vom WSV bestätigt, die später wieder geplatzt ist.

In einem zweiten Verfahren mit der Banf geht es nun noch um bisher nicht gezahlte Provisionen in Höhe von 70.000 Euro, die die Agentur für die Saison 2009/2010 geltend macht. „Als die Einigung nicht zustande kam, haben wir ebenfalls unsere finanziellen Forderungen an die Banf erhoben“, sagt Friedhelm Runge.

Patrick Banf, Geschäftsführer der Banf Werbung, lag am gestrigen Donnerstag noch keine Mitteilung über eine Absage der Berufungsverhandlung vor. Deshalb wollte er sich zu den Inhalten der Verfahren nicht äußern. „Wenn es eine Möglichkeit zur Lösung gibt, dann werde ich mich gerne einigen, weil ich dem Verein nicht schaden will“, sagte Patrick Banf.