Das Geheimnis der JVA-Fenster
Die Fenster im Gefängnis verbergen eine Botschaft.
Ronsdorf. Es sind die einzigen unvergitterten Fenster im neuen Jugendgefängnis in Ronsdorf, und sie bergen ein kleines Geheimnis. Die Rede ist von den Fenstern der Anstaltskapelle, in der am Wochenende regelmäßig vier Gottesdienste und in der Woche Gruppentreffen stattfinden. Nach Süden gerichtet, lassen sie nicht nur einfach Licht ins Innere hinein. Auf die Scheiben aufgeklebte Glasdreiecke brechen das Licht und überfluten, wenn draußen die Sonne scheint, die Besucher in den Sitzreihen mit den Farben des Regenbogens — für Christen ein Symbol der Hoffnung und des göttliches Zuspruchs. Das besondere Geheimnis dieser Glasdreiecke ist jedoch ihre Anordnung auf den Fensterscheiben. Das Muster ist der Blindenschrift entnommen, sodass sich für den kundigen Betrachter ein Sinnspruch ergibt.
„Neige deine Ohren und höre die Worte von Weisen und nimm zu Herzen meine Rede, daran erinnere ich heute gerade Dich”, steht an den Fenstern in der sogenannten Braille-Schrift geschrieben. Das Zitat stammt aus dem biblischen Buch der Sprüche. Für Anstaltspfarrerin Ulrike Hollander versteckt sich in diesen Glasprismen eine für ihre Arbeit wichtige Weisheit. „Wer sehen kann und deshalb die Blindenschrift nicht kennt, für den ist diese Botschaft verborgen”, sagte sie bei ihrer Einführung und das Verborgene hinter dem Sichtbaren zu finden, gehöre zu ihrer Aufgabe im Umgang mit den Gefangenen. Auch hier sei das Offensichtliche nicht immer das Eigentliche, weil die Jugendlichen sich nach außen oft anders präsentieren, als sie mit ihren wahren Talenten in Wirklichkeit seien. wow