Fußball-Regionalliga Wuppertaler SV holt in Bonn einen Punkt für die Moral

Bonn/Wuppertal · Erstmals unter der Regie seines neuen Trainers Björn Mehnert, landete der Regionalligist im Kellerduell mit 3:3 einen Teilerfolg und verkraftete dabei erneute Rückschläge. Mit 0:2 und 2:3 lagen die Wuppertaler trotz Überlegenheit hinten, kamen aber immer wieder zurück.

Beyhan Ametov bereitete den Anschlusstreffer zum 1:2 vor und machte das 2:2 in Klassemanier selbst. Es war allerdings noch nicht der Schlusspunkt in einem Spiel, das einem Wechselbad glich.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Im ersten Spiel unter Trainer Björn Mehnert hat der Wuppertaler SV den Negativtrend vorerst einmal stoppen können. Im Kellerduell beim Bonner SC, der unter der Woche ebenfalls seinen Trainer gewechselt hatte, holten die Wuppertaler einen 0:2- und 2:3-Rückstand noch auf und holten beim 3:3 zumindest noch einen Punkt. Damit hielten sie den Abstand gegenüber Bonn und verteidigten den 16. Tabellenplatz - den ersten Nichtabstiegsplatz. Der Punkt war für die Moral mindestens genauso wichtig, denn diesmal konnte sich die Mannschaft nach erneuten Nackenschlägen für ihren enormen Einsatz belohnen, verlor dabei nie die Ordnung, und war am Ende dem Sieg nahe.

Mehnert, der erst seit Freitag im Amt ist und nur eine Trainingseinheit mit seiner neuen Mannschaft bestreiten konnte, kehrte zurück zur Viererkette. In der fehlte auf der linken Seite Tolga Cokossan, der nach Verletzung noch nicht ganz fit ist und fiel Joey Müller kurzfristig aus. Für ihn ist bis 16. Dezember behördliche Quarantäne angeordnet, weil eine Person aus seinem nahen Umfeld mit Corona infiziert ist. So spielte der junge Joel Tomczak linker Verteidiger. Aus der Quarantäne zurück ist Kevin Pires. Er hatte ebenfalls am Freitag seine erste Trainingseinheit bestreiten können, rückte aber gleich wieder in die Startaufstellung und ersetzte im Mittelfeld Daniel Grebe, der am Mittwoch beim 0:1 gegen Straelen die fünfte Gelbe Karte gesehen hatte.

Rein Farbentechnisch setzten die Wuppertaler schon mal ein Warnzeichen. Da Bonn bekanntlich auch die Farben Rot-Bau hat, liefen die Wuppertaler erstmals in Neongelb auf. Und Alarm machten die Wuppertaler auch gleich auf dem Platz, holten bereits in der ersten Minute die erste Ecke heraus. Die hätte fast zum 1:0 geführt. Am zweiten Pfosten setzte Beyhan Ametov den Ball volley über die Latte. Der WSV blieb klar spielbestimmend, musste aber nach 16 Minuten wie so oft in dieser Saison einen schweren Nackenschlag hinnehmen. Es war praktisch die erste gefährliche Bonner Torannäherung, und der Schrägschuss von Rechtsaußen Masaaki Takahara war für Torwart Niklas Lübcke auch abzuwehren. Doch der ließ nach vorne abklatschen, wo Daniel Somuah problemlos einschieben konnte. Das erinnerte fatal an das frühe 0:1 gegen Straelen am Mittwoch.

Der WSV antwortete diesmal zwar besser, hatte durch Ametov gleich eine Doppelchance, doch die nächste kalte Dusche folgte. Tjorben Uphoff verlor im Strafraum den Zweikampf gegen Bonns Burak Gencal, dem er lediglich Geleitschutz bot. Gencal nutzte diese Freiheit und vollstrecke ins lange Eck zum 2:0. Unglaublich: Die Diagnose „nicht schlecht gespielt aber hinten“ - gab es in dieser Saison schon häufig. Für den neuen Trainer Björn Mehnert, der in am 7. Spieltag bereits mit Ahlen in Bonn 2:3 verloren hatte, musste es sich ebenfalls wie ein Deja vu anfühlen.

Auch nach dem 2:0 blieb der WSV spielbestimmend, arbeitete sich bis zum Wechsel insgesamt fünf Ecken heraus, echte Torchancen blieben bei allem Bemühen aber Mangelware, auch wenn Mittelstürmer Marco Königs diesmal die gefährlichen Räume im Strafraum besetzte.

Nach dem Wechsel wurde der WSV dann endlich erstmals belohnt. Es war allerdings auch die bis dahin beste Offensivaktion. Semir Saric, der im offensiven Mittelfeld eine starke Partie machte, bediente einem herrlichen Diagonalpass Beyhan Ametov. Der setzte sich gegen seinen Gegenspieler durch, drang links in den Strafraum ein und bediente Marco Königs. Der stand in der Mitte da, wo ein Mittelstürmer zu stehen hat. 1:2 und neue Hoffnung. Unmittelbar danach fast das 3:1 für Bonn, doch der Freistoß von Dario Schumacher streichelte die Latte nur.

Das Spiel wurde offener, Königs hatte die Ausgleichschance, zielte aber knapp daneben. Dann traf der kurz zuvor eingewechselte Gianluca Marzullo zum dritten Mal in dieser Saison nur den Pfosten. Mehr Glück hatte nach 65 Minuten Beyhan Ametov nach einer absoluten Klasseaktion. Erst setzte er sich im Mittelfeld durch, stürmte dann Richtung Strafraum und zog aus 20 Metern ab. Bonns Torwart Dautzenberg konnte den scharf auf den langen Winkel gezirkelten Ball nur noch an die Unterkante der Latte boxen, von wo er hinter die Linie prallte. Herrlich!

Doch das Glück blieb nicht auf Seiten des WSV. Nach 73 Minuten erkannte Schiedsrichter Jörn Schäfer nach einer Abwehraktion von Noah Salau im Strafraum gegen den starken Burak Gencal auf Elfmeter. Salau hatte den Ball getroffen, dabei aber auch ein wenig Gencal, und so ließ sich Dario Schumacher die Chance nicht entgehen und brachte Bonn erneut in Front.

Es blieb ein Wahnsinnsspiel. Der WSV ließ sich nicht entmutigen. Nur fünf Minuten nach dem 2:3 machte Tim Wendel den erneuten Ausgleich. Im Stile eines Torjägers schloss er im Strafraum ins lange Eck ab. Anschließend wehrte er zunächst alle Gratulanten ab und stürmte auf Physio Niklas Hauck zu, der ihn nach langer Verletzung wieder fit gemacht hatte.

Danach gab es noch Chancen auf beiden Seiten, die besseren für den WSV. Die Gäste waren drauf und dran hier noch zu gewinnen. Doch Dautzenberg parierte mehrfach klasse. So scheiterte Tjorben Uphoff aus kurzer Distanz am starken Bonner Torwart und Königs setzte den Nachschuss daneben.

Es blieb es in dem unterhaltsamen Spiel bei der Punkteteilung, die dem WSV wohl etwas mehr hilft.

„Dass die Mannschaft in der aktuellen Situation zweimal so zurückkommt, zeigt ihre tolle Moral“, sagte Björn Mehnert nachher. Jetzt hat er zehn Tage Zeit, seinen Spieler auf die nächste Partie in Bergisch-Gladbach vorzubereiten. „Da gibt es sicherlich einige Dinge an denen wir arbeiten müssen“, konstatierte er vor dem nächsten Kellerduell. Der Teilerfolg in Bonn dürfte ihm bei seiner Arbeit sicher helfen, auch wenn hier insgesamt mehr möglich gewesen wäre. Eine Niederlage wäre dagegen fatal gewesen.