Fußball WSV müht sich um Stabilität

Wuppertal · Das Pokalaus macht die Sache nicht einfacher. Hutwelker sah dennoch Fortschritte.

Eng zusammenstehen, heißt es jetzt für die WSV-Elf - hier bei einer Gedenkminute für die Opfer von Halle vor dem Pokalspiel in Bocholt.

Foto: Kurt keil/Kurt Keil

Wenn du kein Glück hast, kommt auch noch Pech dazu. Ein Sieg im Pokalachtelfinale in Bocholt hätte dem Wuppertaler SV gerade in der jetzigen Situation mit Trainerwechsel und Misserfolgsserie in der Liga sehr, sehr gut getan. Doch nach torlosen 120 Minuten hatte es, wie berichtet, ein 4:5 im Elfmeterschießen gegeben. Wie bitter es ist, nach Elfmeterschießen im Pokal auszuscheiden, hatten die Wuppertaler zuletzt 2017 in Hiesfeld erfahren, damals mit einer nominell viel stärkeren Mannschaft. Damals war es das letzte Pflichtspiel im Jahr gewesen, jetzt sind es für den WSV theoretisch noch acht Regionalliga-Spiele bis 7. Dezember - wenn das Wetter mitspielt.

Sportdirektor Karsten Hutwelker, der die Mannschaft bis auf weiteres auch an der Linie führt, ist bemüht, aus dem Spiel in Bocholt die positiven Aspekte für die kommenden schweren Wochen, die am Samstag mit dem Heimspiel gegen Verl beginnen, herauszukristallisieren. „Die Mannschaft hat gut zugehört, und sehr gut im 4-2-3-1-System gestanden. Nach vorne haben wir leider momentan noch nicht den Zug, den ich mir wünsche, aber wichtig war für mich, dass wir gegen Bocholt, das ja keine Laufkundschaft ist und einen höheren Etat als wir hat, so gut wie nichts zugelassen haben“, sagt Hutwelker.

Nach dem Trainerwechsel, der von Teilen der Fans immer noch mit Unmut aufgenommen wird, vom Verwaltungsrat inzwischen aufgrund der klaren Positionierung der Mannschaft akzeptiert wurde (so dessen Vorsitzender Christian Vorbau), ist man immer noch um Rechtfertigung bemüht. Richtig ist, dass Bocholt nur eine 100-prozentige Chance kurz vor Schluss hatte, ansonsten oft früher oder später in der recht gut stehenden WSV-Defensive hängen blieb. Ein Tor hätte auch der WSV erzielen können, ab und zu fehlte nicht viel, doch auch wenn sich Ufumwen Osawe, Lukas Knechtel, Gianluca Marzullo und Beyhan Ametov sehr bemühten, fehlten oft Durchschlagskraft und Automatismen im Offensivspiel. „Das war doch schon viel besser, oder?“, fand Marzullo nachher. Untröstlich war Semir Saric, der beim zweiten Elfmeter an Bocholts gut reagierendem Torwart Tobiasz Weinzettel gescheitert war.

„Es wird sicher noch einige Wochen dauern, bis ich die Mannschaft da habe, wo ich sie mir vorstelle, taktisch wie von der Spritzigkeit her“, sagte Karsten Hutwelker. Dass er vorerst weiter als Trainer fungieren wird, scheint klar. Zumindest hatte das Vorstandssprecher Alexander Eichner am Montag im Verwaltungsrat so gesagt. Hutwelker werde es machen müssen. Der WSV habe gar kein Geld, um einen Neuen zu bezahlen. Zunächst einmal müsse auch eine Einigung mit Zimmermann erzielt werden. Für eine Stellungnahme gegenüber der WZ war Eichner am Donnerstag nicht zu erreichen, auch nicht dazu, welche finanziellen Auswirkungen das Ausscheiden im Pokal hat.

Von Nachbar Wattenscheid, bei dem zum 1. Oktober das Insolvenzverfahren eröffnet wurde, kam unterdessen erneut eine Alarmmeldung in Sachen Finanzen. Zur Sicherung des Spielbetriebes benötige der Verein ab dem 1. Oktober dringend neues Geld. Gespräche mit Sponsoren hätten bisher nicht den erhofften Erfolg gebracht, es sei fünf Sekunden vor Zwölf. Andererseits gebe es bereits designierte Vorstandmitglieder, die an einem neuen Konzept arbeiteten, sofern es gelinge, die Einnahmeseite zu stabilisieren.

Der WSV ist umso mehr auch auf Zuschauereinnahmen angewiesen. Mit vielen Auswärtsfans darf er am Samstag nicht rechnen, auch wenn Heimgegner SC Verl angekündigt hat, einen Fanbus einzusetzen. Sportlich gehören die Ostwestfalen mit Rödinghausen und Essen derzeit zur Creme de la Creme der Regionalliga. Der 4:1-Erfolg bei RWE vor zwei Wochen war der achte in Folge gewesen. Die Siegesserie riss zuletzt beim 1:1 gegen Lotte, doch die Euphorie ist ungebrochen, zumal nach dem sensationellen Erstrundensieg im DFB-Pokal über Erstligist Augsburg. Nächster Gegner dort ist Holstein Kiel. Da ist der WSV am Samstag natürlich krasser Außenseiter.

(gh)