Interview mit Karsten Hutwelker Der neue Sportliche Leiter des WSV spricht über seine Rolle, Pläne und Vergangenheit

Wuppertal · Karsten Hutwelker will beim WSV eng mit Trainer Alipour zusammenarbeiten und ihn nicht kontrollieren. Aus der laufenden Saison soll noch das Optimale herausgeholt werden.

Karsten Hutwelker auf der Tribüne des Stadions am Zoo. Er will mit dem WSV die Zukunft gestalten.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Herr Hutwelker, Sie sind seit drei Tagen hier, haben sich mit der Mannschaft und dem Trainer ein bisschen vertraut machen können. Was ist Ihr erster Eindruck?

Karsten Hutwelker: Die meisten Spieler kenne ich ja, mit Adrian Alipour habe ich mich schon am Montag fast zwei Stunden zusammengesetzt, und wir haben die gegenseitigen Philosophien und Spielideen ausgetauscht. So lernt man sich am schnellsten kennen. Am Dienstag habe ich mit Co-Trainer Pascal Bieler auch etwas länger gesprochen, mich der Mannschaft vorgestellt und das Training beobachtet. Das wird alles schnell ineinander greifen.

Sehen die Spielideen denn ähnlich aus?

Hutwelker: Eines ist klar, Adrian hat mit seinem Trainerteam die Verantwortung für die Mannschaft, und das werde ich die nächsten Spiele, Wochen und Einheiten begleiten und beobachten. Dann werden wir uns natürlich immer wieder austauschen. Ich habe ihm meine Hilfe angeboten, die kann er gerne abrufen, aber ich werde jetzt nicht aktiv in seine Arbeit eingreifen.

Die Headset-Zeit, in der der Sportliche Leiter bei Spielen per Funk mit der Bank verbunden war, ist also im Augenblick vorbei?

Hutwelker: Nicht nur im Augenblick. Davon halte ich nicht viel. Es gibt ja klare Hierarchien. Ich bin Sportdirektor und er ist Trainer. Die Einstellung und Aufstellung der Mannschaft obliegen ihm. Sicher werden wir uns immer kontrovers austauschen über die Spiele, alles dann in der Woche darauf.

Sie sollen helfen, möglichst auch über die Saison hinaus etwas Neues mit aufzubauen. Wie schwierig ist das in der augenblicklichen Lage?

Hutwelker: Wie gesagt, ich beobachte und bin mit Adrian immer im Austausch. Ich habe auch der Mannschaft gesagt, dass ich nicht da bin, um zu kontrollieren, sondern ergänzend, unterstützend, um noch das Optimale aus der Saison herauszuholen. Wenn ich darüber hinaus schon eine Entwicklung anstoßen kann, werde ich das versuchen.

Da ist aber dann wohl erst einmal das Gespräch mit Alexander Eichner über die Möglichkeiten zu führen?

Hutwelker: Richtig. Erst einmal verschaffe ich mir einen Überblick über die Vertragssituation der einzelnen Spieler, werde im Laufe der nächsten Wochen das ein oder andere Einzelgespräch führen, wer sich von den Spielern, deren Verträge auslaufen, vorstellen kann, zu bleiben. Aber viel mehr geht da nicht. Man muss abwarten, wie sich die wirtschaftliche Situation des Vereins darstellt und wie bei der Mitgliederversammlung abgestimmt und entschieden wird. Danach richtet sich auch extrem der Etat für die neue Saison.

Richtet sich danach auch für Sie, ob Sie über die Saison hinaus für den WSV tätig sind?

Hutwelker: Ja natürlich. Alle wissen, worum es geht. Es geht um die Ausgliederung der ersten Mannschaft, davon bin ich ein ganz großer Befürworter. Sollte das nicht der Fall sein, muss man sehen, wie wir überhaupt weiter konkurrenzfähig sein können. Wir, da macht auch Alexander Eichner keinen Hehl daraus, sind der Meinung, dass das der einzige und unumgängliche Weg ist. Natürlich ist das alles etwas an unser Engagement gekoppelt, weil es das Sinnvollste für den Verein ist.

Welche Erinnerungen haben Sie an die Saison 1994/95, als sie selbst in der Regionalliga West/Südwest Spieler des WSV waren?

Hutwelker: Erst einmal, dass ich mit Werner Fuchs einen ganz tollen Menschen als Trainer hatte. Dass wir eine richtig gute Mannschaft hatten, mit Spielern wie Ralf Sturm, Frantisek Straka, Frank Zilles, Christian Broos und Achim Weber, dass wir aber zu spät aufgewacht sind, um zu realisieren, was sie hätte erreichen können (am Ende Rang fünf, Bielefeld stieg auf, d. Red).

Es war das erste Jahr nach Gründung der damals vier Regionalliga-Staffeln als dritthöchste Spielklasse.

Hutwelker: Richtig. Das hat die Sache so interessant gemacht. Es war für mich sicher kein Rückschritt, obwohl ich aus der ersten Liga von Wattenscheid 09 gekommen bin. Noch ein junger Spieler mit Flausen im Kopf. Da hat Werner Fuchs mich sehr gut eingefangen, und von da ging meine Karriere wieder steil nach oben. Ich bin dann zu Carl Zeiss Jena in die 2. Liga, bin dort Spieler der Saison geworden und danach zum VfL Bochum in die erste Liga.

Und was ist aus Ihrer kurzen Trainerzeit beim WSV, für acht Spiele zu Beginn der Saison 2011, hängen geblieben? Enttäuschung?

Hutwelker: Nein, definitiv nicht. Damals war es eine schwere Enttäuschung. Ich hatte 24 Spieler, 16 neue, davon fünf aus dem Trainingscamp der Spielergewerkschaft VDV und vier U 19-Spieler, für die ich mich stark gemacht habe. Dazu ich als junger Trainer - das war eine Symbiose, die sich erst finden musste. Ich war sicher, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Da hätte ich mir etwas mehr Zeit gewünscht. Aber auch da - ich habe ja gesagt, ich will dem WSV etwas zurückgeben - war es für mich irgendwie ein Sprungbrett. Ich habe danach den Fußballlehrer gemacht.

Welche Trainer haben Sie am meisten beeindruckt.

Hutwelker: Das werde ich oft gefragt, ich hatte ja nicht ganz so viele Vereine (er lacht). Aleksandar Ristic hat mich bei Düsseldorf, wo ich schon als 17-Jähriger mittrainiert habe, sehr geprägt. Pietro Vierchowod war beim FC Florenz taktisch auf einem ganz anderen Level. Und Klaus Toppmöller hat mir in Bochum den Spaß am Fußball gezeigt.

Könnten Sie sich vorstellen, auch mal wieder als Trainer zu arbeiten?

Hutwelker: Im Fußball darfst Du nie nie sagen. Aber ich möchte klar herausstellen, dass mir das hier überhaupt nicht obliegt. Wir haben ein Trainerteam, und das soll in Ruhe die Saison zu Ende spielen. Natürlich habe ich den Fußballlehrerschein, aber jetzt ist meine Aufgabe hier eine andere. Auf die konzentriere ich mich.