Fußball-Regionalliga Der Vater des Konzepts WSV 2020 musste gehen

Wuppertal · Noch um 13 Uhr wurde das Auto von WSV-Sportdirektor Manuel Bölstler vor der Haupttribüne des Stadions am Zoo gesichtet. Da wurde ihm drinnen wohl vom Vorstand eröffnet, dass man sich von ihm sofort trenne.

Cheftrainer Adrian Alipour (l.) hatte Bölstler im September 2018 von Oberligist ASC Dortmund geholt. Der betonte stets, wie gut die Chemie mit dem Sportlichen Leiter sei.

Foto: Kurt Keil

Wenige Minuten später fuhr er vom Hof - ganz offenbar vom Hof gejagt.

Über Gründe, die ihm für die Trennung genannt wurde, genauso wie die Frage ob es eine Kündigung, eine Freistellung oder eine Trennung im beiderseitigen Einvernehmen sei, wollte sich Bölstler ebensowenig wie der Vorstand äußern. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte er nur: „Ich habe die Angelegenheit an meinen Anwalt Horst Kletke übergeben.“ Kletke gilt in Sportlerkreisen als renommierter Anwalt, hatte auch schon in Sachen WSV zu tun gehabt.

Wie das Kapitel Bölstler letztlich zu Ende geht, scheint also noch offen, sicher ist, dass es für den WSV ein schillerndes und einschneidendes war. Kritik gegen ihn war in den vergangenen Jahren immer wieder hochgekommen, allerdings auch Anerkennung für zumindest zeitweisen sportlichen Erfolg.

Die jetzige Trennung kam für ihn in der Geschwindigkeit wohl überraschend. Am vergangenen Samstag hatte er noch sehr engagiert an der Seitenlinie das 1:0 des Regionalliga-Teams in Aachen begleitet, am Donnerstag auch die Spieltagspressekonferenz zur inzwischen abgesagten Partie gegen Dortmund besucht.

Als Vorstände zogen Manuel Bölstler und Lothar Stücker das Konzept WSV 2020 lange durch. Beide betonten, wie gut ihre Zusammenarbeit sei - und traten vor gut zwei Wochen gemeinsam als Vorstand zurück.

Foto: Otto Krschak

Bölstler, der von 2006 bis 2008 schon einmal Spieler des WSV gewesen war, war wieder im Jahr 2015 zum WSV geholt worden, zunächst noch als Spieler und als Sportdirektor. Das war damals noch als berufsbildende Maßnahme für die der WSV Zuschüsse erhielt. Ab der Regionalliga wurde er vom WSV aber gut bezahlt - zu gut wie manche meinten. Sein Jahresgehalt soll nach WZ-Informationen bei 100 000 Euro gelegen, also mehr als zehn Prozent des Etats der Regionalliga-Mannschaft.

Der Pakt „Stevie“ und „Manu“ ging in die Brüche

Mit Ex-Trainer Stefan Vollmerhausen verband Sportdirektor Manuel Bölstler lange eine Freundschaft, doch im Winter 2017/18 kam es zum Bruch. Vollmerhausen musste gehen.

Foto: Krschak, Otto (krs)

Mit dem früheren Trainer Stefan Vollmerhausen schien er zunächst ein unzertrennliches Duo zu bilden, unter beiden gelang der Aufstieg in die Regionalliga. Danach wollte der damalige Vorstandssprecher Alexander Eichner Bölstlers Vertrag eigentlich nicht verlängern, was nach internen Widerständen dann aber doch geschah. Im Oktober 2016 legte dann Eichner sein Amt nieder.

Nach Platz elf im ersten Regionalliga-Jahr galt Bölstler dann als Vater des Konzepts WSV 2020, das den WSV bis 2020 durch jährliche Etatsteigerungen reif für den Drittligaaufstieg machen sollte. In diesem Zuge übernahm er ab Februar 2017 auch Vorstandsverantwortung, galt als Sportvorstand und hauptamtlicher Sportdirektor nun als der starke Mann im Verein. Einhergehend damit waren zahlreiche personelle Wechsel in der Winter- und Sommerpause. Seine Kontakte in die Spielerberaterszene gelten als exzellent, wobei er offenbar besonders gern mit der Agentur seines Ex-WSV-Kollegen Michael Stuckmann zusammenarbeitet, der mehrere WSV-Spieler unter Vertrag hat. Diese Nähe wurde Bölstler von Kritikern immer wieder vorgeworfen.

Im Winter 2017/18 entzweite sich Bölstler dann mit Stefan Vollmerhausen, setzte den A-Jugend-Trainer Christian Britscho ein, unter dem die Mannschaft am Saisonende Dritter wurde. Im Sommer nochmals namhaft verstärkt, standen nach sechs Spieltagen nur sieben Punkte auf dem Konto des WSV. Die Balance im Team, dass auf einigen Positionen überbesetzt schien, stimmte offenbar nicht. Bölstler entließ Britscho und holte Adrian Alipour vom ASC Dortmund, der bis zum Winter einen Punkteschnitt von 1,64 pro Spiel holte, den WSV aber auch nicht näher an die Spitze heranführen konnte.

Ex-A-Jugendtrainer Christian Britscho (l.) hatte Manuel Bölstler im Februar 2018 für Stefan Vollmerhausen eingesetzt. Die Saison schloss das Duo auf Platz drei ab, doch nach nur sechs Spieltagen der neuen Saison erfolgte die Entlassung Britschos. Der habe durch seinen Hauptberuf zu wenig Zeit für den WSV, so lautete Bölstlers Begründung.

Foto: Kurt Keil

Im finanziellen Blindflug

Kritik, dass er trotz sich abzeichnender finanzielle Probleme weiter in den Kader investiert habe, beantwortete Bölstler stets damit, dass er den ihm zugestanden Sportetat eingehalten habe. Alexander Eichner verglich die damalige Vereinsführung mit einer Flugzeugbesatzung, die zum Höhenflug angesetzt habe, dann in den Blindflug übergegangen sein und dann die Augen davor verschlossen habe, dass mit sich längst im Kamikazeflug befindet.

In diesem Winter folgte dann der große Knall mit Rettungsaktion und der Freigabe für etliche Spieler, die den Verein dann auch verließen, um ihn finanziell zu entlasten. Vor gut zwei Wochen war Bölstler zusammen mit seinem Vorstandskollegen Lothar Stücker und dem Verwaltungsratsvorsitzenden Thomas Lenz als Vorstand zurückgetreten. Sie hatten sich gegenüber dem Verwaltungsrat mit ihrer Empfehlung, sich wegen angeblicher Verfehlungen von Vorstandsfrau Maria Nitzsche zu trennen, nicht durchsetzen können. Unter dem neuen kommissarischen Vorstand sank dann auch Bölstlers Stern als Sportdirektor.

Als Spieler hatte der inzwischen 35 Jahre alte gebürtige Tübinger viele Stationen: VfB Stuttgart II (2001/02), Cambuur Leeuwarden (2002/05), Darmstadt 98 (2005/06), Wuppertaler SV (2006/08), Rot Weiss Ahlen (2008/09), Rot-Weiß Erfurt (2009/10), Arminia Bielefeld (2010/11), Hapoel Kfar Saba (2011/12), Karlsruher SC (2012713), FC Gütersloh (2013/14), Westfalia Herne (2014/15), WSV.

Nun darf man gespannt sein, was nach dem WSV kommt.