Fußball-Regionalliga WSV: Eichner geht Ende Februar
Wuppertal · Verwaltungsrat ist zuversichtlich, dass Bemühungen um die Zukunft des WSV unberührt bleiben.
Zum 29. Februar wird Vorstandssprecher Alexander Eichner seinen am Samstag in der Westdeutschen Zeitung öffentlich angekündigten Rücktritt vollziehen. Diesen Termin hat er jetzt in einem Übergabeprotokolle an den Verwaltungsrat des Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV genannt. Um den Verein auch danach handlungsfähig zu halten, soll nach Vorstellung von Verwaltungsratschef Christian Vorbau nun ein Expertenteam unter Federführung des vom WSV eingeschalteten Sanierungsanwalts Stephan Ries mit Finanzvorstand Melanie Drees und dem Verwaltungsrat gebildet werden. „Nach einer genauen Analyse des Ist-Zustands wird sich zeigen, wie viel Zeit man im Sanierungsprozess verloren hat“, schreibt Vorbau.
„Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass der Verein kopflos ist“, so Vorbau zur WZ. Zumal durch die Bemühungen von Stephan Ries Bewegung in das Thema Unterstützung für die Zukunft gekommen sei.
Er könne sich auch vorstellen, einen Notvorstand zumindest bis zum Saisonende einzurichten. Vorbau: „Wir haben ja noch ein paar Tage Zeit, das kriegen wir ziemlich sicher hin.“ Er selbst stehe aus zeitlichen Gründen als Vorstand aber nicht zur Verfügung.
Die für den 28. März geplante Jahreshauptversammlung wird verschoben, weil die Gremien sich zunächst neu fokussieren müssten. Während Vorbau sich bei Eichner für dessen Engagement bedankt (“Herr Eichner hat den Verein in einer sehr schwierigen und alternativlosen Situation übernommen und mit einer sehr unkonventionellen Art und hohem Zeitaufwand versucht, die Symptome der Ära Konzept 2020 zu bekämpfen“), nennt der scheidende Vorstandssprecher die völlige Zerrüttung seines Vertrauensverhältnisses zum Verwaltungsrat als wahren Grund für seinen Rücktritt.
Dass sich Verwaltungsratsmitglieder nach einer ersten internen Rücktrittsankündigung Einchners im Januar zur Beratung an einen Hildener Sanierungsspezialisten gewandt hatten, sah der als Vertrauensbruch an. Umgekehrt hatten sich Ankündigungen Eichners, dass Geld von Investoren aus dem Ausland nun bald fließen werde, bisher nicht bewahrheitet. Für März, so Eichner in seinem Übergabeprotokoll, sei die Zahlung von 500 000 Euro eines vertraglich fixierten Investors durch seinen Anwalt angekündigt, allerdings sei die Erwartung längst heruntergesetzt worden. „Das Thema interessiert mich erst ab Zahlungseingang“, so Eichner.
Erfolgversprechender und realer zeigen sich aktuell die Gespräche, die Stephan Ries wie berichtet mit lokalen Sponsoren führt. „Das muss aber im März geklärt werden, da sind wichtige Termine“, so Ries. Eichners Rücktritt zum Ende Februar berühre den Verein dabei zunächst einmal nur formal. Zu Eichners Übergabeprotokoll sagt Ries: „Dinge, die er zusammengefügt hat, sind von uns noch zu bewerten.“
Beim Thema finanzielle Perspektive spielt offenbar Ex-Präsident Friedhelm Runge eine wichtige Rolle. „Er hat angekündigt, dass er den Verein nicht sterben lässt“, so Christian Vorbau. Ganz konkret habe Runge im Februar bereits 20 000 Euro bezahlt, um die Spielergehälter zu sichern. Weiterhin gebe es Zusagen für den Rest der Saison von 100 000 bis 150 000 Euro, die allerdings an Bedingungen (Schuldenschnitt) gekoppelt seien. Eichner selbst, der diese Summe noch als offene Beträge (Challenges) bis zum Saisonende nennt, zog seine Zusage, für die Hälfte der Challenges einzustehen, mit seinem Rücktritt zurück.
Eine akute Insolvenzgefahr für diese Saison sieht Christian Vorbau ebenso wie Eichner („eine Insolvenz ist völlig unnötig und vermeidbar“) momentan nicht. „Die Saison scheint gesichert zu sein“, sagt Vorbau auch vor dem Hintergrund, dass Friedhelm Runge dabei sei, aktiv weitere Unterstützer aus der Wirtschaft zu suchen.
Auch Vorbau sieht nur in der Regionalliga die Chance, mit den Altlasten umzugehen. Der März mit den Heimspielen gegen Haltern, Lippstadt und Bonn werde sportlich richtungsweisend. Das Thema Schuldenschnitt, so Eichner, hänge maßgeblich an den Hauptgläubigern Stadtsparkasse, Familie Küpper und Ex-Vorstand Lothar Stücker. Er selbst, nach WZ-Informationen mit einem sechsstelligen Betrag ehemals größerer Gläubiger, gehört inzwischen offenbar nicht mehr dazu. „Ein Verzicht der großen Drei würde ausreichen, die kleinen Gläubiger zu schonen“, so Eichner in seinem Übergabeprotokoll.