Golf-Präsident Kobold: „Darf niemand ausgegrenzt werden“

Berlin (dpa) - Zu elitär, zu alt, zu verstaubt? Dem Golfsport in Deutschland haftet oft noch ein negatives Image an. Zu Unrecht, findet DGV-Präsident Claus M. Kobold.

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Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht der 53 Jahre alte Jurist über Imagekorrekturen, eine neue Willkommenskultur, Leuchtturm-Events wie den Solheim Cup und einen möglichen Ryder Cup 2022 in Brandenburg.

2014 war der DGV mit über 637 000 Mitgliedern die Nummer zehn unter allen Sportverbänden in Deutschland. Dennoch hat der Golfsport hierzulande in der Öffentlichkeit oft noch ein elitäres Image. Warum?

Kobold: Dieses vermeintlich elitäre Image des Golfsports hat sich in den letzten Jahren ja schon deutlich abgemildert. Der Golfsport ist schon viel offener und leichter zugänglich geworden. Bis sich dieses Bild aber auch in einer breiten Öffentlichkeit als das normale durchsetzt, brauchen wir Geduld und einen langen Atem. Wichtig sind aber auch öffentlichkeitswirksame Auftritte, beispielsweise von Fußballern wie Thomas Müller, der mit seiner Bodenständigkeit und seinem Golfenthusiasmus viel fürs Image tut.

Was kann der DGV dazu beitragen, um „den Golfsport in die Mitte der Gesellschaft“ zu rücken?

Kobold: Wichtig für uns als Verband ist, dass jeder die für ihn optimale und passende Form des Golfsports finden kann. Genauso wie es bei einem Autohersteller ganz unterschiedliche Autos zu ganz unterschiedlichen Preisen mit unterschiedlicher Ausstattung gibt, bietet auch der Golfsport eine große Bandbreite an Angeboten, die jeden Anspruch erfüllen kann. Es darf niemand ausgegrenzt werden. Dafür muss der Golfsport im Allgemeinen noch ein bisschen an der Willkommenskultur arbeiten. Golfinteressenten müssen das Gefühl haben, dass sich die Golffamilie über jeden freut, der dazukommt.

Was sind neben dem Imagewandel die dringendsten Probleme, die der DGV in Angriff nehmen muss?

Kobold: In den letzten Jahren sind im Schnitt mehr als 50 000 neue Mitglieder in die Clubs eingetreten. Das Problem sind die annähernd gleichen Zahlen bei den Austritten. Hier muss der Golfsport versuchen, interessant zu bleiben. Möglicherweise müssen wir auch unsere Spielsysteme immer wieder auf zeitgemäße Ausrichtung hin überprüfen. Vielen Menschen ist Golf zu zeitaufwändig. Vielleicht müssen wir Golf auch noch ein bisschen einfacher machen, zumindest für Anfänger, um Frustrationen bei Einsteigern zu verhindern.

Die Golfer in Deutschland werden im Schnitt immer älter. Wie steuert der DGV diesem Trend entgegen?

Kobold: Grundsätzlich freuen wir uns erst einmal über die vielen Menschen über 50, die in Deutschland Golf spielen. Fakt ist, wir wachsen im Segment Ü50 deutlich stärker als in den jüngeren Zielgruppen. Unser Projekt Abschlag Schule beispielsweise hilft uns dabei immens, auch Jüngere zum Golfsport zu bringen. Wichtig ist auch, viele Top-Golfer auf den internationalen Touren zu haben, die eine Vorbildfunktion haben und das Interesse bei der Jugend wecken.

Welche Hoffnungen setzen Sie in den Solheim Cup in St. Leon- Rot? Was kann das weibliche Pendant zum Ryder Cup bewirken?

Kobold: Ich bin sehr optimistisch, dass der Solheim Cup einen wesentlichen Beitrag zur Popularisierung des Golfsports in Deutschland beitragen kann. Vor Ort werden etliche zehntausend Menschen unmittelbar dabei sein und sich von der Atmosphäre des Solheim Cups anstecken und inspirieren lassen.

Wie wichtig ist es in diesem Zusammenhang, dass Bad Saarow den Zuschlag für den Ryder Cup 2022 erhält?

Kobold: Zunächst einmal wäre es ja nicht nur Bad Saarow, sondern ganz Deutschland, das den Zuschlag für den Ryder Cup bekommen würde. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe für die gesamt deutsche Golffamilie. Der Ryder Cup in Deutschland wäre natürlich ein absoluter Traum. Ein fantastisches Signal, ein Leuchtturm-Event, an dem man über Jahre orientieren und positive Motivation holen könnte.

Ein wichtiger Faktor bei der Vergabe des Ryder Cups 2022 scheint für den Veranstalter Ryder Cup Europe die Steuerbefreiung durch den Bund zu sein. Warum sollte Finanzminister Wolfgang Schäuble diese gewähren?

Kobold: Weil der Ryder Cup eine Veranstaltung von Weltformat ist, und die Welt in dieser Zeit nach Deutschland schauen wird oder - wie etwa 250 000 Zuschauer - das Event vor Ort erleben werden. Weil der gesellschaftliche und wirtschaftliche Nutzen von großem Wert wäre, unter anderem würden rund 100 nicht steuerbefreite Millionen Euro in die strukturschwache Region Ost-Brandenburg fließen. Weil das Event weitestgehend durch die Golfgemeinschaft und Sponsoren finanziert sein wird. Warum bekommen andere Sportevents in den Genuss einer Befreiung und eine der weltweit größten Sportveranstaltungen, der Ryder Cup, nicht?

ZUR PERSON: Claus M. Kobold (53) ist seit April 2015 der Präsident des Deutschen Golf Verbandes (DGV). Der Rechtsanwalt aus Dresden möchte das Image des Golfsports in Deutschland verbessern und mehr Menschen für den Sport begeistern.