Tiger Woods unaufhaltsam zum 74. Sieg
Bethesda (dpa) - Nichts und niemand konnte Tiger Woods stoppen. Weder die Gegner, noch der riesige Baum auf der linken Seite des 12. Fairways. Zu stark war der Siegeswille des US-Golf-Stars.
Mit seinem 74. Erfolg auf der PGA-Tour in Bethesda/Maryland überflügelte der ehemalige Weltranglisten-Erste Golf-Legende Jack Nicklaus (USA), der in seiner Karriere 73 Turniere gewinnen konnte. Nur US-Ikone Sam Snead ist jetzt mit 82 Siegen noch erfolgreicher als der Superstar aus Kalifornien. „Es fühlt sich gut an. Ich bin stolz darauf“, sagte Woods im Congressional Country Club nahe der US-Hauptstadt Washington. „Und ich bin erst 36“, meinte er schmunzelnd.
Dabei sah es auf der 12. Spielbahn der Schlussrunde fast so aus, als müsse Woods seine Jagd auf Sieg Nummer 74 abblasen. Der 14-malige Major-Champion verzog seinen Abschlag auf dem Par-4-Loch weit nach links. Der Ball landete unter einem riesigen Baum, der direkte Weg zum Grün war versperrt. Doch Woods scherte sich nicht darum, dass der mächtige Stamm seinen Schwung behinderte. Er zückte selbstbewusst sein 9er-Eisen und hämmerte den Ball aus 166 Metern mit einer herrlichen rechts-links Kurve mitten auf das Grün. Zwei Putts, das Par gerettet - und die Fans fast am Durchdrehen. In diesem Augenblick ahnten alle, der Sieger in Bethesda kann nur Tiger Woods heißen.
Am längsten wehrte sich noch Woods Flightpartner Bo Van Pelt. Die Entscheidung bei dem mit 6,5 Millionen Dollar dotierten Turnier fiel auf den letzten beiden Spielbahnen. Bis dahin waren Woods und sein Landsmann auf dem schweren Par-71-Kurs schlaggleich. An Loch 17 und 18 machte Van Pelt Fehler und lochte jeweils nur zum Bogey ein. Woods hingegen blieb hochkonzentriert, spielte zweimal souverän das Par. Am Ende sicherte er sich mit insgesamt 276 Schlägen den Sieg und 1,17 Millionen Dollar Preisgeld. Van Pelt (278) rettete noch den zweiten Platz vor dem Australier Adam Scott (279).
Der Triumph in Bethesda stellte auch klar: Tiger Woods ist endgültig wieder zurück auf der großen Golf-Bühne. Die Stimmen der Kritiker, die den Sport-Milliardär nach seinen diversen Verletzungen und privaten Skandalen bereits abgeschrieben hatten, werden immer leiser. Drei Turniersiege in diesem Jahr und der Aufstieg auf Rang vier in der Weltrangliste sprechen für Woods wiedergewonnene Stärke und Souveränität. Einen Seitenhieb gegen die Zweifler konnte sich der Sieger auf der Pressekonferenz nicht verkneifen: „Ich erinnere mich noch genau an die Zeit, als die Leute sagten, ich könne nicht mehr gewinnen. Ich glaube, das war gerade mal vor sechs Monaten.“
Bei den British Open, dem dritten Major des Jahres, werden Woods nun alle auf der Liste der Favoriten ganz oben stehen haben. Und auf dem Küstenplatz Royal Lytham & St. Annes in der Nähe von Liverpool gibt es noch nicht einmal Bäume.