Hambüchen glänzt am Reck - Boy auf Platz zwei
Frankfurt/Main (dpa) - Am Reck kam sein gewohnter Urschrei, am Seitpferd wieder der Absturz. Fabian Hambüchen hat trotz eines Patzers am „Zittergerät“ auch die entscheidende Olympia-Qualifikation der deutschen Turnern dominiert.
Nur zwei Wochen nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft setzte sich der Wetzlarer auch in Frankfurt am Main souverän durch, verpasste aber mit 89,90 Punkten sein Mehrkampf-Resultat von Düsseldorf (91,10) deutlich. „Ein bisschen habe ich mich geärgert, dass ich die 90 Punkte so knapp verpasst habe. Aber es war ein guter Wettkampf. Ich bin froh, dass der ganze Quali-Stress jetzt vorbei ist“, meinte der Sieger, der seinem Fehler am Pferd auch eine gute Seite abgewann.
„Das hat mir gezeigt, dass ich keine Sekunde leichtsinnig werden darf.“ Vor allem am Reck spielte Hambüchen wieder seine Stärken aus und ist in dieser Form heißer Medaillenkandidat für London. Mit einer perfekten Übung und der Tageshöchstnote 16,40 Punkten übernahm er bei Halbzeit die Führung und gab diese bis zum Schluss nicht mehr ab.
Auf Platz zwei kam der Cottbuser WM-Zweite Philipp Boy (88,40), der seine Verletzungsschmerzen mit Spritzen und Tabletten gelindert hatte. „Wenn der Wettkampf am Mittwoch gewesen wäre, hätte ich nicht starten können. So groß waren meine Schmerzen im Rücken. Dank an alle Mediziner und Physios, die mir den Start ermöglichten“, unterstrich Boy. Zwar gelang es ihm erneut nicht, seine Reckübung durchzuturnen. Wie bei der EM in Montpellier und der DM in Düsseldorf patzte er beim Kolman-Salto und musste zudem auch am Pferd absteigen. Dennoch war der Lausitzer nicht unzufrieden, legte den Finger in die Wunde: „In Düsseldorf waren es noch drei Fehler, diesmal zwei. Bis London muss es klappen, fehlerfrei zu bleiben.“
Marcel Nguyen hatte sich beim Einturnen eine Rücken-Blessur zugezogen und erhielt noch vor dem Wettkampf eine schmerzstillende Spritze. So ging er indisponiert in den Sechskampf, stürzte am Reck und bot auch am Boden nicht die gewohnte Leistung. „Die Verletzung war nicht schuld, dass ich schlecht geturnt habe“, sagte der deutsche Vizemeister aus Unterhaching und suchte keine Ausflüchte, nachdem es nur zu Rang fünf (86,05) gereicht hatte.
Noch völlig offen ist, wer neben den drei Top-Turnern die beiden übrigen Tickets für London erhält. Gute Karten hat Sebastian Krimmer (87,50), der als Dritter für Aufmerksamkeit sorgte und drei Punkte mehr turnte als bei den Meisterschaften. „Ich habe mich perfekt gefühlt und hoffe nun, dass es gereicht hat“, meinte der Stuttgarter. Er wusste vor allem am Seitpferd zu überzeugen, an dem die meisten der zehn Kandidaten auf die Olympia-Tickets gescheitert waren. Auch Andreas Toba aus Hannover, der wie in Düsseldorf Platz vier (86,95 Punkte) belegte, darf auf das Ticket hoffen. Die Nominierung wird am Sonntag von Cheftrainer Andreas Hirsch verkündet.