Handball-Nationalmannschaft Anzeichen für eine gute WM vor toller Kulisse
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft siegt 30:21 gegen Rumänien im WM-Test in Krefeld
Krefeld. Schon zur Halbzeit war über den Sieger des Spiels nicht mehr zu spekulieren. 17:9 führte die deutsche Handball-Nationalmannschaft zu diesem Zeitpunkt schon gegen Rumänien und gab dabei eine durchaus beeindruckende Visitenkarte für die am 11. Januar in Frankreich startende Handball-WM ab. Am Ende gewann die DHB Auswahl mit 30:21.
7349 Zuschauer im ausverkauften König-Palast dankten es mit begeistertem Beifall und manchem Staunen ob so viel Klasse. Krefeld bot eine wahrhaft würdige Kulisse auf dem Weg zur WM. Das war auch Dagur Sigurdssons Meinung. „Eine tolle Kulisse“, sagte der deutsche Trainer. Zufrieden war er trotzdem nicht. „Viele Distanzschüsse waren schlecht, wir haben noch viel zu tun. Aber das Zusammenspiel wird bis zur WM noch besser. Heute haben wir eigentlich immer gewechselt, sobald wir einen Rhythmus gefunden hatten. Da muss ich die Spieler verteidigen.“
Sigurdsson hatte das Spiel schlechter gesehen als die meisten Zuschauer. Wenn der nach dem Turnier gen Japan scheidende Nationaltrainer ob einiger Absagen prominenter Spieler wie Hendrik Pekeler oder Steffen Weinhold keine Sekunde in Verzweiflung verfallen war, dann konnte man am Dienstag sehen, woher die Gelassenheit stammt: Das DHB-Team ist auf allen Positionen gut und zumeist doppelt gut besetzt, spielt variabel wie immer unter dem Isländer und bewies das schon mit acht verschiedenen Torschützen allein vor der Pause.
Vom 5:5 (10.) an zog die deutsche Mannschaft auf 13:6 und zur Pause auf 17:9 davon. Der personelle Plan wurde schnell deutlich: während im Tor Silvio Heinevetter nach einer Ehrung für sein 150. Länderspiel begann und vor der Pause eine sehr gute Figur abgab, sah Stammtorwart Andreas Wolff nach der Pause weniger gut aus und kassierte fünf Tempogegenstöße und zwei Siebenmeter nacheinander. Bis auf 20:26 kamen die Rumänen heran. „Wir haben zwei Tage Kondition trainiert, sind gerade erst zusammen, manches war eben noch holprig“, sagte Rückraumspieler Kai Häfner.
Offensiv begann im deutschen Team vor Heinevetter die Dreierreihe aus Simon Ernst, Paul Drux und dem starken Häfner, am Kreis agierte Patrick Wiencek, außen ist das DHB-Team ohnehin glänzend besetzt: Patrick Groetzki (fehlte noch bei der EM) und Uwe Gensheimer (fehlte bei Olympia) sind echte Hoffnungsträger. Groetzki spielte sogar durch und war mit sechs Toren der beste deutsche Torschütze, auch, weil sein Positionsersatz Tobias Reichmann am Dienstag angeschlagen noch nicht im Aufgebot der deutschen Mannschaft stand.
Klar war aber auch, dass Sigurdsson munter durchwechseln würde bei nur zwei Testspielen bis zum Saisonstart: Rune Dahmke übernahm später für Gensheimer und empfahl sich ebenfalls, in der Mitte war Drux früh Geschichte und wurde zunächst vom etwas übereifrigen, aber athletischen Ex-Düsseldorfer Julius Kühn ersetzt. Und auch Steffen Fäth und Jens Schöngarth durften noch Praxis sammeln, in der Mitte kam sogar noch Niclas Pieczkowski zum Einsatz, am Kreis glänzte offensiv in erster Linie Jannik Kohlbacher mit vier Toren. Wer am Ende noch auf dem WM-Aufgebot gestrichen wird, ließ der Trainer offen. „Wir halten es offen, dann sind sie nachher auch alle bereit.“
Die Rumänen, die nicht für die WM qualifiziert sind, hinterließen einen eher harmlosen Eindruck, spielten mit deutlich weniger Druck und Schnelligkeit als das deutsche Team, das in den kommenden Tagen bis zum zweiten Test gegen Österreich in Kassel am Montag weiter in der Sportschule Kaiserau an der Feinabstimmung arbeitet. Danach beginnt der Ernst des Turniers und die Abschiedsvorstellung von Sigurdsson, der das deutsche Handball in die Weltspitze gecoacht hat. Das war auch am Dienstag zu sehen, vor einer prächtigen Kulisse in Krefeld.