BHC-Interview: „Isländer hassen Niederlagen“
Wuppertal. Mit Björgvin Gustavsson hat der BHC zu dieser Saison einen Hochkaräter auf der Torhüterposition an Land ziehen können. Der isländische Nationalspieler soll einer der Garanten für den angestrebten Klassenerhalt werden.
Der Wikinger spricht exzellent deutsch.
Ein paar Tage vor dem Bundesliga Auftaktmatch beim THW Kiel hatten Sie noch erklärt, dass die Mannschaft bereit sei für diese große Aufgabe. Am Ende stand eine Niederlage mit zehn Toren Unterschied (24:34). Hatten Sie sich selbst und ihre Mannschaftskollegen überschätzt?
Björgvin Gustavsson: Nein, überhaupt nicht. Wir waren bereit und haben vor allem mit unserer Abwehr gut gegen den Positionsangriff der Kieler verteidigt. Leider haben wir aber im Angriff zu viele technische Fehler gemacht und unvorbereitete Würfe genommen, so dass solch ein Ergebnis dann zustande gekommen ist.
Der BHC ist im Vorfeld der Partie sehr offensiv aufgetreten. Alle Verantwortlichen und Spieler sprachen davon, dass man versuchen werde, in Kiel zu punkten. War das ein Schuss zu viel Selbstbewusstsein für einen Aufsteiger?
Gustavsson: Auf keinen Fall. Das ist die Einstellung mit der man an solch eine Sache dran gehen muss. Man kann ja schließlich nicht dahin fahren und versuchen, nur mit acht Toren Unterschied zu verlieren. Klar werden wir gegen Kiel vielleicht nur eins von 20 Spielen gewinnen, aber wir werden es zumindest jedes Mal versuchen. Für mich als Isländer liegt diese Einstellung sowieso im Blut. Wir hassen es fast mehr zu verlieren, als dass wir es lieben zu gewinnen. Egal, ob wir gegen Kiel spielen, die französische Nationalmannschaft oder es sich nur um ein Trainingsspiel handelt. Wir Isländer tragen diesen Geist besonders in uns. Aber auch meine Mitspieler beim BHC haben diesen Spirit.
Als nächstes geht es jetzt gegen Champions League-Sieger HSV Hamburg. Sicher ein ähnliches Kaliber wie Kiel. Hätten Sie sich für das erste Heimspiel einen leichteren Gegner gewünscht?
Gustavsson: Nein. Weil dies ein absolut geiles Spiel werden wird. Es kann doch kaum eine schönere und spannendere Aufgabe geben, als zu Hause gegen den Champions League-Sieger. Wir haben insgesamt zehn Tage Zeit, die Lehren aus dem Kiel-Spiel zu ziehen und uns auf den HSV vorzubereiten Vielleicht gelingt uns dann eine Überraschung.
Beim Pokalsieg gegen Viertligist Achim/Baden haben Sie eine Halbzeit gespielt, gegen den THW nur bis zu Ihrer Auswechslung in der 22. Minute. Wie bewerten Sie Ihre ersten zwei Pflichtspieleinsätze?
Gustavsson: Den Pokal kann man nicht richtig mitzählen. Gegen Kiel war ich mit vier oder fünf gehaltenen Bällen nicht ganz zufrieden. Da wollte ich zwei, drei Tore mehr verhindern. Dass der Trainer mich ausgewechselt hat, war die richtige Entscheidung und Mario Huhnstock hat danach seine Sache sehr gut gemacht.
Mit welchem Anspruch gehen Sie als 130-facher isländischer Nationaltorhüter in die Saison?
Gustavsson: Ich kämpfe jeden Tag darum, die Nummer eins zu sein und ich bin sauer, wenn ich nicht 60 Minuten lang auf dem Feld gestanden habe. Wer die Nummer eins und wer die Nummer zwei ist, ist am Ende nicht so wichtig, solange wir den Klassenerhalt schaffen. Das ist erst mal das Wichtigste.
Frage: Und wie haben Sie sich nach ihrem Umzug privat im neuen Umfeld eingelebt?
Gustavsson: Sehr gut. Meine Frau und unsere gerade geborene erste Tochter Emma fühlen uns sehr wohl.
Und wie ist das Leben als frisch gebackener Vater, anstrengend?
Gustavsson: Eigentlich nicht. Ich fühle mich gut und bin auch nicht besonders müde. Meine Frau ist da im Moment schon mehr mitgenommen.