BHC-Profis: Mit Gummiband am Strand

Im Trainingslager der Handballer fließt der Schweiß in Strömen.

Hattlund. Mittwochmorgen, Sonnenaufgang in Hattlund an der Ostseeküste. Ein paar Bauern sind bereits im Einsatz, und ein Hahn kräht in der Ferne. Im Jugendhof Scheersberg herrscht aber noch absolute Stille. Die meisten Spieler des Bergischen HC befinden sich noch im Tiefschlaf nach den vier Trainingseinheiten, die sie am Dienstag zu absolvieren hatten. Doch wesentlich entspannter wird auch der Rest der Woche nicht werden. Deshalb heißt es für die Handballprofis schlafen und Kraft tanken.

Denn nach einem kurzen Frühstück steht ab 8.45 Uhr die nächste Einheit auf dem Programm. Zum Anwärmen wird erst mal gejoggt. Fünf Kilometer sind es bis zum Strand. Zum großen Teil geht es leicht bergab. Das Tempo ist gemäßigt. Trainer Sebastian Hinze läuft mit. Der Betreuertross ist unterdessen bereits vorgefahren, hat eine Menge Mineralwasser, vor allem aber auch die Trainingsutensilien von Athletikcoach David Groeger mit dabei. Einmal pro Tag darf er die Spieler des Erstligaabsteigers richtig rannehmen. Heute tut er das mit tollem Postkartenausblick über die Ostsee und sehr zur Unterhaltung der kleinen Familie, die offensichtlich noch zeitiger aufgestanden ist.

„Es geht um die allgemeine Athletik, um Koordination und hier auf dem Sand zusätzlich auch noch um Gleichgewichtsschulung“, erklärt der 31-Jährige. Dass er nicht nur Fitnesscoach ist, sondern seinen Job auch am eigenen Körper vorlebt, sieht man spätestens, wenn er das T-Shirt auszieht. So dürfte die Definition von Modellathlet aussehen.

Bis dahin ist es ein ziemlich schweißtreibender Weg, der an diesem Tag mit Kugelhanteln, kleinen Hürden, einer Koordinationsleiter und einem starken Gummiband gepflastert ist. Und auch die traditionellen Medizinbälle dürfen nicht fehlen, die die Spieler bei ihren Situps hochwuchten, werfen und wieder fangen müssen. „Diese Übung heißt Instructors payback“, grinst Groeger. „Die kleinen Hanteln sind unsere Pussy-Bells“, scherzt er über die Zehn-Kilo-Brocken, die an die Kugeln erinnern, die früher die Strafgefangenen an einer Kette hinter sich herzogen. Bei der Mannschaft sorgen solche Gags jedenfalls für gute Stimmung, bevor es richtig losgeht.

Mittelpunkt des Frühsportprogramms ist ein kleiner Zirkel mit mehreren Stationen und unterschiedlichen Geräten. Auch mit elastischen Minibändern, mit denen die Spieler verschiedene Übungen absolvieren müssen. Ähnlich wie 2006 die Fußballnationalmannschaft, als Jürgen Klinsmann einen extra Fitnesstrainer aus Amerika mitbrachte.

Und eben bei jenem Mark Verstegen hat Groeger ein Seminar gemacht. Viele Methoden hat er übernommen. Ziel ist es, durch das Üben komplexer Bewegungsabläufe, an denen viele Muskeln beteiligt sind, Fitness und Kraftausdauer so zu perfektionieren, dass die Spieler weniger verletzungsanfällig sind. „Ganz ausschließen kann man Verletzungen natürlich nicht. Aber erheblich minimieren“, ist Groeger überzeugt.

Eine Stunde und zwei intensive Zirkeldurchgänge später lechzen die Spieler nach Erfrischung. Trainingsgast Elvir Selmanovic und Kristian Nippes sind die ersten, die sich in die äußerst erfrischenden Ostseefluten stürzen, quasi die letzte Station von Groegers Zirkel. Zehn Minuten müssen die Spieler im Wasser aushalten. „Das fördert die Regeneration“, berichtet der Coach. Auch so eine Sache, die Leute wie Verstegen im Spitzensport populär gemacht haben.

Der zögerlichste Badegast des Morgens war übrigens Neuzugang Arnor Gunnarsson. Während ein paar Meter weiter der kleine Geronimo schon lange mit seiner Mutter im Wasser tobte, zierte sich der Wikinger ein wenig. „Du bist wohl gar kein Isländer, sondern eher Irländer“, witzelte Alexander Oelze über den Linksaußen, der sich mit einer heimatlichen heißen Quelle sicher besser angefreundet hätte.