Sportler der Woche Der neue „Gudi“ und die BHC-Wucht aus dem Rückraum

Wuppertal/Magdeburg · Fabian Gutbrod stand stellvertretend für zum Teil ganz neue Qualitäten, die die Bergischen Handballer beim Überraschungssieg in Magdeburg zeigten.

Aus der zweiten Etage nimmt Fabian Gutbrod gegen Magdeburg Maß. 

Foto: Fischer, Andreas H503840

 „Es war der erste Auswärtssieg des BHC gegen ein Spitzenteam überhaupt“, sortierte Jörg Föste, Geschäftsführer des Bundesligisten Bergischen HC am Donnerstagabend den 31:27-Erfolg der Handballer ganz oben im Regal ein. Doch nicht nur deshalb war es ein bemerkenswertes Spiel, denn die Löwen zeigten zum Teil ein ganz neues Gesicht. Stellvertretend dafür kann man Kapitän Fabian Gutbrod nennen, der seit Sommer mit jugendlichem Kurzhaarschnitt auftritt und auch sonst eine kleine Wandlung vollzogen zu haben scheint. Die Wurfqualitäten des 32-Jährigen, der bereits seit 2013 beim BHC spielt, waren stets unbestritten, doch wie konsequent er sie auch gegen Widerstände einsetzt, hatte schon in der Vorbereitung eine neue Qualität, die er nun auch in Magdeburg zeigte. Sieben Treffer - drei gleich zu Beginn, der Rest aber in der Crunch-Time, als der BHC noch ein paar Asse aus dem Ärmel zog - trugen dazu bei, dass die Löwen sagen können, nach langer Zeit auch einmal ein Spiel aus dem Rückraum gewonnen zu haben. Dabei waren die stabile Abwehr der zweiten Hälfte, eine tolle Torwartleistung von Tomas Mrkva und ein starker Max Darj am Kreis natürlich auch entscheidende Faktoren.

Wenn in jüngerer Vergangenheit das Tempospiel nicht ins Rollen kam, waren die Löwen zwar nicht unbedingt schwach im Positionsangriff, selten aber sicherten sie sich den Sieg. Der Erfolg beim SCM aber wäre ohne die grandiosen Rückraum-Kracher von Fabian Gutbrod, David Schmidt und Tomas Babak nicht gelungen. „Als Fabian das Tor zum 25:23 mit Lattenberührung erzielt hat, waren wir an dem Punkt, an dem wir alle gedacht haben, dass wir es jetzt durchziehen müssen“, meinte Lukas Stutzke, der vor allem in der Abwehr ein ganz starkes Spiel gemacht hatte.

„Was für ein Steine-Schmeißer“, entfuhr es Sky-Kommentator Karsten Petrzika nach einem weiteren entschlossenen Abschluss von Gutbrod anerkennend. Der profitierte ganz offenbar nicht nur vom Vertrauen, das Trainer Sebastian Hinze in ihn setzt. „Wir hatten uns einige Spezialbewegungen für die Stress-Situationen in der Schlussphase aufbewahrt“, erläuterte Hinze später, den Grund, warum es am Ende, wo das Pendel gerade gegen Spitzenteams oft in die andere Richtung ausgeschlagen war, für den BHC lief. So kam David Schmidt - Gutbrods Pendent auf der rechten Seite - zu zwei furiosen Abschlüssen aus dem Rückraum zum 28:26 und 29:27. Vor allem beim ersten der beiden Treffer wurde der Linkshänder perfekt in Szene gesetzt.

Genauso wie Gutbrod, der etwas häufiger zu kreuzen schien als früher und zweimal auch einfach nur nach Freiwürfen traf. Jeder wusste, was kommen würde, denn der BHC hatte seine Pässe bereits ausgespielt und der Wurf war die letzte Option, trotzdem konnte Magdeburgs Block Gutbrods Würfe aus der zweiten Etage nicht verhindern.

Bescheiden schob Gutbrod nachher die Frage nach seiner eigenen bestechenden Form etwas beiseite. Er sprach lieber von einer allgemein guten Vorbereitung, die sich auch bei ihm, der in der Vergangenheit oft mal mit Verletzungen oder Wehwehchen zu tun gehabt hat, auszahle: „Wir haben die Lockdown-Phase extrem gut genutzt. Das hat man schon am Anfang des Mannschaftstrainings gesehen. Wir waren da schon sehr fit, und haben die Zeit dann hervorragend genutzt, um uns taktisch auf die Saison vorzubereiten.“ Typisch Gudi - ein Mann großer Würfe, aber nicht unbedingt großer Worte. Das zumindest ist nicht neu am neuen Kapitän.