Platz sieben im Sommer, Platz zehn jetzt kurz nach der Halbzeit der neuen Saison, hat der BHC sein Ziel, sich in der ersten Handball- Bundesliga zu etablieren, schon erreicht?
Interview Ein wesentlicher Entwicklungsschritt
Wuppertal · Interview Als Geschäftsführer Sport, Beirat und Gesellschafter ist Jörg Föste der Macher beim Bergischen HC. Mit ihm blicken wir aufs Handball-Jahr.
Jörg Föste: Das kann man genau so sagen. Wir haben in den vergangenen zweieinhalb Jahren eine sehr gute Entwicklung genommen, die uns dahin gebracht hat, dass wir in der Liga eine stabile Position einnehmen.
Wie würden sie das Jahr 2019 in der jetzt 13 Jahre lang währenden Geschichte des BHC einordnen?
Föste: Als wesentlichen Entwicklungsschritt. Der Club wird reifer. Der BHC ist mittlerweile in Handball-Deutschland eine positiv besetzte Marke geworden. Die Qualitäten, die der BHC mit sich bringt, führen tatsächlich zu einem nachhaltigen Erfolg.
Wie würden Sie diese Qualitäten beschreiben?
Föste: Bodenständigkeit, Ehrgeiz, Fleiß, Fokussierung, Teamgeist.
Ziel war es für die neue Saison, sich in allen Bereichen weiterzuentwickeln. Wo ist das aus Ihrer Sicht gelungen?
Föste: Was das Sportliche angeht, ist die Breite des Kaders in ihrem Entwicklungsschritt deutlich vorangekommen. Wir haben junge Spieler integriert, die sich im Training und im Wettkampf auf höchstem Niveau etabliert haben und damit quasi auf dem Sprungbrett stehen, zu fertigen Erstligaspielern zu reifen. Das ist wohl die wesentliche Entwicklung.
Was war Ihr Highlight mit dem BHC 2019?
Föste: Wenn man alle Aspekte mit einbezieht, dann war es das Saisonfinish 2018/19 mit dem Spiel gegen die SG Flensburg-Handewitt. Es fehlten nur Nuancen zur Qualifikation für Europa. Wir haben dem Deutschen Meister alles abverlangt vor einer prächtigen Kulisse (10 000 Zuschauer in Düsseldorf, d. Red). Das ist für den Bergischen HC etwas ganz Großes.
Den Europapokalplatz im Sommer nur knapp verpasst, derzeit ist der dafür wohl nötige sechste Platz allerdings elf Punkte entfernt. Ist es ein Ziel, den Handball-Fans im Bergischen auch einmal internationale Spiele zu bieten?
Föste: Ein Ziel sollte man nur definieren, wenn man komplett eigenständig dazu in der Lage ist, es zu erreichen. Angesichts der Lage der Liga spielen aber Einflüsse eine Rolle, die wir nicht beherrschen können. Beispielsweise ist zu bemerken, dass die Trainer sich generell sehr viel sorgfältiger auf das jeweils nächste Spiel vorbereiten als jemals zuvor. Das heißt, die taktische Ausrichtung wird immer professioneller. Wozu das führt? Spiele gehen häufiger verloren für Mannschaften, die sich in der Favoritenstellung befinden. Insofern ist es nicht auszuschließen, dass man in sehr guten Jahren auch einmal in ähnliche Gefilde vordringt, wie wir es 2018/19 geschafft haben. Es ist aber ebensowenig auszuschließen. dass man auch einmal in negatives Fahrwasser gerät. Also ist man grundsätzlich gut beraten, die Erwartungshaltung auf ein Normalmaß zu schrauben.
Welcher Kraftanstrengung hat es bedurft, Spieler vom Format der Schweden Max Darj und Linus Arnesson längerfristig zu binden?
Föste: Es ist ein Kraftakt, nicht allein wegen Linus und Max, sondern es ist eine ebenso große Herausforderung, den perspektivreichen Kader zusammenzuhalten. Das geht alles nur aufgrund a) unserer sehr sparsamen administrativen Struktur und b) aufgrund der Treue unserer vielen Partner.
Ist ein weiteres Wachstum in den aktuellen Strukturen möglich?
Föste: Wir glauben an die Möglichkeit weiteren Wachstums, wobei wir beim Ticketing durch die gegebene Konstellation in den bergischen Turnhallen stark eingeschränkt sind. Wir sehen aber Wachstumschancen im Partnerbereich.
Wird es 2020 noch häufiger Spiele in Düsseldorf geben als bisher?
Föste: Wir haben sowohl für 20/21 als auch für 21/22 je vier Spiele ins Auge gefasst.
Mit Trainer Sebastian Hinze ist eine langfristige Zusammenarbeit vereinbart, ohne dabei Daten zu nennen. Bleibt er in der kommenden Saison definitiv?
Föste: Ja!
Welche Positionen für die kommende Saison sind noch offen?
Föste: Kreisläufer. Die Positionen neben Max Darj werden wir im Januar lösen.
Kann das auch Rafael Baena sein?
Föste: Wir haben noch drei Plätze zu vergeben, weil wir bei der Grundidee bleiben wollen, mit vier Kreisläufern zu planen.
Welche Projekte peilen Sie mit dem BHC 2020 an?
Föste: Da ist zum einen das Leistungszentrum in Solingen-Höhscheid zu nennen, das wir wohl schon im Sommer beziehen können. Das ist sicher ein Meilenstein in der Entwicklung des BHC.
Und was ist mit einer Bergischen Arena?
Föste: Es ist so, dass wir im Januar 2019 die Vereinbarung mit Düsseldorf veröffentlicht und somit bis 2022 Zeit gewonnen haben. Wie diese Zeit von den Kommunen genutzt wird, müssen die Kommunen beantworten. Sicher ist so viel: Im Sport ist es keine gute Idee, bei einem hohen Rückstand auf Zeit zu spielen.
Hoher Rückstand meint, keine große Halle in der Region?
Föste: Ja, die aktuelle Situation ist in Solingen seit 1973 im Wesentlichen unverändert und in Wuppertal seit 1987 (da wurde die Uni-Halle eröffnet, d. Red). Das heißt, man hat in Solingen 46 Jahre lang sehr wenig getan und in Wuppertal 32 Jahre. Und sehr wenig ist in Verbindung mit Spitzensport gleichbedeutend mit nichts.
Gibt es noch Kontakte zu Herrn Clees in Sachen Wicküler Park?
Föste: Wir haben den Kommunen im Januar 2019 mitgeteilt, dass wir stets zur Verfügung stehen, wenn es darum geht, ein Investorenmodell zu begleiten und als Ankermieter einer Arena selbstverständlich zur Verfügung stehen. Alles andere müssen die Verantwortlichen in den Rathäusern beantworten.
Die Idee selbst als Investor aufzutreten ist vom Tisch?
Föste: Ja, diese Frage haben wir 2018 bereits beantwortet.