Lübeck fügt BHC den ersten Kratzer zu

Mit 25:30 kassiert der Spitzenreiter der 2. Handball-Bundesliga gegen den Verfolger die erste Saisonniederlage. Die Hausherren blieben weit unter ihren Möglichkeiten.

Foto: Kurt Keil

Wuppertal. Nun ist es passiert! Am 16. Spieltag hat es die Handballer des Bergischen HC bei ihrer Mission Wiederaufstieg in die 1. Liga erstmals erwischt. Dass die 25:30-Niederlage gegen den Tabellenzweiten VfL Lübeck-Schwartau völlig verdient war, da waren sich nachher beide Trainer — ein glücklicher Torge Greve auf Lübecker Seite und ein nüchterner Sebastian Hinze für den BHC — einig. Dass der bisher meist souveräne Tabellenführer dabei kollektiv unter seinen Möglichkeiten geblieben war und die Gäste das konsequent ausgenutzt hatten — auch daran gab es nach dem Spiel vor fast 2400 erwartungsfrohen Zuschauern in der prall gefüllten Solinger Klingenhalle kaum etwas zu deuteln.

„Gefühlt haben wir erst nach 24 Minuten begonnen, anständig zu verteidigen. Und selbst als wir danach die Ballgewinne hatten, haben wir das nicht richtig ausgenutzt. Jetzt gilt es das genau zu analysieren und daraus zu lernen“, sagte der Sportliche Leiter Viktor Szilágyi im Hinblick auf das am Freitag folgende Auswärtsspiel bei Mitabsteiger Balingen.

Noch gibt es keinen Grund zu Aufgeregtheit, ist der Vorsprung auf die Verfolger mit sechs und sieben Punkten immer noch komfortabel. Die Defizite, die sich Samstag fast von Beginn an offenbarten, sollten allerdings schnellstmöglich wieder repariert werden.

Schien der 1:3-Rückstand noch ein Betriebsunfall und beim 4:4 nach sieben Minuten schon behoben, zeigte der BHC danach in Abwehr wie Angriff ungewöhnliche Schwächen. Dass die Gäste von Beginn an konsequent mit dem siebten Feldspieler statt des Torwarts angriffen, erwischte die Löwen auf dem falschen Fuß. Der wurfgewaltige Rückraum-Linke Oliver Milde fand immer wieder Lücken, und auch vom Kreis traf der Gast fast nach Belieben. Weil das umgekehrt für den BHC überhaupt nicht galt, der auch mehrere Versuche auf das zwischendurch verwaiste Lübecker Tor liegenließ, lagen die Hausherren nach gut 20 Minuten mit unglaublichen acht Toren hinten.

In zwei Auszeiten versuchte Hinze zwar insbesondere seine Abwehr neu einzustellen, was teilweise auch gelang, zu einer echten Aufholjagd reichte es aber nicht, weil man vorne immer noch zu viele Bälle liegenließ, Torwart Christopher Rudeck an diesem Tag seinem Gegenüber Dennis Klockmann nachstand und die Lübecker sich nicht nervös machen ließen.

Nervosität zeigte auf BHC-Seite dagegen auch Torjäger Arnor Gunnarsson, der in der ersten Hälfte zwei Fehlversuche von Außen hatte und ungewöhnlicherweise bis dahin keinen einzigen Treffer erzielen konnte. Auch weil Gunnarsson unter der Woche grippegeschwächt war, setzte Hinze seinen einzigen etatmäßigen Rechtsaußen nach der Pause nicht mehr ein, ließ ihn nur noch zwei Siebenmeter werfen. Dass Gunnarsson in der Liga-Schützenliste mit jetzt 125 Treffern hinter den Hildesheimer Savvas Savvas (130, am Samstag 8) auf Platz zwei zurückfiel, dürfte dabei am leichtesten zu verschmerzen sein. Was zählt - das betont auch der Isländer immer wieder — ist der Mannschaftserfolg, und der geriet am Samstag nur 15 Minuten vor Schluss kurz in den Bereich des Möglichen. Da verkürzte Linksaußen Milan Kotrc auf drei Tore (20:23).

„Doch selbst in dieser Phase haben wir die Sicherheit nicht wiedergefunden, die uns zu Beginn verloren gegangen war“, analysierte Sebastian Hinze treffend. Lübeck bestrafte das postwendend. Und so war die erste Saisonniederlage perfekt.