Schwierige Zeiten für „Peke“: Bei TBV Lemgo läuft's nicht rund
Das hatte sich Ex-BHC-Spieler Hendrik Pekeler anders vorgestellt: Bei seinem neuen Club TBV Lemgo läuft es nicht rund.
Wuppertal. Regeneration war gestern angesagt für Hendrik Pekeler. Nachmittags Kaffee trinken am Lemgoer Markt, dann Auslaufen und Sauna mit der Mannschaft. Erst am frühen Morgen waren der ehemalige Kreisläufer des Bergischen HC und seine Kollegen des TBV Lemgo vom Auswärtsspiel in Flensburg zurückgekehrt. „Peke“ lieferte beim 22:33 gegen das Starensemble des deutschen Vizemeisters eine starke Vorstellung ab, stemmte sich im Deckungszentrum gegen die geballten Klasse der SG-Angreifer, erzielte im Angriff vier Treffer und wurde von den Sport1-Kommentatoren ausdrücklich gelobt.
„Vom Einsatz her kann man uns überhaupt keinen Vorwurf machen. Aber nach 45 oder 50 Minuten merkt man dann, dass man keine Wechselmöglichkeiten hat“, sagt der 21-Jährige.
Gerade einmal neun Feldspieler hatten die Gäste auf den Spielberichtsbogen eintragen können, darunter nur zwei gelernte Rückraumspieler. Dazu noch eine Handvoll Jungspunde, für die die erste Liga eigentlich noch eine Nummer zu groß ist. „Das Durchschnittsalter der Mannschaft lag bei 21 oder 22 Jahren“, erzählt Pekeler, der trotz seiner Jugend plötzlich schon zu den ganz Erfahrenen auf dem Parkett gehörte. Lemgo wird derzeit von einer beispiellosen Verletzungsmisere heimgesucht. In Flensburg kamen sogar noch zwei weitere Verletzte hinzu. Beim Auslaufen traf Pekeler gestern nur noch sechs andere TBV-Profis an — darunter nur vier Feldspieler.
„Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt, als ich beim TBV unterschrieben habe“, sagt Pekeler. Bei einem soliden Verein im gesicherten Tabellenmittelfeld wollte er nach seinem Wechsel vom Bergischen ins Ostwestfälische mitspielen. Mit 4:12-Punkten hängt der Club aber im Tabellenkeller der Liga.
Zudem erschüttern den Verein Skandale. Im Juni wurde ein Finanzloch von 1,4 Millionen Euro bekannt. Mit einem kollektiven Kraftakt von lippischer Wirtschaft und Mannschaft (die Spieler verzichteten auf Geld) konnte das Loch gestopft werden. Jetzt sind es staatsanwaltliche Ermittlungen, die den zweifachen deutschen Meister belasten.
Im Visier der Behörden stehen die beiden ehemaligen Geschäftsführer: Gegen Fynn Holpert besteht der Verdacht der versuchten Urkundenfälschung oder des versuchten Betrugs. Hintergrund ist ein 200-Millionen-Euro-Scheck eines vermeintlichen Immobilieninvestors. Volker Zerbe wird vorgeworfen, sich in sechsstelliger Höhe bereichert zu haben.
Trotz der zahlreichen unerfreulichen Begleitumstände ist Pekeler von seiner Entscheidung, nach Lemgo gewechselt zu sein, nach wie vor überzeugt. „Ich bekomme hier die Spielpraxis in der ersten Liga, die ich brauche, um mich weiterzuentwickeln. Und ich bin überzeugt, dass wir es auch schaffen, wieder da unten raus zu kommen, wenn die Verletzten zurückkehren. So wie Gummersbach in der vergangenen Saison.“