Szilágyi, der Musterprofi

Viktor Szilágyi ist im Trainingslager in Hattlund fast an alter Wirkungsstätte.

Wuppertal. Für Viktor Szilágyi ist das Trainingslager des BHC so etwas wie der Ausflug in die alte Heimat. Nur 25 Kilometer sind es von Hattlund bis Flensburg, wo der Spielmacher mit der SG in der vergangenen Saison Europapokalsieg und Vizemeisterschaft feierte und sich bei den Fans großer Beliebtheit erfreute.

„Als wir von der Autobahn abgebogen sind, habe ich mal kurz an meine Zeit in Flensburg gedacht. Ist ja schließlich erst fünf Wochen her, seitdem ich dort das letzte Spiel bestritten habe. Aber jetzt gilt meine Konzentration nur noch dem BHC“, sagt der Neuzugang, mit dem sich beim BHC große Hoffnungen verbinden. „Wir haben Viktor nicht geholt, um in der zweiten Liga zu spielen“, sagt Manager Stefan Adam.

Obwohl der 33 Jahre alte Szilágyi in seiner Karriere auf Vereinsebene praktisch alles gewonnen hat, ist ihm der Ehrgeiz in jeder Einheit anzumerken.

Dass er nach dem Training als Erster die Halle verlässt, wird man bei dem Musterprofi wohl kaum erleben. Dass er lieber noch einige zusätzliche Bälle auf den Kasten wirft, schon eher. So auch in den Tagen von Hattlund. Mit Flensburg war er in der Saisonvorbereitung zwei Jahre lang nach Schweden gefahren. Lange Anreisen zum Trainingslager sind für ihn kein Problem. „Es ist sogar gut, wenn man weit weg von Zuhause ist. Umso mehr ist man fokussiert auf das hier“, findet der Österreicher, der in Hattlund mit Nationalmannschaftskollege Richard Wöss das Zimmer teilt.

„Nach 13 Jahren, die ich jetzt in Deutschland spiele, das erste Mal mit einem Landsmann“, erzählt Szilágyi, der diese Konstellation durchaus genießt. „Es ist doch schön, wenn man jemanden hat, mit dem man sich über die Dinge in seiner Heimat unterhalten kann.“ Vielleicht auch über das Thema Nationalmannschaft. Momentan hat der Austria-Kapitän noch nicht entschieden, ob er dort ein weiteres Jahr dran hängt. „Wenn ich etwas tue, dann will ich es mit 100 Prozent machen. Man muss sich genau überlegen, ob man wegen der mentalen und körperlichen Belastung dazu in der Lage ist, Verein und Nationalteam zu spielen“, macht der Routinier aus seinen Gedanken keinen Hehl.

Jetzt im Moment drehe sich eben alles nur um den BHC. Das Trainingslager zu einem kurzen Ausflug in die alte Heimat nach Flensburg zu nutzen — für Szilágyi völlig undenkbar. „In den Trainingspausen muss man dem Körper jede freie Minute zum Ausruhen geben“, sagt er.

Die Bedingungen in Hattlund gefallen ihm ausgesprochen gut. Die Spielern sind in einfachen Zweibettzimmern ohne Fernseher untergebracht. Von ihrem Gebäude aus sind es nur 200 Meter bis zum Fußballplatz und der Sporthalle. Beides steht dem BHC quasi rund um die Uhr zur Verfügung. Bis zum Speisesaal sind es nur ein paar Schritte, bis zum Strand lediglich fünf Kilometer. „Wir haben alles direkt vor der Türe. Keine lästigen Anfahrtszeiten, keine verlorene Zeit“, sagt er. „Alles kompakt. Gut fürs Teambuilding.“ Eine Prognose über die Qualität der Mannschaft will der torgefährliche Rückraumspieler noch nicht abgeben. Mit den vielen neuen Spielern werde es noch etwas dauern, bis man seriös einschätzen könne, zu was die Truppe fähig sei. Dass der BHC mit Sebastian Hinze einen Mann ohne Trainererfahrung im Profibereich zum neuen Coach befördert hat, sieht er gelassen. „Ich denke, er hat durchaus Erfahrung. Er hat selbst auf diesem Niveau gespielt und in seiner Karriere als Spieler auch viele unterschiedliche Trainer erlebt. Außerdem merkt man ihm an, dass er einen guten Draht zu den Spielern hat und mit Menschen umgehen kann“, lobt Szilágyi, der als Mittelmann Hinzes verlängerter Arm auf dem Spielfeld sein soll.