Bitter hält den HSV in der Königsklasse

Hamburg (dpa) - Als 30 Sekunden vor Spielende der Gassenhauer „Viva Colonia“ durch's Hallenrund schwappte, hatten die Handballer des HSV Hamburg die größten Qualen endlich überstanden.

Das Ticket nach Köln zum Champions-League-Finalturnier war ihnen nach einer unverhofften Zitterpartie gegen die SG Flensburg-Handewitt nicht mehr zu nehmen. „Das war wohl meine schönste Niederlage“, erklärte glückstrahlend HSV-Torhüter Johannes Bitter nach dem 23:25 (10:13) im Viertelfinal-Rückspiel.

Zuvor hatte der bemitleidenswerte Nordrivale aus Flensburg mit großer Moral das 26:32 aus dem Hinspiel wettgemacht und lag zehn Minuten vor Schluss sogar mit sieben Treffern vorn. Doch im Endspurt war das HSV-Tor dank Bitter wie vernagelt.

„Normalerweise hebe ich keine Spieler hervor. Aber was der Jogi in der entscheidenden Phase gehalten hat, war großartig“, lobte Coach Martin Schwalb. Der erst zum Jahreswechsel nach einem auskurierten Kreuzbandriss ins HSV-Team zurückgekehrte Schlussmann hat längst zu alter Stärke zurückgefunden. Und mit einer Fangquote von 39,1 Prozent und vier Klasseparaden in den letzten zehn Minuten hatte er entscheidenden Anteil daran, dass der HSV das nach dem 16:23-Rückstand nahe Aus mit einem 7:2-Lauf ins Happy End umdrehte.

„Lange war der psychologische Vorteil, nix zu verlieren zu haben, auf Flensburger Seite. Als sie bei sieben Toren vor auf einmal doch etwas zu verlieren hatten, sind wir zurückgekommen“, sagte Schwalb zur spielentscheidenden Wende in der dramatischen Partie. In dieser Phase war dann auch der lange Zeit alles überragende SG-Keeper Mattias Andersson machtlos, dessen Quote mit 21 Paraden bei 44 Würfen (47,7 Prozent) sogar noch über der seines starken Rivalen lag. Doch Bitter war letztlich vor allem dann zur Stelle, als es drauf ankam.

„Der Traum lebt“, frohlockte der Nationaltorwart mit Blick auf das Turnier der besten vier Teams Europas am 1./2. Juni, das der HSV zum zweiten Mal nach 2011 erreichte. Für die Auslosung am Donnerstag, bei der auch Titelverteidiger THW Kiel und der FC Barcelona im Topf liegen, hofft er auf KS Kielce als Gegner. Gegen die Polen wäre die Chance wohl am größten, anders als 2011 sogar in das Endspiel der Königsklasse zu gelangen. Dann könnte der HSV auch finanziell echten Reibach machen: Bislang haben die Norddeutschen 245 000 Euro eingenommen. Hinzu kommen in der Domstadt noch Prämien von minimum 50 000 Euro für den vierten Platz bis hin zu 250 000 Euro für den Sieger.