Deutsche Handballer sieglos Supercup-Letzte

Halle/Westfalen (dpa) - Aufbruchstimmung ja, kurzfristige Erfolge nein: Beim Debüt des neuen Bundestrainers Martin Heuberger blieben die deutschen Handballer auf dem Parkett den Beweis für einen frischen Wind im Team weitgehend schuldig.

Stattdessen gab es zum Ende eines von mehr Tiefen als Höhen geprägten Spieljahres auch beim hochkarätig besetzten Vier-Nationen-Turnier wieder kein Aha-Erlebnis. Denn bereits vor dem abschließenden 23:27 (9:11) im westfälischen Halle gegen den Turniersieger Spanien stand fest: Nach Niederlagen gegen Dänemark (26:29) und Schweden (22:25) belegt die deutsche Mannschaft als Titelverteidiger nur den letzten Platz.

„Das wäre jetzt nicht glaubwürdig, wenn ich nach zwei Niederlagen sagen würde, ich habe unheimliche Verbesserungen gesehen“, sagte der langjährige Bundestrainer Heiner Brand nach den ersten beiden Partien, lobte jedoch die neu probierte offensive 5:1-Deckung. „Man wird in der kurzen Zeit nicht so viel verändern können. Man kann nur versuchen, ein paar Ideen reinzubringen. Entscheidend ist aber, wie die Mannschaft die Ideen umsetzt“, meinte der Sportmanager des Deutschen Handballbundes (DHB).

Mit drei der vier Halbfinalisten von der vergangenen WM waren die Gegner prominent. Doch weil sowohl die Skandinavier als auch die Spanier mit teils unbekannten und jungen Spielern antraten, waren sie keineswegs übermächtig. „Ich sehe uns nicht weit weg“, konstatierte Heuberger, der am 1. Juli das Amt von Brand übernommen hatte.

Doch nur in Ansätzen zeigte die deutsche Mannschaft, dass sie zu mehr in der Lage ist, als der letzte Platz aussagt. Sowohl gegen Dänemark als auch Schweden erspielte sich der WM-Elfte einen Fünf-Tore-Vorsprung. Doch statt mit breiter Brust den Vorteil zu halten, verfiel das Team in alte Fehler: Der Schlendrian setzte ein. Vor allem die verspielte 16:11-Führung gegen den WM-Vierten Schweden wurmte den Bundestrainer. „Da muss ich taktische Cleverness bewahren“, forderte Heuberger.

Kapitän Pascal Hens schlug in die gleiche Kerbe. „Wir haben uns dazu verleiten lassen, dass wir zu früh die Entscheidung suchen. Eben weil es auch so gut lief. Das müssen wir noch abgekochter spielen. Am Ende konnten wir den Hebel nicht mehr umlegen“, gestand er.

Heuberger steht nun vor einer komplizierten Aufgabe. Denn beim Supercup waren kaum Fortschritte zu erkennen. „Ich bin noch auf Ursachenforschung, denn die Probleme hatten wir in der Vergangenheit auch schon“, meinte der Bundestrainer. Und die Zeit drängt. Bis zur EM, wo es um die letzte Olympia-Chance geht, bleiben ihm nach dem Supercup ein Kurzlehrgang im Dezember, ein Trainingslager im Januar und zwei Länderspiele gegen Ungarn.

Als einen Lösungsweg sieht der Bundestrainer, seine Spieler mehr in die Eigenverantwortung zu nehmen. „Ich will von der Mannschaft hören, was geht. Sie steht auf dem Feld, nicht ich. Ich möchte, dass sie als mündige Spieler dastehen“, sagte Heuberger. Er wünscht, dass die Profis selbst die Ideen entwickeln, die sie auf dem Parkett umsetzen sollen. Und darin setzt er sein ganzes Vertrauen. „Die Jungs haben Potenzial. Ich bin mir sicher, dass wir eine gute Mannschaft zur EM schicken“, erklärte der Bundestrainer.