Kein Druck DHB-Frauen gehen entspannt ins Vorrundenfinale
Leipzig (dpa) - Keine Rechenspiele und kein Druck: Die deutschen Handball-Frauen wollen sich mit einem lockeren Auftritt im Gruppen-Showdown gegen Vize-Weltmeister Niederlande für das WM-Achtelfinale warm werfen.
„Ich bin immer noch unaufgeregt“, sagte Bundestrainer Michael Biegler vor dem letzten Vorrundenspiel am Freitag (18.00 Uhr) in Leipzig. „Druck wird es nicht geben, auch wenn es schöner wäre, einen einfacheren Gegner im Achtelfinale zu haben.“
Die Ausgangslage ist klar: Mit einem Sieg würde sich die DHB-Auswahl den Gruppensieg und damit eine gute Ausgangsposition für den weiteren Turnierverlauf sichern. Möglicherweise könnte dem Tabellenführer sogar ein Remis für Platz eins in der Gruppe D reichen. Doch damit will sich Biegler gar nicht beschäftigen. „Unser Weg ist noch nicht abgeschlossen“, stellte der 56-Jährige am Donnerstag fest. „Wir brauchen im Moment jedes Training und jedes Spiel, um uns für die zweite WM-Phase zu präparieren.“
Anders als im bisherigen WM-Verlauf denkt der Bundestrainer über die bevorstehende Aufgabe hinaus. Denn im Achtelfinale am Sonntag heißt es für die DHB-Frauen: Hopp oder topp. „Da müssen wir liefern“, sagte Biegler. „Denn wenn man dann nicht liefert, ist man raus. Das ist eine Sache, die wir mit der Mannschaft auch mental besprechen müssen.“
Zunächst geht es aber gegen den WM- und EM-Zweiten Niederlande, der mit 5:3 Zählern derzeit nur auf Rang vier liegt und die deutsche Mannschaft voll fordern wird. „Wir brauchen Entschlossenheit und Mut“, sagte Biegler. Vor der K.o.-Phase erwägt der Bundestrainer, der noch zwei Wechseloptionen hat, eine weitere personelle Änderung im Kader. „Wir sind dauernd in Bewegung und überlegen uns natürlich einige Konstellationen“, sagte er. Namen nannte Biegler jedoch nicht.
Gegen die Niederlande erwartet er vor allem im Angriff mehr Druck von seiner Mannschaft, die dem Nachbarschaftsduell entgegenfiebert. „Wir freuen ganz, ganz doll darauf. Das ist ein absolutes Spitzenteam, gegen das wir den EM-Erfolg vom Vorjahr wiederholen wollen“, sagte Ausnahmetalent Emily Bölk. „Wir wollen gewinnen, dafür werden wir alles geben.“
Die 19-Jährige vom DHB-Pokalsieger Buxtehuder SV, die die ersten zwei WM-Spiele wegen einer im Training erlittenen Fußverletzung verpasst hatte, war am Mittwoch beim 24:9-Kantersieg gegen China mit vier Toren beste deutsche Werferin. „Ich bin glücklich, dass ich bei der WM endlich mal einnetzen konnte. Das gibt mir Sicherheit für die kommenden Spiele“, sagte Bölk.
Mit einem möglichen Gegner in der K.o.-Runde will sich das Wunderkind des deutschen Handballs, das mit 16 Jahren schon in der Bundesliga und mit 18 in der Nationalmannschaft debütierte, aber noch nicht beschäftigen. „Wir versuchen, uns eine gute Ausgangslage zu verschaffen, aber wir nehmen dann den Gegner, der kommt“, sagte Bölk. „Da müssen wir ohnehin parat sein, egal gegen wen.“
Auch Torfrau Clara Woltering blickte ebenfalls schon über die Holland-Partie hinaus. „Für uns ist jedes Spiel wichtig, um uns auf das Achtelfinale vorzubereiten“, sagte die Dortmunderin. Völlig emotionslos gehen die DHB-Frauen aber nicht in das Duell mit dem Olympia-Vierten. „Ich erwarte ein enges und kampfbetontes Spiel“, sagte Woltering. „Wir wollen Vollgas geben und das Publikum begeistern.“