Fortuna und die verpassten Siege Ein Problem der chronischen Art

Düsseldorf · Beim 2:2 gegen Hoffenheim lässt das Rösler-Team zum wiederholten Male Punkte liegen. Vor den Spielen gegen Dortmund und Leipzig wächst der Druck.

Die Enttäuschung über zwei versäumte Punkte ist Markus Suttner, Alfredo Morales und Kelvin Ofori (v.l.) ins Gesicht geschrieben.

Foto: dpa/Marius Becker

Fast 68 Prozent Ballbesitz, ein absurdes Verhältnis von 59:3 bei den Flanken und rund 80 Minuten Überzahl. Doch nach dem Schlusspfiff des Heimspiels gegen 1899 Hoffenheim hielt Fußball-Bundesligist Fortuna Düsseldorf wieder nur einen Zähler in den Händen. Das 2:2 (1:1) gegen die mit Europa-League-Ambitionen ausgestatteten Kraichgauer war ein herber Rückschlag für die Mannschaft von Cheftrainer Uwe Rösler im Abstiegskampf. Denn durch den 2:0-Sieg von Mainz in Frankfurt beträgt der Abstand auf den angestrebten 15. Tabellenplatz nun drei Punkte — und Fortunas kommende Gegner heißen Dortmund und Leipzig.

„Wieder so ein Spiel, aus dem wir mehr hätten mitnehmen können“, stellte Doppeltorschütze Rouwen Hennings anschließend zerknirscht fest. Nun mag die Qualität der spielstarken TSG eine andere sein, als die der direkten Konkurrenten im unteren Tabellendrittel. Aber einmal mehr gelang es der Fortuna nicht, den greifbaren Sieg einzufahren. Gegen Hertha BSC gab es trotz 3:0-Führung nur ein 3:3, in Mainz war das Rösler-Team angesichts von 20:3-Torschüssen klar überlegen und kam nicht über ein 1:1 hinaus. Und nach dem Re-Start hieß es zunächst 0:0 gegen Schlusslicht Paderborn — mit vier Pfostentreffern — sowie 2:2 in Köln, obwohl man bis zur 89. Minute mit 2:0 vorne gelegen hatte. Muss am Saisonende der Gang in die 2. Liga angetreten werden, so wäre die Fortuna schlichtweg selbst schuld.

Daran ändert auch die Tatsache nicht, dass die unter Rösler spielerisch klar verbesserte Mannschaft hin und wieder Pech hat. So wie bei den Aluminiumtreffern gegen Paderborn oder in Bezug auf die eine oder andere Schiedsrichter- sowie Video-Keller-Entscheidung. Wie bespielsweise am Samstagnachmittag in der Arena. Da gab der nur selten überzeugende Schiedsrichter Sören Storks zuerst das vermeintliche 2:1 von Hennings (18.). Und obwohl es in dessen Entstehung im Luftzweikampf zwischen Kenan Karaman und Hoffenheims Stefan Posch Kontakt gab, so korrigierte der Eingriff aus dem Videoraum in Köln keine klare Fehlentscheidung. „Ja, da hat Kenan den Ellbogen oben. Sein Gegenspieler auch. Ich komme aus England, für mich ist das ein Tor. Aber wir müssen diese Entscheidung akzeptieren“, sagte Rösler.

Doch es sind auch die eigenen Fehler, die die Fortuna um (verdiente) Punkte bringen. Fehlerhafte Zuordnungen in der Defensive ermöglichten den Gästen nach Hennings’ frühem 1:0 (5.) sowie der Roten Karten gegen Kapitän Benjamin Hübner (9., Tätlichkeit an Kaan Ayhan) den Ausgleich durch Munas Dabbur (16.) in Unterzahl. Bei genauerer Betrachtung bereits der erste Knackpunkt. Weitere Schlafmützigkeiten luden die Hoffenheimer insbesondere nach der Pause zu Kontern ein, die Fortuna konnte glücklich sein, dass nur einer von Steven Zuber (61.) erfolgreich zu Ende gespielt wurde.

„Eine Niederlage wäre eine Katastrophe gewesen“

Dank Erik Thommy, der sich von Havard Nordtveit foulen ließ und Hennings’ Sicherheit vom Elfmeterpunkt (76.), standen die Gastgeber zumindest nicht mit leeren Händen da. „Eine Niederlage wäre eine Katastrophe gewesen“, gab Rösler zu und schob nach: „Die Jungs sind Abstiegskampf gewohnt. Wir sind noch voll dabei.“ Das 0:1 von Bremen gegen Wolfsburg am Sonntag hielt die Fortuna zumindest auf dem Relegationsplatz.

Den verpassten Möglichkeiten mit Blick auf all jene Unentschieden nachzutrauern, wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt zweifellos kontraproduktiv. Sollte das erklärte am 27. Juni um 17.20 Uhr — oder nach zwei etwaigen Relegationsspielen — verpasst worden sein, ist es gutes Recht der Beteiligten, dies dann nachzuholen. Noch aber ist alles drin für die Fortuna, auch der direkte Klassenerhalt. Trotzdem hat das 2:2 gegen Hoffenheim die Ausgangslage verschlechtert. Uwe Rösler ist aber sicher, dass seine Spieler die Gedanken an diese weitere verpasste Chance schnell abschütteln können: „Die Spiele werden weniger und jetzt auf der Zielgeraden kommt mehr Druck. Aber das sind wir gewöhnt. Die Mannschaft ist jetzt niedergeschlagen, wird aber wieder aufstehen. Jetzt müssen wir gegen Dortmund oder Leipzig vielleicht das eine oder andere Pünktchen mitnehmen.“ Der Druck auf Fortuna wächst.