33:16 gegen Österreich DHB-Team bereit für die WM - Gutes Glandorf-Comeback
Kassel (dpa) - Weltmeister Holger Glandorf empfahl sich bei seinem überraschenden Comeback als WM-Joker, Kapitän Uwe Gensheimer droht den WM-Auftakt wegen eines Trauerfalls in der Familie zu verpassen.
Trotz einer überzeugenden Generalprobe beim 33:16 (17:11)-Kantersieg gegen Österreich fährt Handball-Europameister Deutschland nicht ganz sorgenfrei zur Weltmeisterschaft nach Frankreich. „Wir gehören zu den sechs besten Mannschaften in der Welt. Aber ich warne davor, die Vorrundengruppe zu unterschätzen“, mahnte Bundestrainer Dagur Sigurdsson.
Auch ohne Gensheimer, der wegen des unerwarteten Todes seines Vaters vor dem Spiel abreiste, präsentierten sich die Bad Boys am Montagabend im letzten Test über weite Phasen des Spiels in WM-Form. Vor 4337 Zuschauern in der ausverkauften Kasseler Rothenbach-Halle waren Tobias Reichmann, Steffen Fäth und Jannik Kohlbacher mit jeweils vier Toren die besten Schützen.
Nach einer schnellen 2:0-Führung knirschte es kurz im Getriebe des Europameisters. Plötzlich lag die DHB-Auswahl beim 2:5 (8.) mit drei Toren hinten, was Sigurdsson zu einer frühen Auszeit veranlasste. Die Korrekturen des Isländers zeigten sofort Wirkung. Dem umjubelten Rückkehrer Glandorf war es vorbehalten, mit seinem ersten Tor seit Juni 2014 den Ausgleich zum 6:6 (15.) herzustellen. „Es hat sich super angefühlt und viel Spaß gemacht, wieder für die Nationalmannschaft zu spielen“, sagte der 33-Jährige.
Nun kam der deutsche Offensivmotor auf Touren, und auch Torwart Andreas Wolff, der wohl als Nummer eins zur WM fährt, steigerte sich. Beim 14:9 (25.) betrug das Polster der Sigurdsson-Truppe erstmals fünf Tore, zur Pause waren es sechs Treffer.
Gehörigen Anteil an der gelungenen Vorstellung hatte auch Glandorf, der sich bei seinem Comeback gut einfügte und in nur 20 Minuten drei Tore erzielte. „Er ist sehr gut drauf, aber wir wissen, dass er nicht zehn Spiele in drei Wochen machen kann“, sagte Sigurdsson.
In der zweiten Halbzeit durfte sich der Routiner, der deshalb am Mittwoch zunächst nicht mit nach Frankreich reisen wird, ausruhen. Der Weltmeister von 2007, der nach zweieinhalb Jahren sein Comeback in der Nationalmannschaft feierte, bleibt zu Hause auf Standby. „Wir warten die Zeit ab und schauen mal. Wenn etwas passieren sollte, stehe ich parat“, betonte Glandorf.
Der Rückraumschütze hatte seit Donnerstag mit dem DHB-Team trainiert und dabei einen guten Eindruck hinterlassen. „Er ist in Topform und hat frischen Wind hereingebracht“, lobte Sigurdsson den Routinier vom Bundesliga-Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt. „Wir wissen, was wir bei ihm bekommen.“ Einziger Linkshänder im Rückraum ist zunächst Kai Häfner.
Vor dem letzten Test hatte der Bundestrainer Philipp Weber, Erik Schmidt und Jens Schöngarth aus dem WM-Kader gestrichen. Das Trio war bereits am Sonntag aus dem Trainingslager in Kamen-Kaiserau abgereist. „Natürlich sind sie enttäuscht“, berichtete Sigurdsson.
Im deutschen Mannschaftsbus werden die ursprünglich für 16 WM-Fahrer reservierten Plätze daher nicht komplett belegt sein. „Wir haben uns entschieden, nur 15 Spieler mitzunehmen und einen Platz offen zu halten“, verkündete Sigurdsson seinen Personalplan.
Und noch ein Platz könnte vorerst frei bleiben - der von Kapitän Gensheimer. Wann der um seinen Vater trauernde Frankreich-Legionär zur Mannschaft zurückkehrt, ist offen. „Das war ein Schock für uns alle“, berichtete Sigurdsson. „Unsere Gedanken sind bei ihm und seiner Familie. Er kommt zurück, wenn er sich so fühlt.“