DHB-Team in WM-Quali gegen Polen enorm unter Druck
Baiersbronn (dpa) - Mit großem Respekt, aber ohne Angst gehen die deutschen Handballer in die beiden entscheidenden WM-Playoff-Partien gegen Polen. „Das ist eine ganz, ganz schwere Aufgabe“, betonte Bundestrainer Martin Heuberger.
„Das werden Spiele auf Augenhöhe.“ Nach der verpassten Olympia- und EM-Teilnahme würde dem deutschen Handball im Fall eines Scheiterns in der WM-Qualifikation ein weiterer schwerer Rückschlag mit wahrscheinlich weitreichenden negativen Auswirkungen drohen.
Johannes Bitter vom HSV Hamburg kennt derartige Situationen bestens und versuchte deshalb, den enormen Druck von der jungen Mannschaft wenigstens etwas zu nehmen. „Das ist keine Schicksalsfrage, das wird zu hoch gehängt“, betonte der Torhüter-Routinier beim Medientag des Deutschen Handballbundes (DHB) auf dem Schliffkopf bei Baiersbronn. Die Chancen auf die WM-Teilnahme in Katar im kommenden Jahr schätzt der Rückkehrer wie viele seiner Kollegen „50:50“ ein: „Aber die Zuversicht überwiegt.“
Der Göppinger Michael Kraus, der wie Bitter 2007 zum bislang letzten deutschen Weltmeisterteam gehörte und ebenfalls sein Comeback im Nationalteam feiert, rechnet mit „verdammt harten Spielen“. Aber er sei generell optimistisch. „Ich mache mir keine großen Gedanken über ein mögliches Scheitern“, sagte der Spielmacher.
Auf dieses erfahrene Duo setzt Heuberger große Hoffnungen. Sie sollen mit dem ebenfalls routinierten Kapitän Oliver Roggisch (Rhein-Neckar Löwen) der stark verjüngten Truppe Erfahrung und Rückhalt in diesen beiden richtungweisenden Partien geben. „Jogi ist noch immer einer der weltbesten Torhüter“, sagte der Trainer. „Mimis Stärken liegen im Angriff“, sagte Heuberger. In der Offensive sehe er „etwas die Achillesferse“. Die sehr gute Abwehr mit sehr guten Torhütern stuft Heuberger als großes Plus gegen die robusten und dynamischen Polen mit ihrer starken 6:0-Deckung ein.
Obwohl auch Heuberger nach dem Verpassen zweier Top-Turniere gewaltig unter Druck steht, präsentierte sich der 49-Jährige auf über 1000 Meter Höhe im Schwarzwald locker. „Das ist eine besondere Situation, aber keine außergewöhnlich besondere“, sagte er gelassen. Deutschland müsse „die Polen aus dem Weg räumen“, um nach Katar zu können.
Die sehr positiven Eindrücke aus dem am Donnerstag endenden viertägigen Trainingslager in Baiersbronn und Freudenstadt bestärken Heuberger in seiner Zuversicht. DHB-Präsident Bernhard Bauer war von dieser Vorbereitung, aber auch der „unheimlich guten Entwicklung“ in den letzten Monaten ebenfalls angetan. „Ich sehe, wie gut und akribisch die Mannschaft arbeitet“, lobte Bauer. Das habe man in den letzten Spielen gesehen. Und sollte die Partie am 7. Juni in Danzig verloren gehen, setzen Bauer, Heuberger und das Team auf das Rückspiel eine Woche später. „Die Hölle Magdeburg wird sicher der ideale Rückenwind“, versicherte Bauer.
Heuberger nominierte für die beiden WM-Playoffs 28 Spieler. Im Schwarzwald sind 18 Akteure dabei. Die Nationalspieler des THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt fehlten wegen ihres Einsatzes beim Final Four der Champions League an diesem Wochenende in Köln.