Flensburg-Handewitt holt „endlich einen Titel“
Flensburg (dpa) - Sieben titellose Jahre mussten die Handball-Fans in Flensburg auf diesen Augenblick warten. Mit 32:28 gewannen die Norddeutschen auch das Final-Rückspiel im Europacup der Pokalsieger gegen den Liga-Rivalen und Titelverteidiger VfL Gummersbach und holten sich den Pott.
Die 6300 Zuschauer in der ausverkauften Campushalle lärmten wie 20 000 Fans. „Endlich, endlich ist der Pokal in Flensburg. Es fühlt sich so schön an“, kreischte Trainer Ljubomir Vranjes. „Das ist die Krönung einer tollen Saison.“ Die jüngste Silberkanne in der SG-Vitrine war bislang der DHB-Pokal aus dem Jahr 2005, als keiner der heutigen Spieler dabei war.
Kapitän Tobias Karlsson durfte das Prunkstück als Erster schwenken und machte die Halle zum Tollhaus. „Ich bin stolz, ein Teil dieser Mannschaft zu sein“, meinte er gerührt. Sein Teamkamerad Lars Kaufmann hätte die Saison am liebsten sofort beendet, doch noch sind zwei Bundesliga-Spiele zu absolvieren. „Wir haben alles erreicht, was wir uns an Zielen vor der Saison gestellt hatten. Da kann man einfach nur glücklich sein.“
In der Bundesliga hinter dem unschlagbaren THW Kiel auf Platz zwei, in der DHB-Pokal-Endrunde Zweiter hinter Kiel und nun auch noch die erste europäische Trophäe nach elf Jahren - viel besser hätte die Saison nicht laufen können. „Endlich habe ich einen Titel mit der SG gewonnen“, seufzte Linksaußen Anders Eggert. Sein dänischer Landsmann Michael Knudsen brachte es auf den Punkt: „Die ganzen zweiten Plätze bedeuten am Ende nichts. Es geht darum, etwas zu gewinnen.“
Die Flensburger haben sich gemausert. Baumeister des Erfolges sind Trainer Vranjes und Geschäftsführer Holger Kaiser. „Die Fans waren ausgehungert, die Mannschaft lag am Boden, als ich vor drei Jahren kam“, sagte Kaiser. Der Finanzexperte brachte den in Schieflage geratenen Verein wieder auf Kurs und ermöglichte im vergangenen Jahr die Transfers der deutschen Nationalspieler Lars Kaufmann und Holger Glandorf sowie von Torwart Mattias Andersson.
Vranjes hat einen hervorragenden Ruf als Analytiker und Taktiker. Der 38-jährige Schwede setzt weniger auf Stars als auf das Team. „Wir müssen als Einheit funktionieren. Die individuellen Stärken müssen zur Mannschaft passen“, betonte der Coach.
Noch ist es nicht offiziell, aber mit großer Wahrscheinlichkeit bricht das Erfolgsduo Vranjes/Kaiser auseinander. Der Manager soll in die Geschäftsführung der Handball-Bundesliga wechseln. Weil die Flensburger aber auch noch über Dierk Schmäschke als exzellenten Kenner der Szene verfügen, müssen sie sich nicht sorgen.