Füchse Berlin erobern Handball-Europa

Berlin (dpa) - Während es einige Spieler der Füchse Berlin auf dem Kurfürstendamm bis in die Morgenstunden richtig krachen ließen, genoss Bob Hanning in Ruhe bei einer Flasche Rotwein den größten Erfolg der Clubgeschichte.

„Manchmal ist es besser, gar nicht zu wissen, was die Spieler machen. Eins ist aber auch ganz klar: Sie haben es sich verdient“, sagte der Manager in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Durch den spektakulären 29:18-Erfolg im Viertelfinal-Rückspiel der Handball-Champions-League gegen Ademar Leon steht der Hauptstadtclub unter den besten vier Vereinsmannschaften der Welt.

Kurz nach dem Abpfiff des denkwürdigen Spiels gegen das spanische Spitzenteam aus Leon, welches das Hinspiel noch mit 34:23 gewonnen hatte, nahm Hanning zwei Spieler in den Arm. Zusammen mit Rechtsaußen Markus Richwien und Ersatz-Torhüter Petr Stochl stand der Handball-Macher im Mittelkreis. „Ich habe beide erinnert: Vor fünf Jahren haben wir in der 2. Liga noch vor 500 Zuschauern gespielt. Und jetzt das: 9000 Zuschauer und dazu das Halbfinale in der Champions League. Das ist unglaublich“, erklärte Hanning.

Wahrlich: Seit er im Jahr 2005 den Verein als Geschäftsführer übernahm, schreibt der Club eine Erfolgsgeschichte nach der anderen: Bundesliga-Aufstieg 2007, erstmalige Qualifikation für die Champions League 2011. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. „Die Chancen, dass wir die Champions League gewinnen, sehe ich nicht bei null Prozent“, erklärte der 44-Jährige.

Doch Hanning wäre nicht Hanning, wenn er in der Stunde des größten Triumphs nicht wieder das Erfolgsrezept der Füchse beschwören würde. „Ohne die Leute, die mir folgen, geht hier nichts. Man muss gerade jetzt alle mit einbeziehen, die diesen Erfolg möglich gemacht haben“, meinte der Experte. „Da bauen Leute für zehn Euro über Tage die Halle auf - sie arbeiten praktisch für 20 Cent die Stunde. Aber sie machen es gern, weil sie alle Teil des Projektes Füchse Berlin sind. Das ist überragend.“

Überragend war auch das, was die Füchse gegen Leon ablieferten. Nationalspieler Silvio Heinevetter im Tor und Alexander Petersson (9 Tore) im Angriff stachen dabei noch heraus. „Das war unmenschlich, was sie gespielt haben“, sagte Hanning.

Trainer Dagur Sigurdsson befand: „Am Ende standen ganz viele große Helden auf dem Platz.“ Gegen wen die Füchse beim Final-Four-Turnier in Köln (26. und 27. Mai) antreten müssen, wird am Mittwoch ausgelost. Mögliche Gegner sind: THW Kiel, AG Kopenhagen und Atletico Madrid.

Füchse-Kapitän Torsten Laen, der mit dem spanischen Club Ciudad Real bereits die Königsklasse gewonnen hat, rang nach der Partie gegen Leon nach Worten: „Dieses Spiel werden wir alle nie vergessen. Darüber spricht man noch in zehn Jahren. Wahnsinn.“ Viel Zeit zum Feiern bleibt den Berlinern allerdings nicht - bereits am Mittwoch wartet ein weiteres Schlüsselspiel mit der Bundesliga-Partie bei den Rhein-Neckar Löwen. „Das wird brutal schwer - physisch und psychisch“, meinte Coach Sigurdsson, dessen Team mit einem Sieg Platz drei in der Bundesliga verteidigen will.