Handballer verlieren EM-Generalprobe gegen Island
Hannover (dpa) - Mit bedrückten Mienen versammelten sich die deutschen Handballer auf dem Spielfeld und schworen sich im Kreis auf die Europameisterschaft in Polen ein. Fünf Tage vor EM-Beginn verpatzte der weiter verjüngte WM-Siebte in Hannover seine Generalprobe gegen Island mit 24:27 (12:15).
„Wir haben noch Luft nach oben bis zur Europameisterschaft“, stellte Kapitän Steffen Weinhold fest. Und Torhüter Carsten Lichtlein monierte: „Klar war das ein Dämpfer. Wir wollten mit einem guten Gefühl nach Polen fahren. Aber wir konnten nicht das umsetzen, was wir uns vorgenommen haben.“
24 Stunden zuvor hatte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in Kassel noch einen knappen 26:25 (15:13)-Erfolg gegen den Olympia-Zweiten von 2008 erkämpft, nachdem es zum Auftakt der EM-Vorbereitung gegen Tunesien ein 37:30 gegeben hatte.
Vor 10 050 Zuschauern in der ausverkauften Arena warfen Linksaußen Rune Dahmke und Weinhold je fünf Tore für die deutsche Mannschaft, die in der Schlussviertelstunde auf Steffen Fäth verzichten musste. Der Rückraumspieler war bei einem Sprungwurf auf den Rücken gefallen, konnte wegen einer Prellung nicht mehr weitermachen und muss um seinen EM-Einsatz bangen.
Angeschlagen sind zudem Christian Dissinger, der wegen einer Verhärtung in der Wade ausgewechselt wurde, sowie Spielmacher Niclas Pieczkowski wegen Leistenproblemen. „Vielleicht müssen wir noch jemanden nachnominieren. Wir gucken jetzt, wie die Verletzten drauf sind, und dann sehen wir, ob wir das machen müssen“, sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson.
Den Isländer wurmte die Niederlage gegen seine Landsleute mächtig. „Wir haben zu viele offen Chancen verworfen. So waren wir leicht zu schlagen. Vielleicht waren einige mit dem Kopf schon in Polen“, grummelte er, gewann den Tests aber auch Gutes ab: „Man hat gesehen, Island und Deutschland sind beide auf einem sehr guten Weg zur EM. Das hat keinen Freundschaftsspiel-Charakter gehabt. Das war vom Kampf auf EM-Niveau“, meinte Sigurdsson.
Bei der EM ist am Samstag in Breslau Spanien erster Vorrundengegner in der Gruppe C. Die weiteren Kontrahenten sind Schweden und Slowenien. Die ersten drei Teams erreichen die Hauptrunde.
„Wir dürfen nie zufrieden sein“, sagte Teammanager Oliver Roggisch. Angesichts der ersten Halbzeit im zweiten Spiel gegen Island gibt es dafür auch keinen Anlass. Im Angriff lief im deutschen Team erstaunlich wenig zusammen. Es fehlte an Dynamik, Laufwege passten nicht. Das gesamte Spiel war zu behäbig und statisch. Dadurch war die DHB-Auswahl berechenbar in ihren Aktionen - auch für Islands Torhüter Björvin Gustavsson, der viele Würfe der Fäth und Co. entschärfte.
Zudem düpierten die Gäste mit Hüft- und Unterarmwürfen ein ums andere Mal die deutsche Abwehr um den 2,10-Meter-Riesen Finn Lemke. „Da muss man sich besser hinstellen“, hatte Sigurdsson dies schon im ersten Vergleich als Schwachstelle ausgemacht. So geriet der Gastgeber mit 5:9 (15.) ins Hintertreffen. Die deutsche Mannschaft konnte sich auch in der zweiten Halbzeit nicht steigern. Vor allem fehlte es an der letzten Konsequenz beim Torwurf. Island bestrafte die Fehler eiskalt, das DHB-Team geriet mit 15:21 in Rückstand und konnte das Spiel trotz kämpferischen Aufbegehrens nicht mehr wenden.