Hanning nach Hamburger Fehlstart: Saison erledigt
Drei Spiele, zwei Niederlagen - Meister HSV Hamburg hat sich einen Fehlstart in die neue Saison der Handball-Bundesliga geleistet. Der neue Trainer Per Carlén steht unter besonderer Beobachtung.
Hamburg (dpa) - Nach der zweiten Niederlage von Handballmeister HSV Hamburg macht das Wort Krise die Runde und Experten fürchten um die Spannung im Titelkampf.
Der HSV findet sich nach dem 29:33 bei den Rhein-Neckar Löwen mit 2:4 Punkten auf Rang elf wieder. Was in der vergangenen Saison meisterlich war, scheint bislang verloren: der unbedingte Wille, den Sieg an sich zu reißen. Zur Ehrenrettung der Hamburger: Die Niederlagen haben ihnen nicht Pusemuckel und Klein-Kleckersdorf zugefügt, sondern Champions-League-Starter Füchse Berlin (25:26) und eben die hungrigen Löwen, die selbst von der Besteigung des Meisterthrons träumen.
Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin und einstiger HSV-Coach, fällt ein ernüchterndes Urteil nach den HSV-Fehlstart. „Die Saison ist schon nach dem dritten Spieltag erledigt. Wer Meister wird, ist klar: Kiel“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Für Hanning waren nur die Hamburger in der Lage, dem erstarkten Rekordmeister THW erneut ein Bein zu stellen. „Ich glaube, von der Illusion, dass es in diesem Jahr spannender zugehen könnte, sollten wir uns trennen“, meint Hanning. Zudem hätten weder Flensburg noch die Rhein-Neckar Löwen und die Füchse das Potenzial, den THW zu gefährden.
Und der HSV, der es eigentlich können sollte, schafft es bislang nicht. Die Norddeutschen, die letztmals vor drei Jahren eine Doppelniederlage kassiert hatten, verweisen auf Widrigkeiten. Nationalspieler Michael Kraus ist verletzt, Spiellenker Oscar Carlén noch nicht fit, Marcin Lijewski nach Trainingsrückstand nicht der Alte. „Das ist sehr, sehr hart für uns. Es hat einen Teil meines Herzens gekostet“, gesteht Trainer Per Carlén sichtlich gezeichnet nach der Löwen-Partie und fordert: „Wir müssen uns aus den nächsten Spielen gegen nicht ganz so starke Gegner Selbstvertrauen holen.“
Der Trainerwechsel beim HSV ist zweifellos eine Zäsur. Ex-Coach Martin Schwalb beobachtet jetzt als Präsident und Geschäftsführer die Szenerie. Carlén steht enorm unter Druck, kaum dass die Saison begonnen hat. Entgangen ist dem sympathischen Schweden sicherlich nicht, dass Schwalb und der als ungeduldig bekannte Ex-Präsident und Hauptgeldgeber Andreas Rudolph während der Partie ausgiebig tuschelten und vor dem Schlusspfiff die Halle verließen. Dass Schwalb auf den Trainerposten zurückbeordert werden könnte, wenn die neue Konstellation schiefgeht, ist jedoch bloße Spekulationen.
„Der Fehlstart nagt am Selbstverständnis von Spielern und Umfeld“, meint Hanning und ergänzt: „Die neuen Ideen des Trainers brauchen aber Zeit. Die muss man ihm geben.“ In Hamburg jedoch, so sollte Carlén klar sein, wird erneut der Titel erwartet.