Herber Dämpfer: Handballer verpatzen EM-Auftakt

Nis (dpa) - Der Kapitän versammelte seine Mannschaft noch auf dem Spielfeld. Mit eindringlichen Worten versuchte Pascal Hens nach der Auftaktpleite gegen die Tschechen bei der Handball-EM in Serbien seine Kollegen wieder auf Kurs zu bringen.

„Es ist noch nicht vorbei“, rief der Hamburger im Sportzentrum Cair in Nis seinen Mitstreitern zu. Doch auch er, seine Kollegen und besonders Bundestrainer Martin Heuberger wissen nach dem 24:27 (9:14) nur zu gut: Wenn sie ihre Chance auf die Hauptrunde wahren und wenn sie überhaupt noch an Olympia 2012 denken wollen, dürfen die Deutschen eine solche Leistung wie in der ersten Halbzeit gegen die Tschechen nicht noch einmal bieten. „Das war nicht das, was wir zeigen wollten“, gestand Hens.

Am Dienstag gegen Mazedonien steht die DHB-Auswahl unter Siegzwang. Im letzten Vorrundenspiel am Donnerstag ist dann der WM-Vierte Schweden der Kontrahent. Um die Hauptrunde zu erreichen, ist der dritte Rang nötig. Und nur dann ist Olympia noch drin.

Immerhin standen die Spieler den Medien trotz der bitteren Niederlage Rede und Antwort - auch wenn ihnen nicht gerade zum Plaudern zumute war. „Ich bin einfach nur frustriert“, meinte Torwart Silivio Heinevetter.

Wie Hens bemühte sich auch Trainer Heuberger, Optimismus zu verbreiten und gegen den Frust anzugehen. „Es ist noch nichts verloren“, sagte der Schutterwälder. „Ich bin mir sicher, dass wir am Dienstag eine Mannschaft sehen werden, die fightet und alles tut, um gegen Mazedonien zu gewinnen.“

Am Tag vor dem Spiel gegen Tschechien war Heuberger ebenfalls überzeugt davon gewesen, dass er seine Mannschaft taktisch bestens auf die Partie vorbereitet hatte. Überraschend startete seine Auswahl dann mit einer Manndeckung durch Dominik Klein gegen Welthandballer Filip Jicha.

Allerdings erwies sich die Maßnahme schnell als untauglich. Denn wie beim 21:22 in der EM-Generalprobe gegen Ungarn versagten die deutschen Spieler im Angriff. So rannte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) erst einem 2:5-Rückstand (9.) und später einem 3:9 (12.) hinterher.

Allein bis zum zwischenzeitlichen 5:11 (23.) hatten die Mannen um Hens zehn klare Chancen kläglich vergeben. „Dann ist es schwierig, Selbstsicherheit zu bekommen“, gestand Heuberger und stellte fest: „Die Chancenauswertung hat uns das Genick gebrochen.“ An der Feststellung änderten auch die fünf Treffer des besten Werfers Lars Kaufmann nichts.

Zum Auftakt der zweiten Hälfte wirkte die deutsche Mannschaft wie ausgewechselt. Mit mehr Mut und größerer Konsequenz im Abschluss startete das Team seine Aufholjagd und war beim 16:17 (38.) wieder auf Tuchfühlung. Doch wegen erneut schwacher Chancenverwertung kam es nie zum Ausgleich. Stattdessen geriet das DHB-Team mit 19:24 (51.) ins Hintertreffen und auf die Verliererstraße

In der vermeintlich leichtesten Vorrundengruppe hat sich die deutsche Mannschaft das Erreichen der Hauptrunde vorgenommen, um so die Chancen auf einen Platz in der Olympia-Qualifikation als Minimalziel zu wahren.

Zudem sieht der Nachfolger des ins Verbandsmanagement gewechselten Heiner Brand seine Auswahl in der Pflicht, Werbung für den deutschen Handball zu machen. Bei der EM vor zwei Jahren in Österreich war das DHB-Team Zehnter geworden. Vor Jahresfrist blieb der Weltmeister von 2007 bei der WM in Schweden gar auf dem elften Rang hängen und verpasste durch die bislang schlechteste WM-Platzierung die angestrebte Qualifikation für ein Olympia-Qualifikationsturnier.