Handball-Bundesliga HSV-Chaos hat Einfluss auf BHC

Handball-Bundesliga will im Lizenzstreit eine Entscheidung. Nur zwei Absteiger?

Steigt vermutlich nach Saisonende in die dritte Liga ab: die Handballabteilung des HSV.

Foto: Angelika Warmuth

Hamburg. Mit wachsender Wut warten die Handball-Bundesligisten auf die Entscheidung zum insolventen HSV Hamburg. Dreieinhalb Wochen vor der Fortsetzung der Rückrunde in der Handball-Bundesliga dann nach der laufenden Europameisterschaft wollen sie Klarheit über Spielplan und Tabellenkonstellation. „Das hat sportliche und natürlich erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen auf die Vereine. Deren Unmut kann ich voll verstehen“, sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer des Liga-Verbandes HBL. Auch im Abstiegskampf, in dem der Bergische HC kräftig mitmischt, ergeben sich wohl neue Voraussetzungen: Vermutlich wird es am Saisonende nur noch zwei sportliche Absteiger geben. In der 18 Teams umfassenden Liga liegt der BHC nach 20 von 34 Spieltagen auf Platz 17. Kurios, dass wieder der HSV alles auf den Kopf stellt: In der Saison 2014/15 spielten 19 statt 18 Teams in der 1. Liga, da die Hamburger erst in letzter Instanz die Lizenz erhielten und der HBW Balingen-Weilstetten zu diesem Zeitpunkt schon rechtlich im Oberhaus verblieb. Das wurde dann durch einen vierten Absteiger kompensiert.

Erwartet wird jetzt, dass sich der HSV in den nächsten Tagen vom Spielbetrieb abmeldet. Das Insolvenzverfahren ist am Freitag eröffnet worden. Rechtsanwalt Gideon Böhm sieht keine Möglichkeit, die fehlenden zwei Millionen Euro für den Spielbetrieb bis Saisonende aufzutreiben. Die Profis sind vertragsfrei, dürfen sofort wechseln. „Ich bin enttäuscht, stinksauer, traurig, fassungslos“, schrieb Weltklasse-Rechtsaußen Hans Lindberg. „Ich dachte, dass wir hier den Rest unseres Lebens bleiben.“ Offenbar spielt der Bundesligist, der 2007 Europacupsieger, 2011 Meister und 2013 Champions-League-Sieger wurde, aber mit einer erschwindelten Lizenz. Die hinterlegte Sicherheitserklärung über 2,5 Millionen Euro von Mäzen Andreas Rudolph ist durch eine ominöse und bis vor wenigen Tagen unbekannte Zusatzvereinbarung innerhalb des HSV wieder ausgehebelt worden. „Das ist eine andere Qualität. Geschädigt sind die Spieler, die HBL, das Finanzamt, Krankenkassen, die Halle und andere. Vielen Leuten wurde eine lange Nase gedreht“, sagte Bohmann entsetzt.

Am Mittwoch trifft die Lizenzierungskommission der HBL eine Entscheidung. Einen sofortigen Lizenzentzug wird es aber nicht geben, das lassen die Satzungen nicht zu. Diese erfolgt zum Saisonende. Dann muss der HSV in die dritte Liga absteigen. Nicht die Spielbetriebs-GmbH hält die Bundesliga-Lizenz, sondern der HSV e.V. Die Saison beenden könnten die Hamburger mit der U23-Mannschaft. „Egal, wie man es macht, wir kommen da nicht sauber raus“, sagte Bohmann.