Keine Platzvorgabe für DHB-Frauen bei EM

Varazdin (dpa) - Kurz vor 11.00 Uhr setzte der Airbus A320-200 auf der Landebahn des Flughafens von Zagreb auf. Für die deutschen Handball-Frauen begann damit die letzte Etappe vor Beginn der EM.

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Am Montag startet der WM-Siebte mit dem Auftaktspiel der Gruppe C gegen die Niederlande in das Turnier, an dessen Ende in zwei Wochen in Budapest möglichst Spiele um die erste EM-Medaille seit Silber 1994 stehen sollen.

Offiziell aber nennen weder die Spielerinnen noch Bundestrainer Heine Jensen oder Verbandschef Bernhard Bauer einen Podestplatz als Ziel. „Ich halte nichts davon, Platzziffern auszugeben. Ich erwarte, dass die Mannschaft einen weiteren Schritt nach vorn macht“, sagte der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), gab aber auch zu, eine Medaille für möglich zu halten: „Wenn die Mannschaft so spielt wie sie spielen kann, wird sie um eine Medaille mitspielen können.“

Der Bundestrainer hat andere Vorgaben für seine Auswahl. „Ziel ist es, gute Handball-Spiele zu zeigen. Wenn wir 100 Prozent bringen und das beste spielen, was wir können, brauchen wir uns nicht zu verstecken“, erklärte der Däne Jensen. Dass die Mannschaft aber mehr will, als Schönheitspreise zu gewinnen, ließ Kerstin Wohlbold durchblicken. „Intern schon“, sagte die Spielmacherin. Dabei lächelte sie entschuldigend, weil sie nicht mehr verraten wollte.

Mit der Niederlande haben die deutschen Spielerinnen gleich zum Turniereinstand einen Kontrahenten auf Augenhöhe. „Das ist eine Mannschaft, die richtig schnell spielt und technisch gut ausgebildet ist“, urteilte Jensen. Die weiteren Gegner sind am Mittwoch Co-Gastgeber Kroatien und am Freitag Schweden. Die ersten drei Teams qualifizieren sich für die Hauptrunde, aus der wiederum das Top-Trio um die Plätze eins bis sechs spielt.

„Ich möchte mit möglichst vielen Punkten aus der Vorrunde kommen“, sagte Kerstin Wohlbold. Dies wäre die Grundlage, für einen guten Rang in der zweiten Turnierphase. Obwohl die letzten beiden Testspiele gegen Rumänien mit 23:27 und 23:26 misslangen, ist der 30-jährigen Grundschullehrerin nicht bange. „Wir können erhobenen Hauptes zur EM fahren. Wir dürfen uns nicht einreden: Oh Gott, wir treffen nicht“, forderte sie.

Eine Leistung wie gegen Rumänien kann sich das DHB-Team aber nicht leisten. „So gewinnt man keinen Pott“, betonte Kerstin Wohlbold. Denn auch ihr ist bewusst, dass das Frauen-Team Werbung in eigener Sache nötig hat. Insbesondere mit Blick auf die Heim-WM 2017 wäre ein Top-Resultat für die öffentliche Wahrnehmung wichtig.

Viel wird auch davon abhängen, ob WM-Torschützenkönigin Susann Müller mitspielen kann. Ihr Einsatz ist wegen eines Fingerbruchs weiter fraglich - gegen die Niederlande steht sie definitiv nicht im Kader. „Wir hoffen weiter auf Susann und arbeiten daran, dass sie so schnell wie möglich wieder bei uns sein kann. Aber jetzt sind wir voll auf das Spiel gegen die Niederlande konzentriert“, sagte Jensen. Vorsichtshalber hat er 17 Spielerinnen mitgenommen, von denen er 16 offiziell melden kann. Während des Turniers kann er aber zweimal Spielerinnen austauschen.

Als Siebter der EM 2012 und der WM im Vorjahr haben die deutschen Handball-Frauen Luft nach oben, gehören aber nicht zu den Turnierfavoriten. Bundestrainer Jensen hat Montenegro, Frankreich, Norwegen und Ungarn auf der Rechnung, hält aber besonders viel vom Team aus seiner Heimat: „Dänemark ist richtig stark. Seit Bronze bei der WM haben sie kaum ein Spiel verloren.“

Das DHB-Aufgebot für die EM:

Tor: Katja Schülke (HC Leipzig/96 Länderspiele/0 Tore), Clara Woltering (Buducnost Podgorica/Montenegro/174/0)

Feld: Angie Geschke (VfL Oldenburg/69/109), Saskia Lang (HC Leipzig/47/28), Shenia Minevskaja (TuS Metzingen/29/47), Nadja Nadgornaja (Thüringer HC/57/193), Laura Steinbach (Spreefüxxe Berlin/110/232), Anna Loerper (TuS Metzingen/195/323), Kim Naidzinavicius (TSV Bayer 04 Leverkusen/40/60), Kerstin Wohlbold (Thüringer HC/47/96), Susann Müller (Györi Audi ETO KC/Ungarn/77/260), Svenja Huber (Thüringer HC/15/52), Marlene Zapf (TuS Metzingen/45/116), Anja Althaus (HC Vardar Skopje/Mazedonien/232/507), Anne Müller (HC Leipzig/161/217), Luisa Schulze (HC Leipzig/36/31), Xenia Smits (HSG Blomberg-Lippe/2/1)