Kurzurlaub: Handballer laden Akkus für Olympia auf
Mannheim (dpa) - Jetzt erstmal Ruhe: Deutschlands müde Handball-Helden ziehen sich nach dem verpatzten Auftakt in die Olympia-Vorbereitung vorübergehend in den Entspannungsmodus zurück. Bis Sonntag regenerieren die Europameister zusammen am Chiemsee.
Danach bekommt die Auswahl bis zum 9. Juli Kurzurlaub - für Torhüter Andreas Wolff und seine Kollegen ist das alternativlos. „Mir persönlich fehlt jegliche Explosivität. Jetzt gilt es, die Sommerpause zu nutzen, um wieder auf ein Top-Level zu kommen“, sagte der beste Schlussmann der EM.
Erholen, aber nicht faulenzen lautet die Devise für die Olympia-Kandidaten nach dem unnötigen 25:27 (13:16) in Mannheim gegen Russland. Schlussmann Wolff will in der freien Zeit Freunde in Schweden und Norwegen besuchen, seine „leeren Akkus“ wieder aufladen, wie er sagte. Champions-League-Sieger Tobias Reichmann bleibt in Deutschland und hofft auf gutes Wetter, um wenigstens etwas zu entspannen. „In den drei Wochen kann man sich nicht auf die faule Haut legen“, verriet er.
Für den Rechtsaußen vom polnischen Club KS Vive Kielce geht es schließlich wie für alle Nationalspieler um Olympia. Der Konkurrenzkampf ist hart. Nur 14 Spieler und ein Reservist dürfen mit, aber es gibt viel mehr Kandidaten. Doch persönliche Ambitionen stellte niemand in den Vordergrund. „Wir sind auf jeder Position sehr gut besetzt und die Entscheidungen trifft dann der Trainer. Entweder es reicht oder es reicht nicht“, sagte Reichmann. Und sein Kontrahent Patrick Groetzki meinte: „Wir wollen uns als Mannschaft entwickeln, wenn möglich, noch ein bisschen besser sein als bei der EM.“
Von diesem Anspruch war die Auswahl des Deutschen Handballbundes gegen Russland weit entfernt. Er sei „enttäuscht“, zürnte Bundestrainer Dagur Sigurdsson. „Wir haben unnötig verloren, waren selber schuld. Wir müssen daraus lernen“, forderte der Isländer.
Zwar hätte der Gastgeber in der hektischen Schlussphase auch gewinnen können. Doch vor allem die Leistung in der ersten Halbzeit war schwach. Zu wenig Aggressivität, zu wenig durchdachte Angriffe. „Wir haben uns nicht genug Zeit genommen“, kritisierte Sigurdsson. „Alles, was uns auszeichnet, haben wir nicht gemacht“, monierte auch Kreisläufer Hendrik Pekeler und urteilte: „Ich glaube, es haben nicht so viele auf sich aufmerksam gemacht.“
Allenfalls Torhüter Silvio Heinevetter und der robuste Rückraum-Mann Julius Kühn, der schon als EM-Nachrücker überzeugt hatte, fielen positiv auf. Ob sie aber ihre Olympia-Chancen verbessert haben, ließ der Bundestrainer - wie zuletzt immer - offen. „Wir versuchen, die Spiele nicht als Casting zu sehen“, sagte Sigurdsson. Bis spätestens 17. Juli aber muss er sich entschieden haben.