Löwen im Wellental der Gefühle
Hamburg (dpa) - Das Fazit von Gudmundur Gudmundsson war so einfach wie ernüchternd. „Wir hatten heute keine Chance“, sagte der isländische Handball-Trainer nach der 25:38-Demontage seiner Rhein-Neckar Löwen beim HSV Hamburg etwas konsterniert.
Schwebten die Mannheimer nach dem historischen Pokalsieg gegen Rekordchampion THW Kiel noch im Himmel der Glückseligkeit, beherrschte drei Tage später die pure Enttäuschung das Gefühlsleben. „Der HSV hat heute überragend gespielt. Über die Art und Weise wie wir gespielt haben, bin ich sehr enttäuscht“, resümierte Gudmundsson am Samstag und zollte im Stile eines fairen Sportsmannes dem überlegenen Gegner Respekt.
Durch diesen - in der Höhe unerwarteten Erfolg - bleibt Hamburg in der Bundesliga-Tabelle auf Tuchfühlung zum Spitzen-Duo. Die 10 251 Zuschauer sahen in Hamburg ein mitreißendes Spiel, das die Gastgeber nach Belieben beherrschten. Vor allem Torhüter Johannes Bitter, der über die gesamte Spielzeit vom begeisterten Publikum mit Sprechchören bedacht wurde, glänzte mit zahlreichen Paraden. Auch die HSV-Abwehr arbeitete erstklassig. Im Angriff waren Hans Lindberg und Domagoj Duvnjak mit jeweils acht Treffern am erfolgreichsten.
„Heute haben wir alle unseren Job gemacht. Wir haben die Abwehr gnadenlos zusammengehalten“, erklärte Bitter das Erfolgsrezept. Für seinen Teamkollegen und HSV-Kapitän Pascal Hens war es „so als hätte man Geburtstag. Es war ein überragendes Gefühl“. Löwen-Manager Thorsten Storm ließ den Frust derweil nur kurz zu und blickte schnell wieder nach vorne: „Das war heute ein gebrauchter Tag. Trotzdem: Die Runde ist noch lang, es ist noch alles offen.“ Die Löwen hatten nach dem Triumph in Kiel müde gewirkt.
Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt hatte beim 35:28 gegen den TSV GWD Minden ebenfalls keinerlei Probleme. „Ich habe gute Dinge gesehen - aber auch einfache Fehler“, bilanzierte SG-Coach Ljubomir Vranjes und erklärte: „Wir hatten heute unser Pflichtspiel Nummer 28 und befinden uns mitten im knallharten Dezember.“ SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke meinte: „Wir können ganz entspannt zu unserer Weihnachtsfeier gehen. Zwar gibt es keinen Grund, in Euphorie auszubrechen, aber wir können doch festhalten: Neben den Löwen sind wir die einzige Mannschaft, die im neuen Jahr noch auf allen drei Hochzeiten tanzen wird.“
Titelverteidiger Kiel hatte beim Aufsteiger Bergischer HC bis weit in die zweite Halbzeit hinein große Probleme. Die „Zebras“, für die Gudjon Valur Sigurdsson (8) die meisten Treffer erzielte, setzten sich erst in der Schlussphase ab. Auch dank des starken Keepers Andreas Palicka, der 18 Bälle parierte. „Ich bin sehr zufrieden über den Sieg. Man kann nicht übersehen, dass meine Mannschaft ziemlich müde ist“, analysierte THW-Coach Alfred Gislason. Ein dickes Lob ging an den Kontrahenten: „Der BHC ist der beste Aufsteiger seit vielen Jahren und spielt nicht wie ein Aufsteiger.“
Die Füchse Berlin verdrängten am Sonntag die Hamburger wieder auf den vierten Platz dank eines mühevollen 24:22 (12:10)-Heimsieges gegen MT Melsungen. Für eine Überraschung Frisch Auf Göppingen, das unter Interimstrainer Alexander Knezevic beim SC Magdeburg mit 34:31 (18:15) gewann. Am Tabellenende sammelte der VfL Gummersbach zwei wichtige Punkte durch den 27:25 (12:10)-Erfolg bei Schlusslicht TV Emsdetten.