Spannende Premiere - HC Erlangen setzt auf das Kollektiv
Erlangen (dpa) - Der Star der Bundesliga-Handballer aus Erlangen will gar keiner sein. Und doch umgibt Sebastian Preiß noch immer die Aura eines Weltmeisters. 2007 feierte der Kreisläufer bei der Heim-WM den größten Erfolg seiner Karriere.
Als der gebürtige Ansbacher im Sommer vergangenen Jahres zum HC Erlangen zurückkehrte, war das womöglich das letzte Signal, um die herrschende Aufbruchstimmung zu kanalisieren. Zwölf Monate später waren die Handballer aus dem Herzen Frankens erstklassig.
Erlangen wird außerhalb des Freistaates lediglich als Dependance des Weltunternehmens Siemens oder wegen seiner großen Universität wahrgenommen. In der bunten 100 000 Einwohner zählenden Hugenottenstadt vor den Toren Nürnbergs ist der Handball seit Jahren die klare Nummer eins. 1983 schlossen sich die Traditionsclubs TV 48 und TB 88 zur HG Erlangen zusammen und machten dem Platzhirsch CSG Erlangen mächtig Konkurrenz. 1996 spielten zwei Erlanger Clubs in der 2. Liga. Lange konnte das unter dem stärker werdenden finanziellen Druck nicht gutgehen. 2001 rangen sich die Erzrivalen zu einer Vernunftsehe durch und fusionierten zum HC Erlangen.
Ein tragfähiges Konzept fehlte lange. Der Abstieg in die Drittklassigkeit war die logische Konsequenz. Erst als Trainer Frank Bergemann, zuvor bereits lange Jahre in Diensten der HG und eine Handball-Institution in Erlangen, 2007 aus Österreich zurückkehrte, markierte dies eine Zeitenwende. Unter ihm gelang der Wiederaufstieg, der Sprung in die Bundesliga war spätestens seit 2010 intern das erklärte Ziel. Im Jahr 2012 wurde der Club Vierter und scheiterte knapp. Es folgten Rang acht und die Verpflichtung von Sebastian Preiß. Der verlorene Sohn kam nach eineinhalb Jahrzehnten in Kiel und Lemgo vor allem deshalb wieder zurück, weil ihm der von Bissel immer wieder zitierte „Erlanger Weg“ neben dem Handball einen ersten Schritt in die berufliche Zukunft aufzeigte.
Von diesem Credo, ansonsten vor allem Azubis und Studenten, aber keine Vollprofis zu beschäftigen, musste der HCE nun abweichen. Mit Regisseur Martin Stranovsky vom FC Barcelona sowie dem isländischen Nationalspieler Sigurbergur Sveinsson, der 2010 beim DSC Rheinland und im Anschluss beim TSV Hannover-Burgdorf bereits Bundesligaerfahrung sammelte, holten die Erlanger zwei Neuzugänge, die zum HCE-Kollektiv zu passen scheinen. „Wir sind der Underdog in jedem Spiel. Wir können es nur über den Teamgeist schaffen. Aber wir haben nichts zu verlieren“, sagte Preiß vor der am Samstag mit dem Heimspiel gegen den TuS Nettelstedt-Lübbecke beginnenden Saison.