Überraschung: Niederlande geben Frauen-EM zurück
Wien (dpa) - Die Niederlande haben für eine böse Überraschung im Frauen-Handball gesorgt. Der Oranje-Verband gab am Montag die Ausrichtung der Europameisterschaft an den europäischen Verband EHF zurück.
Das Turnier sollte vom 4. bis 16. Dezember stattfinden.
Aus diesem Grund fällt auch die für Mittwoch geplante Endrundenauslosung in Rotterdam aus. „Das war am Sonntagabend um 22.00 Uhr doch ein überraschender Anruf“, sagte EHF-Generalsekretär Michael Wiederer der Nachrichtenagentur dpa. Erst am Sonntagabend war die Qualifikationsrunde für die EM zu Ende gegangen.
Die EHF sucht nun nach einem neuen Gastgeber und steht nach eigenen Angaben bereits in positiven Verhandlungen mit mehreren Mitgliedsländern. Innerhalb der nächsten zwei Wochen soll der neue EM-Ausrichter bekannt sein, die Endrundenauslosung bereits beim EHF-Kongress in Monaco erfolgen. „Wir sprechen mit den erfahrenen Organisatoren der vergangenen Jahre. Eine Option ist eine nordische Komponente. Schweden war 2006 EM-Ausrichter, Dänemark und Norwegen traten 2010 gemeinsam als Gastgeber auf. Ob auch Deutschland ein möglicher Ausrichter sein könnte, ließ Wiederer offen: „Deutschland hat zuletzt keine Veranstaltung organisiert. Aber wenn der DHB sich bei uns meldet, werden wir selbstverständlich mit ihm sprechen.“
Die deutsche Nationalmannschaft hatte sich als Gruppensieger für die Endrunde qualifiziert. Im abschließenden Spiel hatte das Team von Bundestrainer Heine Jensen am Sonntag in Rothenburg an der Fulda Aserbaidschan mit 35:21 bezwungen. „Ich bin absolut überrascht. Es ist sehr schade, dass so etwas so kurzfristig passiert. Für das Produkt Frauen-Handball ist das sehr ärgerlich“, sagte Jensen.
Grund für den Rückzug ist ein entscheidender niederländischer Geldgeber. Der sah in der EM-Endrunde ein zu großes finanzielles Risiko und zog seine finanziellen Zusagen zurück. Noch im März hatten die Niederländer der EHF zugesichert, alle Verpflichtungen zu erfüllen. Als die möglichen Finanzprobleme bekannt wurden, gab es bereits Gespräche zwischen dem Dach- und dem Landesverband. Um Kosten zu sparen, erlaubte die EHF den Niederländern, die EM in drei statt in fünf Hallen zu spielen. Bereits 2003 gab der Verband die Weltmeisterschaft kurzfristig zurück. Damals sprang Kroatien als Gastgeber ein.
Ob es nun Sanktionen gegen die Niederlande geben wird, konnte Wiederer nicht sagen. „Es ist für uns ein Präzedenzfall. Jetzt müssen erst einmal viele Fragen beantwortet werden“, sagte der EHF-Generalsekretär.