Handball-WM Warum der Erfolg für die Deutsche Handball-Mannschaft ein Stück weit planbar ist
Köln · Nicht zufällig erreichte seit 2013 das Gastgeberland immer mindestens das Finale. Das Deutsches Team genießt einige Vorteile.
Die bisherige deutsche Erfolgsgeschichte bei der Heim-WM ist natürlich in erster Linie Ergebnis starker sportlicher Auftritte. Die sind wiederum Resultat harter und kontinuierlicher Trainingsarbeit. Doch schon im Vor- und Umfeld haben die WM-Organisatoren nichts dem Zufall überlassen, um ein ideales Habitat für das DHB-Team zu schaffen.
Die günstigen Spieltermine des deutschen Teams sind nicht nur Ergebnis einer glücklichen Auslosung, sondern auch sorgsamer Planung. Den Vorrunden-Spielort Berlin durfte man sich auswählen. Zudem hat das Organisationskomitee des Gastgeberlands im Unterschied zum Fußball großen Einfluss auf den Turnierablauf. Vor dem Wintermärchen 2007 änderte die Internationale Handballföderation (IHF) auf Antrag Deutschlands den WM-Modus. Statt vier Vorrundengruppen mit sechs Teams gab es sechs Vorrundengruppen mit vier Teams. Außerdem wurde ein Viertelfinale eingeschoben. „So wollten wir die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass unsere Mannschaft möglichst lange im Turnier ist“, verriet der damalige DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier kürzlich der „Sport Bild“.
Das Vorgehen ist nicht unüblich: Die Spanier bauten 2013 ein Achtelfinale ein und schafften die Hauptrunde ganz ab. Mit Erfolg: Spanien holte den Titel – ebenso wie Frankreich 2017. Katar erreichte 2015 immerhin das Finale. Mit der WM in Deutschland und Dänemark kehrte man zum Modus mit Hauptrunde und dem Halbfinale als erster K.o.-Runde zurück. Bei den Turnieren mit frühen Alles-oder-Nichts-Spielen kam Deutschland nie über das Viertelfinale hinaus. Die Änderung war auch im Sinne des Co-Gastgebers Dänemark, der 2017 im Achtelfinale an Ungarn und 2015 im Viertelfinale an Spanien scheiterte.
Die Veränderungen im Modus sind natürlich nicht immer im Sinne aller Teilnehmer. Islands Trainer Gudmundur Gudmundsson beschwerte sich nach der Vorrunde darüber, dass sein Team vier Spiele in fünf Tagen absolvieren musste. „Ich finde, das ist nicht in Ordnung. Ich finde, das muss man ändern“, forderte der frühere Trainer der Rhein-Neckar Löwen.
Ein weiterer Vorteil des WM-Gastgebers ist die freie Wahl der Unterkunft. Während die deutschen Vorrundengegner alle zusammen im Berliner Marriott-Hotel untergebracht waren, residierte das deutsche Team im Grand Hyatt inklusive Spiel- und Wohnzimmer. Das Hyatt Regency in Köln direkt am Rheinufer gelegen, bietet vergleichbare Annehmlichkeiten für die DHB-Auswahl. „Unsere Unterkunft ist sensationell“, hatte Rechtsaußen Patrick Groetzki schon kurz nach der Ankunft in Berlin gesagt. Viele Teamkollegen betonten das immer wieder – auch ungefragt. Mit Schrecken hatten viele noch das Hotel Panorama in Zagreb mit Blick auf eine Müllverbrennungsanlage bei der verkorksten EM 2018 im Kopf.
Ein weiterer Vorteil: Durch die enge Kooperation mit der Handball-Bundesliga (HBL) kann die Nationalmannschaft die Trainingszeiten nahezu frei wählen. In der Hauptstadt nutzte die DHB-Auswahl die Trainingshalle des Bundesligisten Füchse Berlin, während sich die Konkurrenz den vorgegebenen Zeiten anpassen musste.
Nur in einer Sache musste die deutsche Seite eine womöglich noch bittere Pille in Sachen Planung schlucken: Das WM-Endspiel findet am 27. Januar im dänischen Herning statt. „Wenn Deutschland und Dänemark gemeinsam diese WM ausrichten, dann kann das Endspiel nicht in Dänemark stattfinden“, kritisierte der frühere DHB-Präsident Ulrich Strombach jüngst im Fachmagazin „Handballwoche“. Als Präsident des Organisationskomittees 2007 hatte er keinen solchen Kompromiss eingehen müssen.