Hanball EM Was das DHB-Team noch schaffen kann

Die Stärken und Schwächen der Handball-Nationalmannschaft bei der EM. Dänemark stärkster Kontrahent.

Nach dem Spiel gegen Slowenien konnten die deutschen Handballer jubeln.

Foto: Maciej Kulczynski

Breslau. Der erste Teil ist geschafft. Die deutschen Handball stehen bei der Europameisterschaft im polnischen Breslau in der Hauptrunde. Zwei Siege gegen Schweden (27:26) und Slowenien (25:21) sowie eine Niederlage gegen Spanien (29:32) ist die Bilanz der ersten Gruppenphase. Eine Ausbeute, die sich sehen lassen kann. Eine Analyse.

Das Weiterkommen war Pflicht — trotz Verletzungspech, Verjüngungskur und der damit einhergehenden Unerfahrenheit. Dass die deutsche Mannschaft aber gerade die Aufgabe zum Vorrundenabschluss gegen Slowenien derart souverän gemeistert und dadurch zwei Punkte mit in die nächste Phase gerettet hat, war in dieser Form nicht zu erwarten.

Auch wenn es gegen Spanien und in der ersten Hälfte gegen Schweden nicht so ausgesehen hat, aber der der große Trumpf ist die Deckung im Verbund mit Torhüter Andreas Wolff. Was Hendrik Pekeler und Finn Lemke im Innenblock leisten, ist herausragend. Wolff verleiht der Truppe zusätzlich Sicherheit, weil er einen Fehler der Abwehr nicht selten mit einer starken Parade wettmacht.

Dass die Mentalität des Teams passt und sich die Spieler voll in den Dienst der Sache stellen, ist ein weiteres Plus. Ein Carsten Lichtlein etwa nimmt die Rolle des Torwarts Nummer zwei hervorragend an. „Wir er sich von außen einbringt, verdient absoluten Respekt“, findet DHB-Vizepräsident Bob Hanning, der einen „besonderen Geist“ ausgemacht hat.

So ist es auch zu erklären, dass sich die Schützlinge von Bundestrainer Dagur Sigurdsson in schöner Regelmäßigkeit nach einer Schwächephase zurück in die Partie kämpfen. So war es gegen Spanien, gegen Schweden und auch gegen Slowenien, als es nach zehn Minuten 2:5 stand. Wichtig ist auch, dass der Trainer einen klaren Plan hat, aber jederzeit in der Lage ist, sich auf veränderte Situationen taktisch zu reagieren.

Im Angriff läuft es noch nicht optimal, obwohl der Auftritt gegen Slowenien eine Steigerung war. Die Zahl der technischen Fehler geht zurück. Geblieben ist die Abschlussschwäche. Die Mannschaft vergibt zu viele gute Gelegenheiten und erzielt zu wenige Treffer über die erste und zweite Welle.

Enttäuschend verläuft das Turnier für Christian Dissinger, der zwar gegen Spanien sechs Mal traf, dafür aber auch 13 Versuche benötigt hat. Gegen die Slowenen hat sich der Kieler Rückraumspieler, der für die einfachen Tore sorgen sollte, durch zwei Zeitstrafen in den ersten acht Minuten selbst ausgebremst. Wäre Dissinger torgefährlicher, würden sich mehr Räume für Steffen Fäth und Steffen Weinhold ergeben. `

Dass Andreas Wolff so schnell die Nummer eins wird, war nicht zu erwarten. Erstaunlich stark präsentiert sich auch der im polnischen Kielce spielende Rechtsaußen Tobias Reichmann mit hoher Trefferquote, auch vom Siebenmeterpunkt. Überraschend ist zudem die Defensivleistung von Finn Lemke, der beim SC Magdeburg kein einfaches halbes Jahr hinter sich hat und von Selbstzweifeln geplagt bei der DHB-.Auswahl ankam.

Ungarn und Russland bewegen sich auf Augenhöhe mit dem deutschen Team, Dänemark ist vom Potenzial her der mit Abstand beste Kontrahent. „Sie sind für mich nicht nur in dieser Gruppe, sondern im gesamten Turnier die Übermannschaft“, sagte Sigurdsson. Umso wichtiger wäre es, mit zwei Siegen in die Hauptrunde zu starten. Das ist möglich. „Es darf aber niemand davon ausgehen, dass wir die Ungarn mal eben so im Vorbeigehen schlagen“, warnt Co-Trainer Alexander Haase.

Theoretisch ja. Die deutsche Mannschaft hat durch die zwei mitgenommenen Punkte ihr Schicksal in der eigenen Hand und stünde bei drei Siegen im Halbfinale. Praktisch dürfte es aber schwer werden. Dänemark scheint noch eine Nummer zu groß zu sein. „Vielleicht kommt dieses Turnier für diese Mannschaft noch ein bisschen zu früh, aber ich gucke sehr glücklich in die Zukunft“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning am Donnerstag.