Welthandballer sicher: Frankreich holt WM-Gold
Kristianstad (dpa) - Glück, Euphorie, Spielrausch: Nur beim Zusammentreffen all dieser Umstände können Deutschlands Handballer bei der WM in Schweden das Halbfinale erreichen. Darin sind sich die Welthandballer der vergangenen 20 Jahre in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur einig.
Ebenso sicher sind sich die Experten bei ihrer Weltmeister-Prognose: Seriensieger Frankreich gewinnt wieder den Titel, sagen acht der neun befragten Handballweisen. „Keine Mannschaft der Welt verfügt über derart viele Weltklassespieler“, erklärte Jahrhundert-Welthandballer Magnus Wislander aus Schweden.
Die Chancen der deutschen Mannschaft auf den Einzug in die Medaillenrunde sehen die Stars mit teils großer Skepsis. „Mein Tipp für die Halbfinals sind Frankreich, Kroatien und auch Gastgeber Schweden. Dazu traue ich auch den Deutschen den Sprung unter die letzten Vier zu“, sagte der Franzose Jackson Richardson, um im gleichen Atemzug zu relativieren: „Deutschland befindet sich weiterhin im Umbruch. Es gibt und gab viele personelle Wechsel im Team. Man muss sehen, wie die Mannschaft das wegsteckt.“
Das Urteil anderer Welthandballer geht in die gleiche Richtung. „Viele unterschätzen die deutsche Mannschaft. Aber das Halbfinale zu erreichen, wird sehr schwer“, befand der polnische Torhüter Slawomir Szmal. Ganz klare Ansichten hat Schwedens Handball-Ikone Wislander. „Die Vorrunde der Deutschen hat es richtig in sich. Wer hier einigermaßen unbeschadet durchkommt, der kann viel erreichen. Aber genau das ist das Problem: Spanien und Frankreich bereits in den ersten Spielen - das ist echt hart und kann auch schief gehen. Am Ende reicht es aber für die Deutschen nicht zum Halbfinale“, legte sich der 45-Jährige fest.
Vom Vorrundengegner Frankreich kommen Schmeicheleien und klare Worte. „Deutschland hat ein wirklich gutes Team und tolle Spieler, aber sie müssen einen Lauf haben, wenn sie das Halbfinale erreichen wollen“, meinte der frühere Kieler Nikola Karabatic. Kreisläufer Bertrand Gille vom HSV Hamburg zweifelt daran, dass die Deutschen sich in einen Spielrausch steigern. „Die Frage ist: Kriegen sie das mit der Euphorie hin? Ich glaube, zur Zeit eher nicht.“
Die beiden deutschen Welthandballer Henning Fritz (Rhein-Neckar Löwen) und Daniel Stephan (Sportdirektor in Düsseldorf) nennen Glück, Verstand und vor allem Fitness der Leistungsträger als zwingende Voraussetzungen für den Einzug unter die besten Vier. „Wenn alle an Bord sind, ist die Qualität da“, sagte Fritz. Der Ex-Lemgoer Stephan meinte unumwunden: „Fakt ist: Wir sind nicht mehr in der Weltspitze. Die deutsche Nationalmannschaft ist eine Art Wundertüte. Platz sieben und damit die Chance auf die Olympia-Qualifikation - solche Ziele muss man sich setzen. Wenn alle fit sind und ihre Leistung abrufen, hat die Mannschaft auch eine Chance aufs Halbfinale.“
Ohne Wenn und Aber nannten die Welthandballer dagegen Frankreich als den Top-Kandidaten auf Gold. Die Ausfälle von Daniel Narcisse (Kiel) und Guillaume Gille (Hamburg) änderten daran nichts. „Ich denke, auch ohne Daniel Narcisse ist mein Land der große Favorit auf Gold“, erklärte der zweimalige Weltmeister Richardson. Lediglich Fritz scherte bei seinem Tipp aus: Der Weltmeister-Torhüter von 2007 favorisiert Polen. „Sie haben die richtigen Spieler. Die Mannschaft ist reif“, begründete der Schlussmann seine exklusive Meinung. Immerhin: Polen war 2007 hinter Deutschland WM-Zweiter und vor zwei Jahren in Kroatien Dritter.
Polen aber gehört mindestens zu den Mitfavoriten. Spanien, Polen und Kroatien zählten die Franzosen Karabatic, Gille und Thierry Omeyer (Kiel) neben ihrer „Equipe tricolore“ unisono auf. Der Kroate Ivano Balic (Zagreb) hat ebenso wie Stephan und Wislander auch Dänemark auf dem Radar fürs Erreichen der Halbfinals. „Ich denke, Frankreich wird Weltmeister, wobei auch Kroatien oder Dänemark eine Chance haben. Allerdings ist die Mannschaft von Frankreich seit fünf Jahren immer wieder in den Finals und hat meiner Meinung nach die beste Abwehr. Die Abwehr wird der Schlüssel zum Weltmeister-Titel sein“, sagte der virtuose Spielmacher Balic.