Ziel mit Borger: Olympia Kozuch als Beachvolleyballerin weiter in der Metamorphose
Timmendorfer Strand (dpa) - Indoor war Margareta Kozuch viele Jahre Deutschlands bekannteste und erfolgreichste Volleyballerin - im Sand wird die 336-malige Nationalspielerin noch immer überrascht.
„So erfahren, wie gesagt wird, sind wir nicht“, sagte die 31 Jahre alte einstige Champions-League-Siegerin und Vizeeuropameisterin. Die Metamorphose von der Weltklasse-Hallenspielerin zum Beach-Star ist für sie lange noch nicht abgeschlossen. „Wir erleben immer noch Dinge zum ersten Mal“, sagte Kozuch in Timmendorfer Strand.
Mit den deutschen Meisterschaften schließt „Maggie“ oder „Kusia“, wie die gebürtige Hamburgerin mit polnischen Wurzeln abwechselnd genannt wird, mit ihrer Partnerin Karla Borger ihre zweite Saison als Beachvolleyball-Profi ab. Am liebsten natürlich mit dem Titel, den direkten Sprung ins Viertelfinale hat das Duo mit einem souveränen 2:0 (21:14, 21:13) gegen Melanie Gernert und Elena Kießling (Weißwasser/Dachau) schon geschafft. Zuvor beim 2:0 gegen Lisa Arnholdt und Leonie Welsch (Hamburg) war noch das zu sehen, was sie in dieser Saison oft begleitet hat: Mal tolle Phasen auf höchstem Niveau, dann wieder Fehler und Zittereinlagen.
Die Konstanz ist noch „nicht so wie gewünscht, aber wir haben viel Potenzial“, erklärte Kozuch. Als Dritte beim Vier-Sterne-Turnier in Ostrava stand sie zusammen mit der Stuttgarterin Borger (29) erstmals auf der Welttour auf dem Treppchen. Die EM in den Niederlanden dagegen endete für die mit Medaillenambitionen gestarteten Damen mit Rang neun und einer herben Enttäuschung. Ob die Umstellung von der Halle in den Sand doch schwieriger ist als eigentlich gedacht, „kann ich nicht sagen. Es ist eine Herausforderung“, bemerkte Kozuch.
„Das Spiel im Sand hat eine ganz andere Dynamik“, sagte die Blockspezialistin. Auch mental stelle es ganz andere Anforderungen. Kozuch und die ehemalige Beach-Vizeweltmeisterin Borger sehen für sich noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. Für die Entscheidung in Timmendorfer Strand versprach Borger „eine Überraschung“.
Dass beide mit einem Titelerfolg auch die Abwesenheit der viel Aufmerksamkeit auf sich ziehenden Olympiasiegerinnen Laura Ludwig (Babypause) und Kira Walkenhorst (verletzt) nutzen könnten, spiele für sie keine Rolle. „Wir konzentrieren uns ganz auf das Sportliche“, betonte Abwehrspielerin Borger: „Ich sehe es eher als Start in die Olympia-Qualifikation.“ Es wird ein harter Fight, höchstens zwei deutsche Frauen-Duos dürfen 2020 nach Tokio fliegen. Und dafür gibt es mindestens fünf Bewerber-Teams, alle unter den Top 20 der Welt.
Als Vorteil sieht Kozuch in dem Rennen, dass ihr Verhältnis zum Deutschen Volleyball-Verband deutlich entspannter ist als bei ihrem Beach-Start. „Es ist vor allem sportlicher, fairer“, sagte Kozuch. „Definitiv“ habe das auch mit den Veränderungen an der Spitze des DVV zu tun. Ihr Beach-Einstand war durch einen Konflikt belastet, weil sich Borger/Kozuch nicht dem neuen zentralen System untergeordnet hatten. „Wir sind durch schwierige Zeiten gegangen“, betonte Kozuch.
Erst vor neun Monaten bekamen sie den Status als Nationalteam. Das eröffnete viel mehr Turnierteilnahmen weltweit - und genau die braucht „Meggie“ Kozuch bei ihrer weiteren Metamorphose besonders.