Anti-Doping-Experte: „Hochleistungssport ist Zirkus“

Frankfurt/Main (dpa) - Der Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel hat nach den jüngsten Enthüllungen in der Leichtathletik die Kommerzialisierung des Profisports kritisiert.

„Hochleistungssport ist Zirkus, ein eigenes Genre“, sagte der Pharmakologe in einem „Focus“-Interview. Superstars wie Usain Bolt sollten seiner Meinung nach bei eigenen, nicht staatlich geförderten Veranstaltungen starten, bei denen er dann sogar nichts gegen eine Legalisierung von Doping einzuwenden hätte. Wenn solche Stars „unter ärztlicher Aufsicht verbotene Substanzen nehmen, finde ich die Dopingmittel-Freigabe machbar“, sagte Sörgel.

Der Wissenschaftler fordert eine noch striktere Trennung von professionellem und vermeintlich normalem Sport, auch wenn er am Sonntag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa relativierte: „Natürlich bin ich nicht so naiv, zu glauben, dass die einen sich bis obenhin volldopen und die anderen gar nichts nehmen. Das ist ein Prozess von vier, fünf Jahren. Meine Hoffnung ist, dass die Leute der ständigen Show im Sport irgendwann überdrüssig werden.“

Sörgel setzt bei seinem Modell auf eine Art Abstimmung der Zuschauer. „Die, die dann richtige Sportler sehen wollen, gehen zu Veranstaltungen, die von den Verbänden streng geprüft und staatlich gefördert werden“, sagte er im „Focus“. „Wer diese neue Wettkampfform nicht will, bleibt bei den Zirkusnummern gedopter Sportler.“