ARD: Keine Leichtathletik-WM, aber Boxen und Golf?

Hannover (dpa) - ARD und ZDF müssen beim Sport sparen und zeigen keine Live-Bilder von der Leichtathletik-WM - das Erste will aber für einen Vertrag mit einem Box-Promoter tief in die Tasche greifen.

Dazu kommt das plötzliche Interesse am Golf.

Für die Leichtathleten muss es wie ein Tiefschlag wirken. ARD und ZDF zeigen aus Kostengründen keine Live-Bilder von den beiden kommenden Weltmeisterschaften, aber das Erste will einen Dreijahresvertrag mit einem Box-Promoter abschließen, der nach unbestätigten Medienberichten einen Wert von geschätzten 54 Millionen Euro haben soll. Der Kontrakt ist bereits verkündet, aber noch nicht gültig - denn er ist intern umstritten und noch nicht abgesegnet.

„Wir finden die Entscheidung unverständlich, dass für diese Veranstaltungen Geld keine Rolle spielt und für die olympische Kernsportart um jeden Euro geknausert wird“, sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) der Nachrichtenagentur dpa. Die Leichtathleten hatten zuletzt massiv protestiert, weil ARD und ZDF aus Kostengründen keine Bilder von einer der wichtigsten und größten Sportveranstaltungen der Welt eingekauft hatten.

Geschätzte zwölf Millionen Euro soll der Rechtehändler IEC in der bisher letzten Verhandlungsrunde für die WM 2011 in Südkorea und die WM 2013 in Russland verlangt haben. Mehr als viermal soviel soll es für den Sauerland-Stall geben, der im Gegenzug von 2013 bis 2015 je zehn bis zwölf Boxkämpfe für TV-Übertragungen im Ersten organisieren würde. Die ARD machte keine Angaben zum Volumen des Vertrags. Das ZDF war schon im vergangenen Jahr aus dem Boxen ausgestiegen.

„Man kann Sportrechte nicht nur danach beurteilen, um welche Sportart es sich handelt“, kommentierte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. „Inhaltliche Qualität, das Zuschauerinteresse und die Teilnahme attraktiver Protagonisten“ seien wichtige Argumente. Für TV-Rechte seien aber auch Angebot und Nachfrage wichtig: „Hinsichtlich der Leichtathletik-WM kann man deshalb nur konstatieren, dass es anscheinend bislang kein höheres Angebot in Deutschland für die TV-Rechte gab, ARD und ZDF demnach ein durchaus marktgerechtes Angebot abgegeben haben.“

Der Box-Vertrag wurde bereits vor einem knappen Monat in einer Pressemitteilung der ARD öffentlich gemacht. Doch er steht noch unter einem sogenannten Gremienvorbehalt. So fehlt die Zustimmung der Rundfunkräte von den ARD-Mitgliedern WDR, NDR und SWR. In einigen Sendern müssen bei derart hohen Summen die Kontrollgremien zustimmen.

Bislang liege nur die Zustimmung des MDR-Rundfunkrates vor, erklärte die WDR-Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi in einer Mitteilung. Und sie wies darauf hin, dass die „Vertragsverlängerung teilweise kontrovers diskutiert und weiterer Klärungsbedarf gesehen wird“.

Boxen ist bei den TV-Sendern beliebt, denn die Faustkämpfe sind auch ohne prominente Beteiligung Quotengaranten. Marktanteile von mehr als 20 Prozent sind keine Seltenheit. Vor allem RTL ist mit den Klitschkos sehr erfolgreich. Zuletzt hat auch Sat.1 sein Box-Engagement ausgebaut.

„Wir erreichen mit unseren ausgewählten Übertragungen ein Millionen-Publikum, darunter viele Jüngere und Menschen, die sonst nicht so häufig Das Erste sehen“, sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres zu dem Sauerland-Vertrag. „Das ist wichtig, denn wir sind für alle da.“

Interesse seitens der ARD besteht inzwischen auch an Golf. Durch die Erfolge von Martin Kaymer wird ein erhöhtes Zuschauerinteresse erwartet. Die deutschen TV-Rechte der wichtigsten Golf-Turniere liegen allerdings bei Sky, so dass die ARD bei dem Pay-TV-Sender Sub-Lizenzen erwerben müsste.