Böser Bube Benabbad: Trikot-Strip sorgt für Empörung
Zürich (dpa) - Mahiedine Mekhissi-Benabbad ist und bleibt die Skandalnudel der Leichtathletik-Szene. Mit seinem sinnlosen Trikot-Strip bei der EM in Zürich hat sich der Franzose einen Fauxpas geleistet und damit auch noch am Tag danach für Empörung gesorgt.
Auf dem Weg zu seinem dritten Titel über 3000 Meter Hindernis riss sich der 29-Jährige das Trikot vom Leib, nahm es dann sogar zwischen Zähne und stürmte als Erster durchs Ziel. Der Gold-Hattrick? Denkste! Eine Stunde später wurde Mekhissi-Benabbad disqualifiziert, als Hindernis-Europameister 2014 steht nun sein Landsmann Yoann Kowal in den Annalen.
„Eine närrische Geste“, kommentierte die französische Zeitung „Le Figaro“, der Jubel komme Benabbad teuer zu stehen. „Kein Trikot - keine Medaille“, stellte „Le Monde“ lapidar fest. Der Franzose selbst war sich wohl keiner Schuld bewusst. „Ich wollte jubeln, so wie die Fußballer ein Tor feiern“, sagte er. Die Gelbe Karte, die ihm die Jury sofort zeigte, war also ebenso berechtigt wie die spätere Disqualifikation aufgrund der IAAF-Regeln 125.5. (Gelbe Karte), 143.1 (korrekte Wettkampfkleidung) und 143.7 (Sichtbarkeit der Startnummer).
„Ob Verhöhnung des Gegners oder Selbstverherrlichung - beides gehört sich nicht“, sagte der deutsche 1500-Meter-Läufer Florian Orth, der mit Benabbad in einem Vorlauf antrat - beide zogen ins Finale ein. „Es gibt klare Regeln“, meinte Orth, „und an die hat sich auch ein Europameister zu halten.“
Das sah auch Medaillenkandidat Homiyu Tesfaye so. „Bei einer so großen Meisterschaft schaut die ganze Welt zu. Und gerade die Jugend soll ja von uns Sportlern etwas lernen“, meinte der 21 Jahre alte Frankfurter. „Ich habe Respekt vor seinen EM-Titeln“, sagte Tesfaye, „aber was er im Finale gemacht hat, das finde ich gar nicht gut.“
Schon vor zwei Jahren bei der EM in Helsinki war der Heißsporn unangenehm aufgefallen. Unmittelbar nach seinem Sieg schubste Benabbad das Maskottchen im Olympiastadion mit beiden Händen fast um - in dem Kostüm steckte ein 14-jähriges Mädchen. 2010 in Barcelona verlangte er vom Maskottchen, vor ihm niederzuknien und drückte es dann unsanft nieder. Eine Zehn-Monats-Sperre kassierte der Olympia-Zweite vor drei Jahren beim Diamond-League-Meeting in Monaco: Im Ziel des 1500-Meter-Rennens war Benabbad mit seinem Landsmann Mehdi Baala aneinander geraten.
„Ich finde die Disqualifikation absolut richtig. So ein Verhalten ist extrem unsportlich“, sagte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. „Dass er das Trikot dann auch noch zwischen die Zähe nimmt, ist ein unwürdiges Verhalten gegenüber den anderen Athleten. Ich finde es absolut richtig, dass die EAA hier ein Zeichen gesetzt hat. Das darf man nicht einreißen lassen.“
Einsichtig zeigte sich der Übeltäter nach seinem Vorlauf über 1500 Meter nicht gerade. „Ich habe heute Nacht schlecht geschlafen“, gab er in den Katakomben des Letzigrund-Stadions zwar zu. „Aber eigentlich gehörte der Sieg mir - ich hätte Geschichte schreiben können.“ Die Gelbe Karte nimmt er nun ins Finale über 1500 Meter mit: Bei dieser Europameisterschaft kann sich Benabbad keinen Fauxpas mehr leisten.