Bolt gerüstet und genervt: „Nur Doping, Doping, Doping“
Peking (dpa) - Mit einem breiten Grinsen lümmelt sich Usain Bolt auf die Couch, kurz darauf war der schnellste Mann der Welt doch ein bisschen angenervt.
„Alles, was ich in den letzten Wochen gehört habe, war immer nur Doping, Doping, Doping. Nichts über den Wettkampf“, sagte der Supersprinter bei seinem ersten öffentlichen Auftritt vor der Leichtathletik-WM in Peking. Im großen Saal eines Luxushotels blieb kein Platz frei. Gut und gern 30 TV-Kameras waren auf ihn gerichtet. Showtime.
Und Bolt? Der schien sein Comeback zu genießen. Vor zwei Jahren hatte er aus Frust über die nervige Doping-Diskussion noch alle öffentlichen Auftritte vor der Moskau-WM kurzerhand abgesagt. Diesmal wich der achtmalige Weltmeister keiner Frage aus. Einen Tag vor seinem 29. Geburtstag war der Jamaikaner echt gut drauf, mit seinen üblichen Späßchen übertrieb er es aber nicht. Auch die Party fällt am Freitag aus, denn einen Tag später muss der Olympiasieger zum 100-Meter-Vorlauf antreten.
Bolt wirkte fokussiert, aber trotzdem locker. Und sehr selbstbewusst. Nach dem zunächst frustrierenden Saisonverlauf muss er bald die wohl spannendste WM-Frage beantworten: Kann er US-Sprintveteran Justin Gatlin und seinen Landsmann Asafa Powell wieder bezwingen und seine drei WM-Titel von Moskau verteidigen? „Ich bin bereit“, versprach Bolt vor seiner Rückkehr ins imposante „Vogelnest“. Im chinesischen Nationalstadion hatte er 2008 seine ersten drei olympischen Goldmedaillen gewonnen. Drei weitere holte er 2012 in London.
„Ich habe gut trainiert und bin in starker Form“, sagte der Schützling von Glen Mills und grinste: „Mein Trainer ist glücklich, das ist ein gutes Zeichen.“ Auch am Start hat das Erfolgsduo aus Kingston weiter gearbeitet. Denn die ersten 50 Meter waren bisher die Problemzone des Supersprinters. „Das scheint jetzt genau zur richtigen Zeit zu klappen“, meinte der Weltrekordler über 100 (9,58 Sekunden) und 200 Meter (19,19 Sekunden).
Ist er nun der Saubermann und Gatlin Buhmann? Schon wieder Doping. „Das Thema ist jetzt total in den Mittelpunkt gerückt“, meinte Bolt. „Für mich ist das traurig, aber ich kann nichts dagegen machen.“ Er laufe für sich selbst. „Die Leute sagen, ich muss für den Sport siegen. Aber das hängt nicht allein von mir ab“, meinte der Jamaikaner. „Damit der Sport vorankommt, müssen alle Athleten Verantwortung übernehmen.“
Und Gatlin? Sein Dauerrivale ist schon 33 Jahre alt, nach zwei Dopingsperren kam der Amerikaner jedes Mal zurück und ist nun in der Form seines Lebens. Bolt sieht das eher unkritisch. „Es gibt Regeln. Er kann zurückkommen, er darf wieder laufen.“ Und außerdem: „Das geht mich nichts an, ob jemand in den Sport zurückkehren darf. Aus den politischen Dinge halte ich mich raus.“
Auf der ziegelroten Bahn will Bolt aber wieder mitmischen und allen zeigen, dass er erneut der Beste ist. Verletzungen bremsten seinen Tatendrang zu Saisonbeginn, durch die langen Trainingspausen kam er einfach nicht in Top-Form. Der Durchbruch kam spät, aber nicht zu spät: Beim Diamond-League-Meeting Ende Juli in London sprintete er im Vorlauf und im Finale jeweils 9,87 Sekunden. „Diese zwei Rennen haben mir viel Selbstvertrauen gegeben“, sagte Bolt.
Auch in punkto Ernährung ging es bei ihm voran: „Diesmal habe ich besseres Essen dabei, da brauche ich keine Chicken Nuggets mehr“, meinte er. „In China gibt es nun Hühnchen, Reis, Beef und all das Zeug.“